Zum Inhalt springen

Erster Raketenstart auf dem „Spaceport America“ endet mit Absturz

aus Wikinews, einem freien Wiki für Nachrichten
Artikelstatus: Fertig 21:35, 26. Sep. 2006 (CEST)
Bitte keine weiteren inhaltlichen Veränderungen vornehmen, sondern einen Folgeartikel schreiben.
Die Asche von James Doohan alias „Scotty“ soll mit einer Rakete dieses Typs in den Weltraum fliegen

Upham (Vereinigte Staaten), 26.09.2006 – Der Spaceport America erlebte gestern den ersten Countdown für einen Raketenstart. Eine Höhenforschungsrakete vom Typ „SpaceLoft XL“ startete mit einigen Stunden Verzögerung um 14:14 Uhr Ortszeit von dem gerade neu entstehenden Weltraumbahnhof in Upham, New Mexico. Zwar dauerte der Flug wie geplant 13 Minuten, doch die erforderliche Höhe wurde nicht erreicht. Eine Fehlfunktion in zwölf Kilometern Höhe war die Ursache.

Der ursprünglich für 07:30 Uhr Ortszeit vorgesehene Start musste zuerst auf 10:00 Uhr oder 10:30 Uhr verschoben werden. Ein Mitarbeiter des Start-Teams gab gegenüber dem Fernsehsender „KOB-TV“ als Grund Probleme mit einem Transponder an. Dieser Transponder, so heißt es weiter, würde nicht mit der „White Sands Missile Range“ kommunizieren, wo die Rakete nach ihrem Flug wieder landen solle.

Nach einiger Zeit wurde eine zweite Verschiebung bekannt gegeben. Die Rakete sollte nun zwischen 11:00 Uhr und Mittag starten. Zu der Zeit werde aus einer zweiten Rakete ein Transponder ausgebaut, um diesen dann anstelle des defekten Transponders einzubauen. Der Sender „KRQE News 13“ berichtete im Gegensatz dazu, dass der alte Transponder zwar ausgebaut, aber repariert und wieder eingebaut werden sollte. Gegenüber Reuters erklärte Bill Heiden, ein Mitarbeiter von UP Aerospace, die Techniker hätten das Problem jedenfalls diagnostiziert und würden es beheben können. Es handele sich dabei um eine fehlerhafte elektrische Verbindung zum Transponder. Dieser Transponder erlaubt die Bahnverfolgung nach dem Verlassen der Startrampe.

Geplant wurde trotz der Schwierigkeiten mit einem Start am selben Tag. Die Onlineausgabe der Zeitung „Las Cruces Sun-News“ vermeldete danach eine neue Startzeit. Nun sollte die Rakete um 13:30 Uhr Ortszeit abheben. Um 11:50 Uhr Ortszeit dann wieder eine neue Meldung. Bruce Daniels vom „ABQnewsSeeker“ berichtete über einen Startversuch um 14:00 Uhr Ortszeit. Sollte die Rakete demnach bis dahin nicht abgehoben haben, würde dieser wahrscheinlich auf den nächsten Tag verschoben. Um 14:14 Uhr schließlich hob die Rakete ab.

Die Nachrichtenagentur AP meldete um 14:43 Uhr, dass die Rakete abgestürzt sei und nicht den suborbitalen Raum erreicht habe. Das hätte ein Offizieller mitgeteilt. Die Rakete hätte Informationen zur Bodenstation gesendet, die darauf schließen ließen, das etwas falsch gelaufen sei. Wo die Landung der Rakete erfolgte und in welchem Zustand sie war, war zunächst unklar. Schließlich teilte der Missionsdirektor erste Einzelheiten mit. In einer Höhe von 40.000 Fuß (12.190 Metern) gab es eine Fehlfunktion. Es habe einen unerwarteten aerodynamischen Effekt gegeben, so dass die Rakete die vorhergesehene Höhe nicht erreicht habe. Dieser Effekt war kurz nach dem Start zu beobachten, die Rakete schraubte sich wie ein Korkenzieher in die Höhe. Die Rakete sei dann in einem Tal niedergegangen, und man hofft, die Nutzlast zu bergen.

Der Start wurde von hunderten von Zuschauern verfolgt. Nachdem sie zuerst gefeiert hatten, wurde der Freundentaumel durch die Mitteilung der Fehlfunktion jäh unterbrochen.

Die Rakete hatte ungefähr 50 Nutzlasteinheiten an Bord. Darunter befanden sich auch wissenschaftliche Experimente einer High School und einer Universität. Ein Experiment stammte von der „Farnsworth Aerospace Magnet School“ in St. Paul, Minnesota. Zwei Studenten waren extra nach Upham gefahren, um den Start zu beobachten. Ihr Experiment beinhaltete zwei digitale und zwei analoge Uhren. Sie wollten herausfinden, ob die Beschleunigung eines Raketenstarts Einfluss auf die Zeitmessung hat.

Eine weitere Nutzlast kam von der „University of Colorado at Boulder“. Dabei handelte es sich um die ein Experiment namnes „RocketSat“, bei dem die kosmische Strahlung und Mikrowellen gemessen werden sollten. An Bord befand sich auch die Asche eines verstorbenen Tierarztes aus Colorado.

Richard Branson investiert 170 Millionen Euro in den Spaceport America

Der Flug sollte 13 Minuten dauern, die erreichte Geschwindigkeit dabei 5.633 Kilometer pro Stunde betragen. Die Rakete konnte eine Gesamtnutzlast von maximal 50 Kilogramm befördern, die in eine Höhe von maximal 113 Kilometern gebracht werden konnte. Der Kostenrahmen pro Nutzlast bewegt sich zwischen einigen hundert bis zu mehreren tausend US-Dollar. Hergestellt und betrieben wurde die Rakete von der Firma UP Aerospace, die sich für ein einfaches Design entschieden hat. Die Einstufen-Rakete benutzt als Treibstoff Ammoniumperchlorat, genau wie die Feststoffraketen des Space Shuttle. Einmal gezündet, lässt sich die Rakete nicht mehr abstellen.

Mit dem so genannten STAR-Programm (Space Technology & Academic Research) wendet sich das Unternehmen speziell an Bildungseinrichtungen. Die Strategie besteht darin, dass es sich die Nutzlast rein nach Gewicht bezahlen lässt. Die günstigen Preise sollen es Universitäten und Schulen eher ermöglichen, Experimente im Weltraum durchzuführen.

Für die nächsten zwölf Monate haben Kunden bisher neun Flüge gebucht. Einer der Flüge ist am 21. Oktober geplant, bei dem die Asche von James Doohan an Bord sein wird. Doohan wurde in seiner Rolle als „Scotty“ bei der Serie „Star Trek“ bekannt. Auch die verbrannten Überreste des Mercury-Astronauten Gordon Cooper sollen mitgenommen werden.

Der US-Bundesstaat New Mexico unterstützt die Entstehung des Weltraumbahnhofs, in den 225 Millionen US-Dollar investiert werden sollen. Charles Wollmann, ein Sprecher des Ministeriums für wirtschaftliche Entwicklung von New Mexico, hob hervor, der Raketenstart sei ein erster sehr wichtiger Schritt für die Entwicklung von „Spaceport America“. Auch Richard Branson mit seiner Firma Virgin Galactic will den Weltraumbahnhof für seine ab 2008 angebotenen Touristenflüge in den Weltraum nutzen.

Themenverwandte Artikel

Quellen