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KZ-Aufseherin nach 60 Jahren enttarnt

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Artikelstatus: Fertig 18:29, 20. Jan. 2007 (CET)
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San Francisco (Vereinigte Staaten) / Ludwigsburg (Deutschland), 20.01.2007 – Elfriede Huth – heute Elfriede Rinkel –, Aufseherin eines deutschen Konzentrationslagers während der Nationalsozialistischen Diktatur, ist in Kalifornien enttarnt worden. Die heute 84-Jährige, die in Nob Hill in San Francisco wohnte, soll von Juni 1944 bis Mai 1945 in Ravensbrück mit einem Schäferhund Häftlinge bewacht haben.

Das Konzentrationslager Ravensbrück war das größte Konzentrationslager für Frauen. Dort wurden 132.000 Frauen und Kinder sowie 20.000 Männer gefangen gehalten. 1945, als Rinkel dort arbeitete, wurden tausende Gefangene auf Anordnung der SS in Gaskammern getötet.

Nachdem sie in den 1950-ern in die Vereinigten Staaten gezogen war, lernte sie dort ihren späteren Ehemann Fred Rinkel kennen, der im Januar 2004 verstarb. Fred Rinkel war ein aus Deutschland geflohener Jude. Es wird vermutet, dass er nie von der Vorgeschichte seiner Frau erfahren hat, die angab, später neben ihm beerdigt werden zu wollen.

Am 4. Oktober 2004 wurde Elfriede Rinkel vom Office of Special Investigations besucht, einer Organisation, die nationalsozialistische Verbrecher und Verbrecherinnen verfolgt. Frau Rinkel gestand, im Konzentrationslager Ravensbrück gearbeitet zu haben. Dort habe sie sich freiwillig als Hundeführerin gemeldet, da diese Tätigkeit besser bezahlt gewesen sei als gewöhnliches Aufsehertum. Sie behauptete, sich immer korrekt verhalten zu haben.

Die Vereinigten Staaten einigten sich mit Rinkel darauf, dass sie für immer die Vereinigten Staaten verlässt und ihre Greencard zurückgibt. Dafür sahen die Vereinigten Staaten von einer weiteren Verfolgung ab. Elfriede Rinkel reiste nach Deutschland zurück. Erst nach ihrer Abreise informierten die Behörden der Vereinigten Staaten die deutschen Behörden. Nachdem sie einige Zeit auf einem Bauernhof im Rheinland bei Verwandten verbrachte, reiste Rinkel vermutlich in die Schweiz, wo sie sich heute befinden soll.

Insa Eschenbach, eine Historikerin und Direktorin der Gedenkstätte des KZ Ravensbrück, hält dies für eine Schutzbehauptung. Hunde dienten in den Konzentrationslagern als Waffe, die rücksichtslos eingesetzt werden konnten. Einige Aufseherinnen ließen die Tiere auf Gefangene los, denen sie mit manchmal tödlichen Folgen schwere Bissverletzungen am ganzen Körper zufügten.

Die heute 83-jährige KZ-Überlebende Helga Luther berichtete von zwei Aufseherinnen, die Neuankömmlinge zusammen mit SS-Männern empfingen. Bei ihrer Ankunft in Ravensbrück roch es nach verbranntem Fleisch und Feuer. Dabei wurden die Gefangenen von den Aufseherinnen als „Drecksstücke“ bezeichnet.

Oftmals mussten Häftlinge stundenlang in der Kälte strammstehen, so Luther weiter. Durch eine Öffnung im Schritt mussten dabei die Häftlinge urinieren und defäkieren. Die Ausscheidungen wurden später mit Kies überschüttet.

Da andere Verbrechen verjährt sind, prüft die Zentralstelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen in Ludwigsburg derzeit nur, ob sich bei Elfriede Rinkel Mord oder Beihilfe zum Mord nachweisen lässt. Falls dies nachgewiesen werden kann, droht der heute 84-Jährigen eine lebenslange Freiheitsstrafe. Auch das Simon-Wiesenthal-Zentrum in Jerusalem pocht auf ein Gerichtsverfahren.

Quellen