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Kathrin Hölzl ist erste deutsche Riesenslalomweltmeisterin seit 31 Jahren

aus Wikinews, einem freien Wiki für Nachrichten
Veröffentlicht: 22:10, 12. Feb. 2009 (CET)
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Weltmeisterin Kathrin Hölzl
Die Silbermedaille ging an Tina Maze
Bronzemedaillengewinnerin Tanja Poutiainen

Val-d’Isère (Frankreich), 12.02.2009 – Große Freude beim Deutschen Skiverband (DSV), denn erstmals seit acht Jahren gibt es wieder eine deutsche Einzel-Medaillengewinnerin zu feiern. Aber nicht wie erwartet Maria Riesch, sondern Kathrin Hölzl wurde diese Ehre bei der Alpinen Ski-WM zuteil. Mit zwei starken und fast fehlerfreien Durchgängen fuhr sie der gesamten Konkurrenz davon und errang den Riesenslalom-Weltmeistertitel vor der Slowenin Tina Maze.

Der Riesenslalom der Frauen konnte anders als der Team-Wettbewerb (Wikinews berichtete) wie geplant stattfinden, der erste Durchgang um 11:00 Uhr, der zweite Lauf um 13:30 Uhr. Auch ein von den Trainern geplanter Boykott wurde verhindert, da der Neuschnee die Piste weniger eisig gemacht hatte. Super-G- und Abfahrtsweltmeisterin Lindsey Vonn aus den Vereinigten Staaten konnte wie schon am Mittwoch angegeben nicht an den Start gehen, nachdem sie sich in Innsbruck einer Operation unterzogen hatte (Wikinews berichtete).

Zettel dominiert im ersten Durchgang

Mit der Kombinationsweltmeisterin Kathrin Zettel aus Österreich eröffnete gleich eine der Mitfavoritinnen den Wettkampf. Tatsächlich legte sie eine Zeit vor, die nicht mehr verbessert wurde. Es folgte die Italienerin Denise Karbon, Disziplinenweltcupsiegerin des Winters 2007/08. Sie kam nicht an Zettels Bestmarke heran und hatte letztendlich als Achte 1,39 Sekunden Rückstand. Karbons Landsfrau Manuela Mölgg, ebenfalls eine gute Riesenslalomfahrerin, schied aus, die danach startende Tanja Poutiainen aus Finnland hielt mit Zettel gut mit und schaffte mit nur vier Zehntelsekunden Rückstand den zweiten Rang. Die drei darauffolgenden Athletinnen hatten jeweils schon mehr als anderthalb Sekunden auf die Österreicherin verloren und verpassten die Top Ten. Erst der Lokalmatadorin Tessa Worley – auch sie triumphierte schon bei einem Weltcup – gelang wieder eine Zeit im Bereich von weniger als einer Sekunde Rückstand; sie platzierte sich nach dem ersten Durchgang auf einem guten fünften Platz, aus dem im zweiten Lauf durchaus ein Angriff auf die Medaillen möglich war. Anja Pärson, die auch schon einmal Weltmeisterin in dieser Disziplin war, fuhr in etwa so schnell wie Denise Karbon und wurde einen Platz hinter der Italienerin Neunte.

Mit Kathrin Hölzl folgte nun die erste Athletin des DSV. Der 24-jährigen Berchtesgadenerin gelang der bis dahin drittbeste Lauf, der sie mit nur 0,68 Sekunden Rückstand auf Zettel auch in eine Lauerposition brachte. Michaela Kirchgasser platzierte sich als zweitbeste Österreicherin auf dem siebten Rang; die zweimalige Silbermedaillengewinnerin Lara Gut aus der Schweiz schied mit Zwischenbestzeit als zweite Athletin aus. Die nächste Österreicherin, Titelverteidigerin Nicole Hosp, zeigte sich nach längerer Verletzungspause nicht wieder in Top-Form, zudem hatte sie Sichtprobleme, sodass sie als 29. nur knapp den zweiten Lauf erreichte. Anders Nicole Gius, die Italienerin wusste als Sechste zu überzeugen. Mit der Startnummer 16 ging Maria Riesch auf die Strecke in dem Ereignis, in dem ihr am wenigsten eine Medaille zugetraut wurde. Dennoch lieferte sie ein ordentliches Rennen ab und behielt als 13. noch alle Chancen auf ein Top-Ten-Ergebnis. Nur noch wenige Skiläuferinnen fuhren jetzt in die Top-15 vor, eine davon war die an Nummer 20 startende Viktoria Rebensburg: Die WM-Achte von vor zwei Jahren zeigte einen guten Durchgang und verdrängte mit nur 0,57 Sekunden Rückstand sogar Kathrin Hölzl noch vom dritten Rang. Die Slowenin Mateja Robnik schaffte als letzte Athletin noch den Sprung in die besten Zehn, Taina Barioz konnte Zwölfte und damit zweitbeste Französin werden. Alle fünf Österreicherinnen erreichten den zweiten Lauf, genauso wie die drei Deutschen. Von den vier Schweizerinnen beendeten dagegen drei das Rennen nicht, nur Andrea Dettling kam als 24. durch. Das große Teilnehmerfeld der 98 Starterinnen wurde von der iranischen Exotin Mitra Kalhor beschlossen, die 59. wurde. Insgesamt erreichten 61 Fahrerinnen das Ziel.

Die beiden besten Deutschen zeigten sich nach ihrem Auftritt im ersten Durchgang zufrieden. Viktoria Rebensburg, die sich vorgenommen hatte, „zu attackieren, Gas zu geben und Spaß zu haben“, war „sehr glücklich“. Auch Kathrin Hölzl, die „nicht so aufgeregt“ war, wollte im zweiten Lauf attackieren, sie hätte „ja nichts zu verlieren“.

Hölzl sorgt für Überraschungssieg

Den zweiten Lauf begann die Französin Marion Bertrand von Rang 30 aus mit einer Aufholjagd, in der sie zunächst sieben Plätze am Stück gutmachte. Sowohl Nicole Hosp als auch die letzte Schweizerin Andrea Dettling konnten die Zeit Bertrands, die vom Publikum angefeuert wurde, nicht verbessern. Erst die zweite Bertrand, Olivia (nicht mit Marion verwandt), konnte die erste Starterin vom Leaderplatz verdrängen. Mit Maruša Ferk kam nun die erste Slowenin, deren Trainer den zweiten Durchgang gesetzt hatte. Ferk profitierte jedoch nicht davon und so verblieb die französische Doppelführung. Ebenso wie die Slowenin fielen auch Sanni Leinonen (Finnland) und Julia Mancuso (USA) weiter zurück, Šárka Záhrobská setzte sich zwischen die beiden Bertrands. Die Britin Chemmy Alcott schied als erste Athletin im zweiten Durchgang aus, stieg jedoch noch einmal zurück und wurde so Letzte der im Ziel klassierten Athletinnen – sie hatte bereits mehr als zwanzig Sekunden auf Olivia Bertrand verloren.

Mittlerweile betrug der Vorsprung der jetzt startenden Athletinnen auf Bertrand schon mehr als 1,3 Sekunden. Tina Maze, die enttäuschende Fünfzehnte nach dem ersten Durchgang, gelang nun eine Spitzenfahrt, in der sie den Vorsprung auf über zwei Sekunden ausbaute. Als einzige Skiläuferin ihres Landes lief sie damit einen guten Durchgang auf dem Kurs ihres Trainers. Die Schwedin Maria Pietilä-Holmner wurde, wenn auch mit einem großen Rückstand von über einer Sekunde auf Maze, zwischenzeitliche Zweite, dann kam Maria Riesch. Sie lag bei den Zeitmessungen auf der Piste jeweils im Bereich Pietilä-Holmners, wenige Sekunden vor Ende des gut eine Minute dauernden Laufes schied sie jedoch aus. Wie zuvor Alcott stieg auch sie noch einmal hoch – die Athleten müssen auf Höhe des Tores zurück„klettern“, an dem sie gescheitert sind – wie zuvor Alcott hatte auch sie einen enorm großen Rückstand (etwa elf Sekunden). Taina Barioz, Zwölfte des ersten Durchgangs, fiel auf den dritten Rang zurück, von dem Elisabeth Görgl sie dann verdrängte. Als letzte Slowenin am Start stand Mateja Robnik, die noch weiter nach hinten rutschte. Anja Pärson fuhr im zweiten Lauf drei Sekunden langsamer als die immer noch vor Pietilä-Holmer führende Tina Maze und fiel auf den letztendlich 15. Rang zurück.

Ab Rang acht hatten die Experten den Athletinnen Medaillenchancen zugestanden, aufgrund ihres Spitzenlaufes boten sich diese mittlerweile auch schon Tina Maze. An deren Zeit kam auch Denise Karbon nicht heran, sie wurde aber immerhin Zweite mit 0,56 Sekunden Rückstand – damit verpasste sie zum Schluss nur äußerst knapp eine Medaille, sie wurde Vierte. Michaela Kirchgasser fuhr sechs Hundertstelsekunden langsamer als Karbon, die Sechste des ersten Durchgangs Nicole Gius stürzte, rutschte auf der steilen Piste einige Tore bergab und sah so als erste Läuferin des gesamten Durchgangs nicht die Ziellinie. Tessa Worley, die vom französischen Publikum stark angefeuert wurde, zeigte dafür, dass sie den rechten Stock verloren hatte, einen sehr guten Lauf und platzierte sich hinter Kirchgasser auf dem zwischenzeitlichen fünften Platz. Nun standen nur noch vier Athletinnen, darunter zwei Deutsche, oben am Start, die alle einen Vorsprung von mehr als 1,3 Sekunden auf Tina Maze mit auf die Strecke brachten. Kathrin Hölzl startete von ihnen als erste. Sie verlor pro Zwischenzeit, die alle zwanzig Sekunden gemessen wurde, vier Zehntelsekunden auf Maze. Nachdem sie kurz vor dem Ziel fast eine halbe Sekunde am Polster hatte, rettete sie noch 0,09 Sekunden ins Ziel. Dennoch übernahm sie die Führung vor der Slowenin, sodass klar war, dass eine deutsche Athletin eine Medaille gewinnen würde. Ob Hölzl oder Regensburg das erste Einzel-Edelmetall seit acht Jahren für den DSV holen würden und welche dies sein würde, entschied sich mit den letzten drei Starterinnen.

Als Dritte im ersten Durchgang ging Viktoria Rebensburg als drittletzte auf die Strecke. Zwar fuhr sie ordentlich, auf Hölzls Zeit verlor sie jedoch beträchtlich an Boden, sie fiel mit 1,25 Sekunden Rückstand noch hinter Pietilä-Holmner auf den nun siebten Platz zurück. Kathrin Hölzl konnte sich nun schon über eine sichere Medaille freuen, denn nur noch Tanja Poutiainen und Kathrin Zettel konnten sie vom ersten Platz verdrängen. Die Finnin war 29 Hundertstelsekunden schneller gewesen, diesen Vorsprung baute sie zunächst sogar noch aus. Ab der Hälfte der Piste verlor sie jedoch einiges an Zeit, im Ziel hatte sie 0,54 Sekunden Rückstand und war Dritte, sodass nun auch Tina Maze von Rang 15 aus eine Medaille sicher hatte. Kathrin Zettel, die im ersten Lauf die Bestzeit hingelegt hatte, schien schon bei den ersten Toren nervös, baute einen kleinen Fehler ein und verlor so die Hälfte ihres 0,68-Sekunden-Polsters. Auch danach schaffte sie es nicht, mit der Deutschen mitzuhalten, im Ziel fiel sie hinter Hölzl, Maze, Poutiainen, Karbon und Kirchgasser auf Rang sechs zurück und wurde noch nicht einmal beste Frau ihres Landes. Hölzl dagegen konnte sich nun von ihren Teamkolleginnen Rebensburg und Riesch feiern lassen, letztere nahm die nur 59 Kilogramm schwere Athletin auf die Schultern.

Die Siegerin meinte zu ihrer Leistung: „Wahnsinn, ich kann es noch gar nicht glauben. Ich habe der Tina Maze zugeschaut und gewusst, ich muss alles geben. Nach meinem Rennen habe ich gewusst, es reicht fürs Podium. Der zweite Durchgang war noch viel brutaler, die Piste war viel schwieriger. Ich werde heute auf jeden Fall ein bisschen feiern, habe aber noch ein Rennen, deshalb gebe ich nicht Vollgas.“ An den letzten drei Tagen der Ski-WM stehen noch der Riesenslalom der Männer sowie die beiden Slaloms an. Bundestrainer Matthias Berthold hat auch dort Hoffnungen: „Der Hang liegt uns. Ich hoffe nun, dass sich auch der Druck beim restlichen Team löst.“

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Quellen