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Fußball-WM: Portugal deklassiert Nordkorea

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Veröffentlicht: 17:02, 3. Jul. 2010 (CEST)
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Kapstadt / Johannesburg / Port Elizabeth (Südafrika), [[Kategorie:{{{9}}}]]{{{9}}} – Mit einem 7:0-Kantersieg hat Portugal das Team aus Nordkorea deklassiert. Spanien setzte sich gegen Honduras mit 2:0 durch. Chile gewinnt 1:0 durch einen Strafstoß gegen die Schweiz. Der Ärger im und um das französische Team und die Suspendierung von Nicolas Anelka erfuhr seine Fortsetzung.

Portugal - Nordkorea
7:0 (1:0)

Die rund 60.000 Zuschauer im Dauerregen von Kapstadt sahen einen wahren Torregen, den Portugal über Nordkorea niedergehen ließ. Schiedsrichter Pablo Pozo aus Chile bedachte beide Mannschaften mit jeweils zwei gelben Karten. Portugal hat sich damit eine gute Ausgangsposition verschafft, um in das Achtelfinale des Turniers einzuziehen. „Es war heute wichtig, so viele Tore zu schießen“, sagte Portugals Trainer Carlos Queiroz. Grund zum Jubeln hat er: selbst eine Niederlage im letzten Gruppenspiel gegen Brasilien würde die Portugiesen weiterkommen lassen, sofern nicht im zeitgleich stattfindenden Spiel die Mannschaft von der Elfenbeinküste nicht ähnlich viele Tore gegen die Nordkoreaner schießen würde. Das Ausscheiden Nordkoreas steht nach der zweiten Niederlage bereits fest.

Vorläufige Tabelle der Gruppe G
Rang Land Tore Punkte
1 Brasilien Brasilien 5:2 6
2 Portugal Portugal 7:0 4
3 Elfenbeinküste Elfenbeinküste 1:3 1
4 Nordkorea Nordkorea 1:9 0

Mit einer auf vier Positionen veränderten Mannschaft – Tiago, Miguel, Simão und Hugo Almeida ersetzten Deco, Paulo Ferreira, Danny und Liédson – gingen die Portugiesen in das Spiel und zwangen die Nordkoreaner vom Beginn an in die Defensive. Die erste Tormöglichkeit hatte Portugal in der dritten Minuten durch Christian Ronaldo. Nach einem Eckball in der siebten Minute hatte Innenverteidiger Ricardo Carvalho die Möglichkeit, das Führungstor zu erzielen. Sein Kopfstoß traf jedoch nur den Pfosten. Die Nordkoreaner hatten in der elften Minute die erste gefährliche Situation für das portugiesische Tor, doch Cha Jong-hyoks Distanzschuss aus 25 Metern ging jedoch etwa einem Meter am Tor vorbei. Weitere Tormöglichkeiten ergaben sich für die Nordkoreaner in der 18. Minute durch Hong Yong-jo und Ji Yun-nam. Doch schließlich war es Raul Meireles vom FC Porto, der nach einem Zuspiel von Tiago aus zehn Metern mit einem Flachschuss das Führungstor für die Portugiesen erzielte. Die Westeuropäer hatten in der Folge das Spiel unter Kontrolle und erspielten sich weitere Möglicheiten, ein weiteres Tor fiel jedoch in der ersten Halbzeit nicht mehr.

Die erste Torchance in der zweiten Halbzeit hatte in der 53. Minute Almeida, doch sein Schuss verfehlte das Tor knapp. In derselben Minute nutzte Simão ein Zuspiel von Meireles und schoss zwischen den Beinen des herauseilenden nordkoreanischen Torhüter hindurch ins Tor. In der 57. Minute erhöhte Almeida nach einer Flanke von Coentrao mit einem Kopfball und vier Minuten später traf Tiago. Auch die letzten drei Tore der Partie fielen innerhalb weniger Minuten durch Lieson (81.), Ronaldo (87.) und Tiago (89.). Für Ronaldo endete damit eine Durststrecke von elf Länderspielen, in der der Stürmer torlos geblieben war.

Das 7:0 ist der höchste Sieg in der Geschichte der portugiesischen Fußball-Nationalmannschaft. Den Nordkoreanern gelang im zweiten WM-Spiel gegen Portugal die Revanche für Niederlage bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1966 nicht. Damals unterlagen die Asiaten mit 5:3, nachdem sie bereits mit 3:0 geführt hatten. Der Matchwinner für die Portugiesen war seinerzeit Eusébio, der vier der fünf portugieischen Tore erzielte.

Chile - Schweiz
1:0 (0:0)

34.872 Zuschauer verfolgten im Nelson-Mandela-Bay-Stadion in Port Elizabeth die Arbeit des saudi-arabischen Schiedsrichters Khalil Ibrahim Al Ghamdi, der neun Gelbe Karten zückte – sechs für die Südamerikaner und dreimal für einen schweizerischen Spieler – und darüber hinaus den Schweizer Behrami vom Platz stellten. Deutlich unzufrieden mit der Arbeit des Schiedsrichters äußerte sich nach dem Spiel der Trainer der Schweizer, Otmar Hitzfeld: „Die Rote Karte war aus meiner Sicht keine. Das war nicht mal eine Gelbe. Ich finde, dass bei einer WM nur die besten Schiedsrichter pfeifen sollten, die auch sonst in den großen Ligen pfeifen – und nicht irgendwo am Strand.“

Beide Mannschaften gingen zunächst vorsichtig in das Spiel. Die Verhinderung eines frühen chilenischen Führungstors haben die Schweizer ihrem Torhüter Diego Benaglio zu verdanken, der zunächst Arturo Vidals Schuss abwehrte und dann den Nachschuss von Carlos Carmona hielt. Die chilenische Abwehr verhinderte ein Durchkommen der Schweizer im Mittelfeld. Nach einem zu kurzen Rückpass von Verteidiger Mauricio Isla in der 28. Minute konnte Chiles Torwart Claudio Bravo nur mühsam gegen den heransprintenden schweizerischen Stürmer Blaise Nkufo abwehren. Drei Minuten später zeigte Schiedsrichter Al-Ghamdi Behrami die Rote Karte, nachdem dessen Arm ins Gesicht Vidals gefahren war. Gegen zehn Schweizer kamen die Chilenen nur stärker ins Spiel und Hitzfeld ersetzte Stürmer Alexander Frei in der 42. Minute durch Tranquillo Barnetta.

Nach der Pause spielte statt Vidal und Humberto Suazo die offensiveren Spieler Mark González und Jorge Valdivia. Sanchez erzielte in der 49. Minute ein Tor, das der saudi-arabische Schiedsrichter jedoch nicht gab, weil drei Chilenen im Abseits standen. In der 56. Minute parierte Benaglio eine Möglichkeit von Sanchez nach einem Abwehrfehler von Stephane Grichting. In der 65. Minute nahm Chiles Trainer Mittelfeldmann Matías Fernández vom Platz und brachte dafür den Stürmer Esteban Paredes ein, drei Minuten später wechselte Hitzfeld Nkufo gegen Eren Derdiyok aus.

Die Chilenen drängten weiter nach vorne. In der 75. Minute spielte Paredes den nach vorne gelaufenen Torwart Benaglio an der Strafraumgrenze aus und flankte an den langen Pfosten, wo González den Ball mit dem Kopf in das Tor beförderte. Auf den Rückstand reagierte Hitzfeld mit der Einwechslung von Albert Bunjaku, der in der 77. Minute für Gelson Fernandes kam. Paredes verfehlte in der 84. Minute und fünf Minuten später das Tor. Den Ausgleich auf dem Fuß hatte Derdiyok den Ausgleich kurz vor dem Abpfiff, hielt jedoch dem Druck nicht stand, sodass es beim 1:0 blieb.

Vorläufige Tabelle der Gruppe H
Rang Land Tore Punkte
1 Chile Chile 2:0 6
2 Spanien Spanien 2:1 3
3 Schweiz Schweiz 1:1 3
4  Honduras 0:3 0
Spanien - Honduras
2:0 (1:0)

54.386 Zuschauer waren im Ellis-Park-Stadion in Johannesburg, als der japanische Schiedsrichter Yūichi Nishimura zwei gelbe Karten für Honduras vergab und Spaniens David Villa in der 62. Minute einen Strafstoß nicht verwandeln konnte. Villa traf dennoch zweimal. Spaniens Trainer del Bosque erklärte nach dem Spiel, der Sieg sei wichtig gewesen und die Mannschaft sei „mit dem Ergebnis zufrieden“.

Der amtierende Europameister Spanien ging mit den beiden Stürmern Villa und Fernando Torres offensiv in das Spiel. Glück hatten die Zentralamerikaner, als Villas Fernschuss in der siebten Minute aus 25 Metern nur die Querlatte traf. Glück hatten auch die Spanier, als nach einem Steilpass von Walter Martínez David Suazo auf das spanische Tor zustürmte, doch der herauseilende spanische Torhüter Iker Casillas konnte Suazos Angriff an der Strafraumgrenze stoppen. Der sich anschließende Konter führte die Spanier bis in den Strafraum von Honduras. Villa verlud drei Verteidiger und schoss dann ins lange Eck. Spanien blieb auch nach dem Führungstor offensiv, vor allem über die Flügel, doch konnte die Mannschaft ihre Überlegenheit nicht ausnutzen, um Tore zu erzielen. Nach einer halben Stunde war dann die Luft raus aus dem spanischen Angriffsspiel. Glück hatte Villa, als der japanische Schiedsrichter seine Tätlichkeit gegen Emilio Izaguirre nicht sah.

Reynaldo Rueda, der Trainer der Honduraner, brachte nach der Halbzeitpause mit Georgie Welcome einen zweiten Stürmer, doch häufige Ballverluste machten die Bemühungen zunichte, zum spanischen Tor vorzudringen. Ein Ballverlust leitete auch das 2:0 in der 51. Minute ein, das Villa mit einem Schuss aus 20 Metern Torentfernung erzielte. Osman Chávez hatte den Ball noch abgefälscht. In der 62. Minute wurde Jesús Narvas von Izaguirre im Strafraum gefoult und Schiedsrichter Nishimura entschied auf Strafstoß. Villa schoss jedoch rechts am Tor vorbei. In der 66. Minute wurde der Schuss von Cesc Fàbregas, der direkt zuvor für Xavi eingewechselt wurde, auf der Torlinie abgewehrt, Sergio Ramos traf wenig später nur knapp am Tor vorbei. In der Schlussphase spielten die Spanier nur auf ein Halten des Torstandes. Eine weitere Chance auf sein drittes Tor im Spiel ließ sich Villa in der 87. Minute entgehen, als Sergio Mendoza seinen Schuss in höchster Not blockte.

Frankreichs Nationalmannschaft in Unordnung

Frankreichs Nationaltrainer Raymond Domenech rechnete damit, dass einige seiner Spieler beim letzten Gruppenspiel gegen Südafrika nicht auflaufen wollen. Domenech beschuldigte die entsprechenden Spieler der „Blödheit“. Die Chancen Frankreichs auf ein Weiterkommen sind nach zwei Gruppenspielen gering. Nur wenn sich Mexiko und Uruguay nicht unentschieden trennen würden, bestanden für die „Bleus“ noch Chancen – und auch das nur bei einer ausreichend hohen Torzahl gegen Südafrika. „Profis müssen ein Vorbild sein. Was die Spieler gemacht haben, war dumm“, kritisierte Domenech den Trainingsboykott vom 19. Juni. Unmittelbar nach dem Abbruch des Trainings war Teammanger Jean-Louis Valentin zurückgetreten.

Von der französischen Presse wurde die Situation im französischen Team teilweise deutlich kritisiert. Für „Le Figaro“ hat sich das französische Team vor der ganzen Welt lächerlich gemacht und für „Le Parisien“ ist es „schon unerträglich, das schlechteste Team bei einer WM zu stellen. Aber auch noch das dümmste zu haben, ist“ für die Zeitung nicht tolerierbar. Ähnlich schonungslos sind auch ehemalige Nationalspieler. Emmanuel Petit bezeichnete die Vorgänge als „total unprofessionell“ und „traurig, beschämend“. Zinédine Zidane schimpfte, „wir sind hier bei einer WM. Da muss man sich doch zusammenreißen.“

Verärgerung hat die Mannschaft auch bei Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy hervorgerufen. Er entsandte die Wirtschaftsministerin und frühere Synchronschwimmerin Christine Lagarde nach Südafrika. Diese kündigte an: „Die Zeit der Disziplinarmaßnahmen wird kommen.“ Sportministerin Roselyne Bachelot forderte wegen der „Empörung der Franzosen“ im französischen Staatsfernsehen TF1 von der Mannschaft die „Wahrung der Würde“. Die Kommunistische Partei Frankreichs bezeichnete die Vorgänge als „allgemeine Bankrotterklärung“, die rechtsextremistische Front National sprach von der „weltweiten Demütigung unserer Nation“.

Konsequenzen hat das Chaos in der französischen Nationalmannschaft wohl auch bei den Sponsoren. Crédit Agricole hat angekündigt, die „Equipe Tricolore“ nicht mehr finanziell unterstützen zu wollen.

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In der Wikipedia gibt es den weiterführenden Artikel „Fußball-Weltmeisterschaft 2010“.

Quellen