Angst vor Destabilisierung wächst nach Ministermord im Libanon

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Artikelstatus: Fertig 21:38, 22. Nov. 2006 (CET)
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Beirut (Libanon), 22.11.2006 – Nach der Ermordung des libanesischen Industrieministers Pierre Gemayel wachsen die Spannungen zwischen pro- und antisyrischen Kräften innerhalb des Libanon. Führende Politiker machen das benachbarte Syrien für das Attentat verantwortlich. Im Libanon wurde heute eine dreitägige Staatstrauer angeordnet.

Der antisyrische Politiker Gemayel, Sohn eines früheren Präsidenten, war gestern in einem vorwiegend von Christen bewohnten Stadtviertel der libanesischen Hauptstadt Beirut erschossen worden. Es war der sechste antisyrische Politiker, der in den letzten zwei Jahren einem Attentat zum Opfer gefallen ist. Im Februar 2005 war es nach der Ermordung des damaligen libanesischen Ministerpräsidenten Rafiq al-Hariri zum Rücktritt der Regierung im Libanon gekommen.

Drusenführer Walid Dschumblatt warnte vor weiteren Anschlägen auf Minister des Landes. Ziel Syriens sei es, die Einsetzung eines Tribunals zu verhindern, das die Ermordung Hariris untersuchen soll, weil der syrische Präsident selbst schwer belastet werden könnte. Am Montag hatte die libanesische Regierung der Einrichtung eines solchen Tribunals zugestimmt. Die Zustimmung der Regierung zur Einsetzung des Tribunals hatte die libanesische Regierung jedoch selbst in eine Krise gestürzt. Sechs prosyrische Minister waren von ihren Ämtern zurückgetreten, um die Abstimmung über diese Frage unwirksam zu machen. Der als prosyrisch geltende Präsident Émile Lahoud hatte daraufhin die Abstimmung für ungültig erklärt.

Das gestrige Attentat ist international verurteilt worden, darunter auch von Syrien. Der Papst rief heute den auf dem Petersplatz versammelten Gläubigen zu: „Ich verurteile solche brutalen Angriffe auf das Entschiedenste.“ Auch führende Politiker Deutschlands verurteilten den Anschlag. Regierungssprecher Ulrich Wilhelm sagte, eine Lösung des Nahostkonflikts könne nur unter Beteiligung Syriens erreicht werden. Zugleich werde Deutschland das Ziel eines „souveränen unabhängigen Libanon“ intensiv begleiten.

Auch Frankreich warnte vor einer weiteren Destabilisierung des Libanon.

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Quellen