Unruhen in San Salvador Atenco, Mexiko

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Artikelstatus: Fertig 23:33, 4. Mai 2006 (CEST)
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San Salvador Atenco (Mexiko), 04.05.2006 – Heute kam bei Unruhen in San Salvador Atenco, am Rande von Mexiko-Stadt, nach Augenzeugenberichten mindestens ein Mensch ums Leben. Die Unruhen begannen am Mittwoch, als die Polizei Straßenhändler festgenommen hatte, denen vorgeworfen wird, illegal Blumen verkauft zu haben. Im weiteren Tagesverlauf wurden mehrere Dutzend Straßenhändler festgenommen. Aufgebrachte Einwohner der Stadt protestierten gegen die Festnahmen.

Während der Proteste nahmen Demonstranten elf Polizisten als Geiseln. Im Laufe des Donnerstags wurden einige der Polizisten an Vertreter des Roten Kreuzes übergeben. Einem Bericht der Nachrichtenagentur „Associated Press“ zufolge werden aber noch bis zu sechs Polizisten vermisst. Am heutigen Donnerstag beseitigten Polizisten, die von tief fliegenden Hubschraubern unterstützt wurden, von den Demonstranten errichtete Straßensperren. Die Demonstranten, die zum Teil mit Macheten bewaffnet waren, verlangen die Freilassung der verhafteten Blumenhändler und einiger ihrer Anführer, die bei Unruhen am Mittwoch festgenommen worden waren. Am Mittwoch hatten Demonstranten auf einer Hauptstraße in San Salvador Atenco Reifen in Brand gesetzt und Steine auf etwa 400 Polizisten geworfen. Die Nachrichtenagentur „Associated Press“ spricht davon, dass die Stadt vom Ausmaß der Proteste überrascht worden sei. Dem Bericht zufolge leisteten kleine Gruppen, die Molotowcocktails auf Polizisten warfen, starken Widerstand. Mehr als 1.000 Bereitschaftspolizisten wurden eingesetzt, um die Unruhen zu beenden. Es handelte sich um Polizisten der Stadt, des Bundesstaates und des Staates Mexiko. Die Polizisten setzten Tränengas ein und stürmten Häuser auf der Suche nach den mutmaßlichen Anführern der Proteste. Ein Kameramann des mexikanischen Fernsehsenders „Televisa“ wurde von Polizisten geschlagen. Die Umstände des Todes eines 14-jährigen Jungen sind nach Angaben eines Regierungsvertreters unklar. Nach Angaben eines Polizeisprechers wurden bei den Unruhen ungefähr zwölf Polizisten ernsthaft verletzt. Mehr als hundert Menschen wurden im Zuge des Polizeieinsatzes festgenommen. In Fernsehbildern von den Protesten am Mittwoch waren einige Menschen zu sehen, die Parolen der linksgerichteten Rebellenorganisation EZLN skandierten. Subcomandante Marcos, ein Anführer der ELZN, rief nach den Zusammenstößen zwischen Polizisten und Demonstranten den roten Alarm aus. Subcomandante Marcos führte 1994 im südlichen Bundesstaat Chiapas einen Aufstand gegen die mexikanische Zentralregierung an. Derzeit befindet sich Marcos in Mexiko-Stadt, wo er zum Sturz der Regierung von Präsident Vicente Fox aufgerufen hat.

Im Bericht der Nachrichtenagentur „Associated Press“ wird ein Zusammenhang zwischen den Unruhen und der Präsidentenwahl am 2. Juli vermutet. Im April dieses Jahres starben zwei Menschen, als bewaffnete Polizisten einen Streik von Arbeitern einer Stahlfabrik beendeten. Ruben Aguilar, ein Sprecher des amtierenden mexikanischen Präsidenten Vicente Fox, machte in einem Gespräch mit Reportern am Donnerstag kleine Gruppen für die Unruhen verantwortlich, die er als Gegner der Demokratie bezeichnete. Ruben Aguilar gab bekannt, dass die Polizei die Kontrolle über die Stadt übernommen habe und alle Geiseln frei seien. Vor fünf Jahren hatten Bauern aus San Salvador Atenco den Bau eines Flughafens in dieser Gegend verhindert. Die Stadt befindet sich 25 Kilometer nordöstlich der mexikanischen Hauptstadt.

Quellen