Von Entführung betroffene Schule in Südthailand öffnet heute wieder

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Artikelstatus: Fertig 18:41, 5. Jun. 2006 (CEST)
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Lage der Provinz Narathiwat

Narathiwat (Thailand), 05.06.2006 – Eine Schule in Ra-ngae (Provinz Narathiwat in Südthailand) nimmt heute wieder ihren Unterricht auf. Zwei Lehrerinnen dieser Schule waren am 19. Mai von Dorfbewohnern entführt und geschlagen worden. Daraufhin waren über 100 Schulen in diesem Schulbezirk in der Provinz Narathiwat vorläufig geschlossen worden, weil die Lehrkräfte um ihre Sicherheit fürchteten. Es wird erwartet, dass alle 201 Schülerinnen und Schüler am Montag wieder zum Unterricht erscheinen.

Die eine der beiden geschlagenen Frauen erlitt so schwere Kopfverletzungen, dass sie auch jetzt noch im Koma liegt und künstlich beatmet werden muss.

Insgesamt 34 Lehrkräfte des Schulbezirks haben um ihre Versetzung ersucht. Die Schulbehörde hat diesem Wunsch inzwischen entsprochen. Die meisten Lehrkräfte wollten an einer Schule eingesetzt werden, die in der Nähe ihres Wohnortes liegt. Hintergrund ist die Tatsache, dass viele gewaltsame Übergriffe während der Fahrt zur Arbeit oder zurück nach Hause stattfinden. Lehrer sind ein bevorzugtes Ziel für Terrorangriffe im aufständischen Süden geworden. Islamistischer Terror verbindet sich hier in den thailändischen Südprovinzen mit separatistischen Bestrebungen in den vorwiegend von Muslimen bewohnten Provinzen in dem buddhistisch geprägten Thailand. Seit dem Beginn des Konflikts sind bereits 1.200 Menschen durch Gewalteinwirkung ums Leben gekommen. Seit Juli 2005 wird in den Südprovinzen mit Hilfe von Notstandsgesetzen regiert, davor herrschte zwei Jahre lang das Kriegsrecht.

An der betroffenen Schule wurden sechs (nach einer anderen Quelle sieben) neue Lehrkräfte aus dem Bezirk eingestellt, die aber nur einen Zeitvertrag erhielten. Die neuen Lehrkräfte besitzen den akademischen Grad eines Bachelors. Sie ersetzen alle acht Lehrkräfte der Schule, die um Versetzung gebeten hatten. Der Direktor des Schulbezirks sagte, es habe ein Gespräch mit den Dorfbewohnern gegeben, um die Sicherheit an der Schule zu verbessern. Diese hätten ihm ihre Unterstützung zugesichert. Die bisherigen acht Lehrkräfte begleiten ihre Nachfolger am ersten Schultag in die Klassen der Schule.

Der leitende Verwaltungsbeamte des Distrikts Ra-ngae, Prakhong Kongkaew, versicherte, die Sicherheitsmaßnahmen seien erheblich verstärkt worden. Das Sicherheitskonzept sieht so aus, dass die Lehrkräfte auf dem Weg zur Schule und zurück nach Hause von Sicherheitskräften begleitet werden, freiwillige Helfer aus dem Dorf sollen die Sicherheit auf dem Schulgelände während der Unterrichtszeit gewährleisten.

Am ersten Unterrichtstag sollen die Schüler nach Angaben von Schulbezirksdirektor Pairat Saengthong Briefe an die im Koma liegende Lehrerin schreiben. Außerdem wird der Provinzgouverneur von Narathiwat, Pracha Therat, am Morgen die Schule besuchen und den Schülern etwas Essen mitbringen. Am Nachmittag wird die Frau des thailändischen Erziehungsministers ebenfalls zu einem Besuch eintreffen und Schreibmaterialien sowie Schuluniformen an die Schüler verteilen.

Inzwischen haben die polizeilichen Ermittlungen in dem Fall der beiden Lehrerinnen zu weiteren Festnahmen geführt. Wie die Onlineausgabe der englischsprachigen thailändischen Zeitung „The Nation“ heute meldete, wurden am Sonntagabend vier Verdächtige festgenommen und zum Verhör in die Räumlichkeiten des Regionalkommandos der Vierten Armee gebracht. Die Festnahmen waren durch Hinweise aus der Bevölkerung über den Aufenthaltsort der Verdächtigen möglich geworden.

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Quellen