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Premierminister Narendra Modi beschuldigt Pakistan des Krieges gegen Indien

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Veröffentlicht: 14.08.2014, 03:18 (CEST)
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N.N. Vohra, der Gouverneur von Jammu und Kashmir und Omar Abdullah, der Chief Minister von Jammu und Kashmir, die Modi bei seinem Besuch in Ladakh begleiteten. (Archivbild)

Leh (Kashmir), 14.08.2014 – Am 12. August besuchte der neugewählte indische Premierminister Narendra Modi erneut innerhalb von zwei Monaten (und damit bereits zum zweiten Mal seit seiner Wahl) den autonomen indischen Bundesstaat Jammu und Kashmir. Nachdem er beim ersten Mal in den Regionen Jammu und Kashmir selbst gewesen war, reiste er diesmal in die Region Ladakh und besuchte zuerst Leh und dann Kargil.

Der offizielle Anlass des Besuches war die Einweihung von zwei Wasserkraftwerken und die Grundsteinlegung für eine Überlandstromleitung, die die Region Ladakh und die Region Kashmir mit einander verbinden soll. Modi verfolgte mit der Reise aber auch durchaus noch andere Ziele. Zum einen ging es ihm darum, sich in Ladakh für die Unterstützung bei der Wahl zum Premierminister zu bedanken, die erstmals einen Abgeordneten seiner Partei der BJP ins indische Parlament schickte. Modi erhofft sich von dieser Region zum anderen auch eine möglichst große Unterstützung bei den Wahlen zum Regionalparlament von Jammu und Kashmir, die 2015 stattfinden werden. Entsprechend betonte er sein Interesse und seine Unterstützung für die Region, vor allem im Bereich des Tourismus und damit verbundener Infrastrukturprojekte wie dem Straßenbau. Da er zwei Wasserkraftwerke einweihte, sprach er auch von der Bedeutung, die er einer Sicherung einer stabilen Stromversorung beimesse, und verwies auf das bisher unausgeschöpfte Potential an Sonnenenergie, das die Region bietet. Mit diesen Themen entsprach sein Auftritt dem offiziellen Anlass seiner Reise, vor allem bei seinem Besuch in Leh.

Anders hingegen verlief der Besuch im 230 km entfernten Kargil. Der Ort, in dessen Nähe sich eines der beiden neuen Wasserkraftwerke befindet, hat für Indien große Bedeutung in den jüngeren Beziehungen zu Pakistan. 1999 führten die beiden Länder hier ihren vierten Krieg, den Kargil-Krieg, gegeneinander. 2013 hatte es in dieser Gegend eine größere Auseinandersetzung zwischen regulären indischen Truppen und bewaffneten pakistanischen Kämpfern gegeben, die in der indischen Presse für erhebliches Aufsehen sorgte. Modis Besuch war nun der erste Besuch eines indischen Premierministers in diesem Gebiet seit 1999.

Der Besuch in Kargil gab Modi Gelegenheit, seiner im Wahlkampf zum Premierminister wiederholt gezeigten strikt antipakistanischen Linie neues Profil zu geben. Nach seinem Wahlsieg hatte sich Modi mit Angriffen auf Pakistan zunächst auffällig zurückgehalten und sogar den pakistanischen Premierminister Nawaz Sharif nicht nur ausdrücklich zu seiner Amtseinführung eingeladen, sondern dort auch persönlich begrüßt. Nun aber kehrte Modi zu seiner alten Linie zurück, indem er Pakistan beschuldigte, einen Stellvertreterkrieg in der Region zu führen. Er bezeichnete Pakistan als zu schwach, um reguläre Truppen gegen Indien einzusetzen, und warf ihm vor, sich statt dessen der Terrororganisation Laschkar e-Taiba zu bedienen, die immer wieder bewaffnete Kämpfer über die Line of Control (LoC) sende. Dass auch aus China immer wieder Truppen die Line of Actual Control in Richtung Ladakh überschreiten, kritisierte er ebenfalls.

Modi hatte – so war vor seinem Besuch erklärt worden – ebenfalls einen Besuch auf dem Sichachen-Gletscher geplant, ihn dann aber ohne weitere Erklärungen abgesagt. Der Gletscher ist seit 1984 das höchste Schlachtfeld der Welt; auf ihm stehen sich indische und pakistanische Truppen direkt gegenüber. Zu Kampfhandlungen kam es dabei seit 2003 nicht mehr, aber beide Seiten verlieren immer wieder Soldaten durch die extremen Wetter- und Umweltbedingungen, die die Aufrechterhaltung der Stellungen auch sehr kostspielig machen. Modi versicherte die Soldaten, die in der Grenzregion zu Pakistan ihren Dienst tun, jeder möglichen Unterstützung durch die Regierung und kündigte auch den Bau eines nationalen Kriegsdenkmals an, um ihre Leistungen öffentlich zu würdigen.

Während Modi Ladakh besuchte, war es am frühen Dienstagmorgen (12. August) bei Pampore südlich von Srinagar in der Region Kashmir zu einem Angriff von bewaffneten Kämpfern auf einen Konvoy von indischen Grenztruppen gekommen, bei dem acht Personen verletzt wurden. Die pakistanische Regierung ihrerseits hatte am Montag in einem formellen Protest erst einen hohen indischen Diplomaten einbestellt, um gegen die Tötung eines Zivilisten zu protestieren, der bei Schüssen über die LoC in Pakistan getötet worden war, während Indien seinerseits über die Schussverletzung von vier Zivilisten auf seiner Seite der inoffiziellen Grenze klagte.


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Quellen

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