Gemischte Gefühle bei der deutschen Konjunktur
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Deutschland, 11.05.2024 – Die aktuelle Stagnation der deutschen Wirtschaft lässt keine Aussicht auf eine baldige Besserung erkennen. Erst im Februar wurde die offizielle Prognose für das Wirtschaftswachstum im Jahr 2024 durch das Wirtschaftsministerium von 1,3 auf 0,2 Prozent gesenkt, nachdem die Wirtschaftsleistung im letzten Quartal 2023 um 0,3 Prozent zurückgegangen war.
Das seit zwei Jahren bestehende und stetig steigende Auftragsdefizit erholte sich auch im März nicht, sondern stieg im Gegenteil weiter an. Bei einer Betrachtung der Daten ohne Berücksichtigung von irregulär auftretenden Großaufträgen zeigt sich jedoch eine minimale Steigerung der Auftragszahlen gegenüber dem Februar. Trotz einer leichten Steigerung des Wirtschaftswachstums in den ersten drei Monaten des Jahres 2024 prognostiziert Ralph Solveen, Wirtschaftsforscher bei der Commerzbank, aufgrund des anhaltenden Auftragsmangels und der daraus resultierenden Umsatzrückgänge ein erneutes Schrumpfen der Konjunktur.
Konträr dazu ist eine überraschend starke Zunahme der Exporte und Importe zu verzeichnen; insbesondere in die USA und nach China wurde mehr verkauft. Zudem sorgte die ungewöhnlich milde Witterung für einen stärkeren Februar in der Bauwirtschaft. Diese beiden Faktoren gelten als Hauptursachen für das Wachstum von 0,2 Prozent im ersten Quartal. Trendbildungen sind jedoch nicht zu erwarten, da die Exporterwartungen des ifo-Instituts für April und die Folgemonate bereits wieder stark rückläufig sind und die Witterungseffekte keinen nachhaltigen Einfluss auf die Baukonjunktur haben. Der globale Aufschwung sei in Deutschland noch nicht angekommen. Die Deutsche Bundesbank führt in ihrem April-Bericht die anhaltende Stagnation auf wirtschaftspolitische Faktoren, hohe Finanzierungskosten und eine sinkende Nachfrage nach deutschen Produkten zurück. Zusammenfassend verbessere sich die Konjunktur zwar, sei aber im Kern noch schwach.
Einige Experten zeigen sich allerdings auch zuversichtlich. Max Hanisch vom Gesamtverband der Versicherer erwartet eine konjunkturelle Wende bereits in diesem Jahr und begründet dies, neben den bereits oben genannten Faktoren für einen guten Jahresstart, auch mit der zu erwartenden Zinssenkung durch die EZB im Juni sowie einer sinkenden Inflation in der Eurozone, die zu einer Lockerung in der Geldpolitik führen soll. Detlev Landmesser, Mitglied der ARD-Finanzredaktion, geht nicht davon aus, dass sich die gegenwärtige Situation kurzfristig verbessern wird. Allerdings gebe es Anzeichen dafür, dass sich die Wirtschaft in eine andere Richtung entwickele. Die PMI-Indizes von S&P Global, die ein Bild davon geben, wie Unternehmen ihre Lage einschätzen, sind auf dem höchsten Stand seit 12 Monaten und deuten sowohl in Deutschland als auch in Europa auf zunehmende Geschäfte hin. Auch in Umfragen unter Führungskräften, durchgeführt vom ifo-Institut, lässt sich ein eindeutiger Aufwärtstrend beobachten. Zudem ist in Deutschland bei nachlassender Inflation wieder ein Anstieg des Konsums zu verzeichnen. Dieser macht einen großen Teil des Bruttoinlandsprodukts aus.
Langfristig gesehen dürfte die deutsche Wirtschaft also auf Erholungskurs sein. Ein weiteres Schrumpfen, wie im letzten Jahr, bleibt der deutschen Wirtschaft wohl erspart. Auch wenn die aktuellen Trends stetig weitersteigen, kann es bis zu einer signifikanten Besserung aber noch einige Zeit dauern.
Quellen
[Bearbeiten]- tagesschau.de: „Habeck zur Konjunkturprognose: "Dramatisch schlecht"“ (14.02.2024)
- Frankfurter Allgemeine Zeitung: „Schwache Konjunktur: Weniger Aufträge für die deutschen Industrie“ (07.05.2024)
- Börsen-Zeitung: „Auftragseingang und Außenhandel: Gemischtes Konjunkturbild für die deutsche Industrie“ (07.05.2024)
- Deutsche Bundesbank: „Deutsche Konjunktur verbessert sich leicht, aber im Kern noch schwach“ (18.04.2024)
- Gesamtverband der Versicherer: „Konjunktur & Märkte: Endlich bessere Konjunktursignale aus Deutschland“ (06.05.2024)
- tagesschau.de: „Deutsche Konjunktur: Die Erholungszeichen mehren sich“ (07.05.2024)