Russischer Raumfahrtkonzern „Energija“ am Rande des Bankrotts
Bitte keine inhaltlichen Veränderungen vornehmen. |
Moskau (Russland), 02.08.2007 – Der russische Technologie- und Weltraumkonzern „RKK Energija“ hat einen neuen Präsidenten. Vitali Lopota wurde gestern von der Hauptversammlung als Nachfolger des im Juni abgesetzten Nikolai Sewastjanow bestimmt. Ursache der Schwierigkeiten waren unter anderem Konflikte um die Entwicklung des von dem Konzern entwickelten Raumshuttles „Kliper“. Die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos hatte eine Ausschreibung zum Bau einer Raumfähre, für die die bemannte Raketenoberstufe Kliper gute Chancen hatte, kurzfristig gestoppt.
Nach seiner Amtsübernahme legte der neue Präsident Lopota auch die finanziellen Schwierigkeiten des Konzerns offen. Er prangerte die Misswirtschaft seines Amtsvorgängers mit den Worten an: „Der Finanz-Idealismus der Vergangenheit hat uns nicht auf den Mond, sondern an den Rand des Bankrotts gebracht.“ Lopota teilte gestern mit, das Unternehmen habe seine Kreditaufnahme 2005 bis 2007 verdoppelt. Während sich die Verbindlichkeiten vor zwei Jahren noch auf vier Milliarden Rubel beliefen, liege die Verschuldung jetzt bei 7,75 Milliarden Rubel (umgerechnet etwa 222 Millionen Euro). Angaben der russischen Nachrichtenagentur RIA Novosti zufolge fiel der Reingewinn des Konzerns im ersten Quartal dieses Jahres um 92,3 Prozent.
Der russische Raumfahrtkonzern produziert auch die Sojus-Kapseln, mit denen die Internationale Raumstation (ISS) versorgt wird. Energija ist auch verantwortlich für den Betrieb des russischen Segmentes der ISS. Europäische Experten gehen jedoch nicht davon aus, dass das Sojus-Programm und damit die Versorgung der ISS ernsthaft gefährdet ist.
Mit dem Austausch des Führungspersonals deutet sich offenbar auch ein Strategiewechsel des Unternehmens an. Lopota sieht nicht mehr den Mond als strategisches Ziel der russischen Raumfahrt. Nach Ansicht Juri Karaschs, eines russischen Raumfahrtexperten, wird Lopota ein Programm zur bemannten Raumfahrt forcieren. Dabei gerät der Mars in die weitere Zielplanung. Der erdnächste Planet ist nach Ansicht des Wissenschaftlers ein Schlüssel zur Weiterentwicklung der russischen Raumfahrt. So spannende Fragen wie die nach dem Ursprung des Lebens auf der Erde sowie die Perspektive einer künftigen Besiedlung seien mit der Erforschung des Mars verbunden.
Themenverwandte Artikel
Quellen
- aktuell.ru: „Raumfahrtkonzern mit neuem Chef und Mars-Programm“ (31.07.2007)
- tagesspiegel.de: „Russische Raumfahrt. Die Luft wird dünner“ (01.08.2007, 17:04 Uhr)
- de.rian.ru: „Russische Weltraumkorporation Energija verdoppelt aufgenommene Kredite“ (31.07.2007, 15:46 Uhr)