Timor-Leste: Erinnerung an den Beginn der indonesischen Besatzung vor 30 Jahren

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Artikelstatus: Fertig 21:41, 7. Dez. 2005 (CET)
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Karte von Timor-Leste

Dili (Timor-Leste) / Jakarta (Indonesien), 07.12.2005 – Heute vor 30 Jahren begann mit der „Operasi Seroja“ die indonesische Besetzung der Osthälfte der Insel Timor, nachdem nur Tage zuvor der damalige US-Präsident Gerald Ford mit seinem Aussenminister Henry Kissinger in der indonesischen Hauptstadt Jakarta ihr Einverständnis gegenüber dem indonesischen Machthaber General Suharto gegeben hatten. Kurz nach dem Ende des Vietnamkriegs 1975 wollten die Amerikaner keinerlei Machtgewinne kommunistischer Gruppen in der Region hinnehmen.

In der ersten freien Wahl im Frühjahr 1975 hatte die linksorientierte FRETILIN die absoluten Mehrheit erreicht und nach gewalttätigen Zusammenstössen schliesslich Ende November des Jahres nach über 400-jähriger portugiesischer Kolonialherrschaft die Unabhängigkeit des Landes erklärt. Eine Woche später marschierten indonesische Truppen in das Gebiet und 1976 wurde Osttimor trotz mehrerer UN-Resolutionen, die den Abzug der Soldaten forderte, als 27. Provinz in den Inselstaat eingegliedert. Es begann eine blutige Zeit für die vorwiegend christliche Bevölkerung mit Mord, Folter und Vergewaltigungen. Einer der traurigen Höhepunkte war 1991 das Santa Cruz Massaker mit über 270 Toten und fast 300 verschwundenen Menschen.

Demonstration 1999 für ein freies Osttimor

Der indonesische Präsident Habibie stimmte Anfang 1999 überraschend einer Volksabstimmung zu, in der die Osttimoresen über den Verbleib in der indonesichen Gemeinschaft wählen konnten. „Satuan Anti Teror“, der Geheimdienst der indonesischen Spezialeinheit KOPASSUS, begann verstärkt damit die Milizen zu gründen und zu trainieren, die im September des Jahres nach dem Ausgang der Abstimmung über 1.000 Menschen mit Macheten und anderen Waffen hinmetzelten und über 200.000 Menschen nach Westtimor vertrieben hatte. Die von australischen Truppen angeführte Friedenstruppe INTERFED landete Ende September in Osttimor und stellte Sicherheit und Ordnung wieder her. Seit Mai 2002 ist Timor-Leste unabhängig und vollwertiges Mitglied der UNO.

In der ost-timoresischen Hauptstadt Dili versammelten sich heute zum Gedenken 300 Menschen und forderten ein internationes Tribunal, dass die Menschenrechtsverletzungen untersuchen soll und die Verantwortlichen bestraft. Osttimors Präsident Xanana Gusmão erhielt Ende Oktober ein 2.500 Seiten umfassenden Bericht der „Commission for Reception, Truth and Reconciliation in East Timor“ über die Verbrechen der 24-jährigen Besatzung, die mehr als 200.000 Menschen das Leben kostete.

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Quellen