Ausnahmezustand in Osttimor erklärt – Lage beruhigt sich langsam

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Artikelstatus: Fertig 20:55, 31. Mai 2006 (CEST)
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Dili (Timor-Leste), 31.05.2006 – Trotz der Anwesenheit der Eingreiftruppe, die unter der Federführung Australiens agiert, erklärte Präsident Xanana Gusmão den Ausnahmezustand für die kommenden 30 Tage. Er reagiert damit auf die anhaltende Unruhe im Land und übernimmt die volle Kontrolle über die Armee- und Polizeieinheiten von Ostttimor. Mittlerweile ist die Situation in Dili etwas ruhiger. Es gibt nur noch vereinzelte Berichte über gewalttätige Vorfälle.

Der Gouverneurspalast in Dili, Sitz von Premierminister Marí Alkatiri

Mit der Ankunft der ausländischen Soldaten – inzwischen sind 2.250 Mann vor Ort – hatte sich die Lage nur kurzzeitig entspannt. In mehreren Vierteln der Hauptstadt Dili gab es Schusswechsel zwischen befeindeten Gruppen. Mit Eisenstangen und Buschmessern bewaffnete Jugendbanden zogen randalierend durch die Stadt und hatten nur wenige Meter entfernt vom Präsidentenpalast Häuser und Autos in Brand gesteckt. Hunderte Pistolen, Gewehre, Handgranaten und andere Waffen wurden beschlagnahmt. Am Montag ergaben sich 130 abtrünnige Polizisten den Sicherheitkräften.

Inzwischen herrscht auch Mangel an Nahrungsmitteln. Vor dem Landwirtschaftsministerium bildeten sich lange Schlangen mit wartenden Menschen. In einem Statement gegenüber der chinesischen Nachichtenagentur Xinhua bedankte sich die Regierung von Timor-Leste bei China für die Lieferung von 4.000 Tonnen Reis und anderer Lebensmittel, die das Land im Frühjahr dieses Jahres geliefert hatte. In etwa 40 Camps suchen bis zu 70.000 Menschen Zuflucht.

Die politische Krise um Premierminister Marí Alkatiri, der die Entlassung streikender Soldaten veranlasst hatte und damit erhebliche Kritik hervorrief, ist weiter nicht bewältigt. Nach zweitägigen Gesprächen mit Gusmão bleibt er vorerst mit im Amt, jedoch mit eingeschränkter Macht. Verteidigungsminister Roque Rodriguez und Innenminister Rogerio Lobato müssen dagegen ihren Posten räumen.

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Quellen