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John Demjanjuk ist in Deutschland

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Veröffentlicht: 21:15, 13. Mai 2009 (CEST)
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Grundriss des Vernichtungslagers Sobibor

München (Deutschland), 13.05.2009 – John Demjanjuk wurde am 12. Mai 2009 in die Bundesrepublik Deutschland überstellt. Nachdem er am Abend des 11. Mai 2009 (Ortszeit) von Justizbeamten von seinem Haus in Seven Hills mit einem Krankenwagen zur Einwanderungsbehörde gebracht wurde, wartete bei Burke Lakefront ein Lazarettflugzeug auf ihn. Um 9:13 Uhr landete die gecharterte Maschine am Dienstag in München. Die Abschiebung nach Deutschland versuchte Demjanjuk zuvor unter Hinweis auf seine gesundheitliche Konstitution zu verhindern.

Der 89-Jährige, dem von der Staatsanwaltschaft vorgeworfen wird, von März bis September 1943 im Vernichtungslager Sobibor zum Mord an 29.000 Juden beigeholfen zu haben, befindet sich nun in der Justizvollzugsanstalt München-Stadelheim auf der Krankenstation in Untersuchungshaft. Ihm droht bei einer Verurteilung eine Freiheitsstrafe zwischen drei und fünfzehn Jahren. Derzeit ist jedoch noch nicht geklärt, ob Demjanjuks Gesundheitszustand überhaupt ein Verfahren zulässt.

Oberstaatsanwalt Anton Winkler möchte innerhalb weniger Wochen Anklage erheben. Er zeigte sich zuversichtlich, dass es einen Prozess geben wird. Auch Charlotte Knobloch, die Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, sprach sich für ein baldiges Verfahren aus. Sie betonte, dass nicht Rache, sondern Gerechtigkeit, das Ziel sei. Dazu wurde bereits am Dienstag der zur Tatzeit 15-Jährige Zeuge Thomas B. vernommen, dessen Familie in Sobibor ermordet wurde. Er kann sich zwar an das überaus brutale Vorgehen der Wachleute erinnern, jedoch nicht an Demjanjuk selbst. Ein Wachmann aus Sobibor könnte sich jedoch als wichtiger Zeuge erweisen. Die Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen und die Staatsanwaltschaft haben daneben auch Indizien gesammelt, so einen lange Zeit umstrittenen Dienstausweis, der Demjanjuk gehört haben soll. Demjanjuk gibt an, niemals in Sobibor gewesen zu sein.

Unterdessen wurde bekannt, dass offenbar zwei weitere mutmaßliche NS-Kriegsverbrecher ermittelt wurden. Die Vereinigten Staaten hatten im März 2009 umfangreiches Beweismaterial an die deutschen Ermittler überreicht, darunter auch ein Dokument, in dem ein heute in den Vereinigten Staaten lebender Verdächtiger Patronen für Judenerschießungen bestellt. Auch dieser beteuert, Opfer einer Verwechslung zu sein. Der andere Verdächtige lebt derzeit in Österreich, wo anders als in Deutschland die Gefahr einer Verjährung besteht. Weitere Verdächtige könnten durch Ermittlungen in Chile ausgemacht werden, zu denen zwei Ermittler noch in dieser Woche reisen wollen.

Seit 1958 hat die deutsche Staatsanwaltschaft 17.856 Verfahren wegen NS-Verbrechen geführt. Welt online gibt an, dass bei 106.000 Ermittlungsverfahren seit 1945 6.500 NS-Täter verurteilt wurden. Dabei sei jedoch zu beachten, dass von Westalliierten verurteilte Täter in Deutschland aus rechtlichen Gründen nicht angeklagt werden konnten.

Die Nürnberger Prozesse fanden von 1945 bis 1949 statt.

Dennoch ist der Prozess gegen Demjanjuk nicht der einzige spektakuläre Fall seit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland: 1958 mussten sich zehn NS-Verbrecher wegen Massenerschießungen verantworten. Die im gleichen Jahr gegründete „Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen“ sorgte durch ihre Ermittlungen für die Auschwitzprozesse 1963 bis 1968. Von 1979 bis 1980 musste sich Kurt Lischka verantworten, der zu zehn Jahren Haft verurteilt wurde. 1992 wurde schließlich Josef Schwammberger zu lebenslanger Haft verurteilt, ein weiterer Prozess gegen ihn wurde 1996 nicht mehr zugelassen. Julius Viel wurde 2001 zu zwölf Jahren Haft verurteilt. Auch Friedrich Engel wurde noch in hohem Alter angeklagt und 2002 zu sieben Jahren Haft verurteilt. Demjanjuks Prozess könnte nun der letzte große NS-Prozess sein, mutmaßt Welt online.

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Quellen