Verwirrung um Zwischenfall vor der Küste Libanons
Artikelstatus: Fertig 23:48, 27. Okt. 2006 (CEST) Bitte keine weiteren inhaltlichen Veränderungen vornehmen, sondern einen Folgeartikel schreiben. |
Berlin (Deutschland), 27.10.2006 – Israelische Jets feuerten nach deutscher Darstellung Warnschüsse über einem Schiff der deutschen Marine ab. Das betroffene Schiff Alster ist ein Flottendienstboot, das nicht dem offiziellen UN-Verband angehört, der den Waffenschmuggel in den Libanon verhindern soll. Der Vorfall fand in internationalen Gewässern statt. Nach Aussage des deutschen Vizeadmirals Hans Joachim Stricker wurde der Vorfall mittels optischer Aufzeichnungsgeräte an Bord festgehalten und zur Auswertung weitergegeben.
Tagesschau.de meldet beispielsweise: „Der Grünen-Verteidigungspolitiker Winfried Nachtwei bezeichnete den Zwischenfall als Affront gegen die Bundeswehr. Der Regierung in Jerusalem müsse ‚sehr sehr deutlich gemacht werden, dass sowas nicht tolerabel ist, und dass dieser Vorfall sofort aufgeklärt werden muss‘. Es müsse jeder Verdacht ausgeräumt werden, dass es möglicherweise sogar politische Hintergründe für den Zwischenfall gebe.“
Aus dem Umfeld gewaltbereiter sunnitischer Gruppen im Norden des Libanon soll es nach Angaben der taz Aufrufe zu Angriffen auf die deutschen Marineeinheiten gegeben haben.
Über die Darstellung des jetzigen Zwischenfalls gibt es zahlreiche Ungereimtheiten. Die israelische Version, wonach ein Hubschrauber Auslöser gewesen sei, der sich nicht identifiziert habe, trifft nach Darstellung des deutschen Verteidigungsministeriums nicht zu. Sechs F-16-Jäger hätten das deutsche Marineschiff in geringer Höhe überflogen und dabei „Infrarot-Täuschkörper“ abgeworfen und zwei ungezielte Schüsse abgegeben. Von einer israelischen Armeesprecherin wurde bestritten, dass irgendein Schuss auf das Schiff abgegeben worden sei.
Beim Angriff auf die USS Liberty am 8. Juni 1967 wurde während des Sechstagekriegs ebenfalls ein neutrales Spionageschiff in internationalen Gewässern durch israelische Kampfflugzeuge bedroht. Beim damaligen Vorfall kam es in der Folge zu einem Beschuss des Schiffs, 34 US-Navy-Angehörige wurden getötet und 171 verletzt.
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Quellen
- tagesschau.de: „FDP will Aufklärung über Zwischenfall vor Libanons Küste“ (26.10.2006)
- Netzzeitung: „Berlin macht nach Zwischenfall Druck auf Israel“ (26.10.2006)
- taz: „Leichtmatrosen auf hoher See“ (27.10.2006)
- WAZ: „Israels Luftwaffe feuert über deutsches Schiff“ (26.10.2006)
- WDR: „Angriff auf die ‚Liberty‘ – Warum Israel im Sechstagekrieg ein US-Schiff bombardierte“ (12.09.2003)