Grablichter für das Weltkriegsmuseum in Danzig
Bitte keine inhaltlichen Veränderungen vornehmen. |
Danzig (Polen), 10.04.2017 – Nach der Entscheidung durch das Oberste Verwaltungsgericht vom 5. April 2017 bekam der polnische Minister für Kultur und nationales Erbe freie Hand das „Museum des Zweiten Weltkriegs“ in Danzig mit dem „Museum der Westerplatte und des Kriegs 1939“ zu vereinigen. Bereits am Tag darauf verfügte Minister Piotr Gliński die Zusammenlegung beider Museen. In den Morgenstunden stellten besorgte Bürger vor dem Museum Grablichter auf und flochten Bänder in den Nationalfarben weiß und rot in das Treppengeländer vor dem Haupteingang. Gegenüber WIKINEWS teilte Gründungsdirektor Paweł Machcewicz am 6. April mit, dass ihm mit sofortiger Wirkung gekündigt worden sei und er seinen letzten Arbeitstag gegen 19 Uhr beenden werde.
Das Konzept des „Museums des Zweiten Weltkriegs“ wurde unter der liberal-konservativen Regierung von Donald Tusk entwickelt. Machcewicz, Historiker und Tusk-Vertrauter erhielt freie Hand und entwarf ein Museum, das die Geschichte des gesamten Zweiten Weltkriegs darstellt. Für diese Konzeption konnten weltweit Experten und Leihgeber gewonnen werden. Am 1. September 2012 erfolgte die Grundsteinlegung. In die Fertigstellung des Museums wurden bis März 2017 etwa 100 Millionen Euro investiert.
Diese internationale Ausrichtung entsprach jedoch nicht den Absichten der rechts-konservativen Regierung nach dem Regierungswechsel im November 2015. Im April 2016 gab Gliński, der auch das Amt des Vize-Ministerpräsidenten inne hat, bekannt das Weltkriegs-Museum dem Westerplatte-Museum, das erst am 22. Dezember 2015 gegründet wurde, zu unterstellen. Letzteres ist ein Museum in Gründung, das die Aufgabe erhalten hatte bis 2019 die Ausstellung auf der Danziger Westerplatte zu erneuern. Machcewicz hat nur durch das Internet von diesen Plänen erfahren.
Es folgte ein Tauziehen vor verschiedenen Gerichten in dessen Rahmen Machcewicz bereits am 24. Januar 2017 eine kurzfristige Kündigung erhielt. Einen Tag zuvor präsentierte er sein Konzept, der zu 80 Prozent fertigen Dauerausstellung, bei einer inoffiziellen Eröffnung des Museums. Letztendlich konnte er doch noch im Amt bleiben und sein Museum am 23. März 2017 offiziell eröffnen. Am 6. April wurde der Historiker Karol Nawrocki vom Ministerium als sein Nachfolger ernannt.
Zum Museum des Zweiten Weltkriegs erklärte die Regierung, dass dieses nicht aufgelöst werde. Bei einer Umgestaltung im nationalen Interesse könnten Leihgeber ihre Ausstellungsstücke zurückfordern. Auch hatte der liberale Danziger Stadtpräsident Paweł Adamowicz angedroht das Grundstück zurückzufordern, jedoch könnte er Umfragen zufolge 2018 durch einen Rechtskonservativen abgelöst werden.
Mit dem Kampf um die Westerplatte hatte 1939 der Zweite Weltkrieg in Danzig begonnen, im Danziger Werder, unweit des Konzentrationslagers Stutthof endeten 1945 die europäischen Kampfhandlungen.
Originäre Berichterstattung | |
Dieser Artikel enthält Journalismus aus erster Hand. Details befinden sich auf der Diskussionsseite. |