Abschlussbericht zum Flugzeugabsturz der Maschine des polnischen Präsidenten Kaczyński vorgelegt
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Moskau (Russland), 12.01.2011 – Die russische Kommission zur Untersuchung des Flugzeugabsturzes des ehemaligen polnischen Präsidenten Lech Kaczyński am 10. April 2010 übergab heute in Moskau ihren 20.000 Seiten starken Abschlussbericht an Vertreter der polnischen Regierung. Der Bericht enthält brisante Schlussfolgerungen. Danach soll der Kommandeur der polnischen Luftwaffe, Andrzej Błasik, der als Mitglied der polnischen Delegation an Bord war, angetrunken gewesen sein und die Piloten des Flugzeugs trotz eines vom Tower des Zielflughafens ausgesprochenen Landeverbots zur Landung der Präsidentenmaschine veranlasst haben. Błasik soll 0,6 Promille Alkohol im Blut gehabt haben.
Alle 96 Passagiere der Tupolew Tu-154, darunter viele hochrangige Vertreter des öffentlichen Lebens Polens, waren bei dem Absturz ums Leben gekommen. Die polnische Delegation war auf dem Weg zu einer gemeinsamen polnisch-russischen Gedenkfeier in Katyn (20 Kilometer westlich von Smolensk in Westrussland gelegen[1]), wo während des 2. Weltkriegs ein Massaker der sowjetischen Armee an 22.000 Polen verübt worden war.
Die verantwortlichen Fluglotsen im Tower des westrussischen Flughafens Smolensk hatten der Präsidentenmaschine wegen des dichten Nebels an dem Tag einen Ausweichflugplatz angeboten, heißt es in dem Bericht. Die Vorsitzende des Zwischenstaatlichen Luftfahrtkomitees MAK, Anodina, formulierte die Art der Beeinflussung der Entscheidung des Piloten zur Landung des Flugzeuges trotz der ausgesprochenen Warnung des Smolensker Towers vorsichtig so, dass durch die Anwesenheit des Luftwaffenchefs und des Protokollchefs im Cockpit auf die Besatzung psychologischer Druck ausgeübt worden sei, der dann zu der verhängnisvollen Entscheidung zur Landung auf dem Flughafen Smolensk geführt habe.
Nach dem Absturz und dem tragischen Tod des polnischen Präsidenten und seiner Begleiter waren Spekulationen entstanden, der polnische Präsident habe möglicherweise selbst auf den Piloten Einfluss im Sinne einer Landung auf dem Smolensker Flughafen genommen.
Die Veröffentlichung des Untersuchungsberichts führte seitens des Bruders des bei dem Absturz ums Leben gekommenen polnischen Präsidenten, Jarosław Kaczyński, zu einer heftigen ablehnenden und entrüsteten Reaktion. Er nannte die Schlussfolgerungen des Berichts eine „Verhöhnung Polens“. Er sprach von einer einseitigen Schuldzuweisung an Polen und die polnischen Piloten, für die keine Beweise vorgelegt worden seien. Kaczyński machte dagegen die russische Seite für den Absturz verantwortlich. Er wies auf Fehler russischer Fluglotsen auf dem Flughafen in Smolensk hin. Im Dezember hatten polnische Experten kritisiert, Berichte über Fehler der Fluglotsen am Flughafen Smolensk sowie Mängel bei der technischen Ausstattung des Flughafens seien zurückgehalten worden. Auch der polnische Ministerpräsident Donald Tusk distanzierte sich von den Aussagen des Berichts.
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[Bearbeiten]- Polnischer Präsident bei Flugzeugabsturz gestorben (11.04.2010)
- Spekulationen über Absturzursache der Präsidentenmaschine (15.04.2010)
Quellen
[Bearbeiten]- www.zeit.de: „Untersuchungsbericht Russland gibt Polens Luftwaffenchef Schuld an Kaczyński-Absturz“ (12.01.2011)
- AFP via www.google.com: „Russischer Bericht zu Smolensk-Absturz empört Kaczynski“ (12.01.2011)
- www.sueddeutsche.de: „Russischer Bericht zum Kaczynski-Absturz Promille im Cockpit“ (12.01.2011)
- www.sueddeutsche.de: „‚Fluglotsen tragen Mitschuld‘“ (20.12.2010)