Unfallserie in China: Brand eines Busses und der Auffahrunfall zweier Schnellzüge kosteten jeweils mehr als 40 Menschenleben
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Peking (Volksrepublik China), 28.07.2011 – Bei dem Brand eines überfüllten Schlafbusses in der zentralchinesischen Provinz Henan, sind 41 Menschen bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Die Identifizierung der Getöteten konnte nur über eine DNA-Analyse erfolgen. Der Busbrand ereignete sich aus bislang ungeklärter Ursache am vergangenen Freitag um vier Uhr morgens (Ortszeit) auf einem Autobahnabschnitt zwischen Beijing und Zhuhai in der Stadt Xinyang. Der Brand ist Teil einer Serie von schlimmen Unfällen, welche das Land derzeit erschüttern. Zwischenzeitlich wurde bekannt, dass es sich um einen Bus gehandelt habe, der mit 47 Reisenden auf Etagenpritschen statt der 35 zugelassenen Fahrgäste völlig überladen war. Der Bus war auf dem Weg von Weihai in der ostchinesischen Provinz Shandong nach Changsha, der Hauptstadt der Provinz Henan.
Bahnunfall am Samstag
Wie bereits berichtet, wurden einen Tag später beim Bahn-Auffahrunfall zweier Hochgeschwindigkeitszüge im Norden Chinas auf eingleisiger Trasse mindestens 43 Menschen getötet und mehr als 200 weitere Menschen verletzt. Vier Waggons stürzten staatlichen Medienberichten zufolge, am Samstagabend (Ortszeit) nahe der Stadt Wenzhou von einer Eisenbahnbrücke, als ein Schnellzug ungebremst mit einer Geschwindigkeit von über 200 Kilometern pro Stunde in einen stehenden Hochgeschwindigkeitszug raste und sechs Waggons des liegengebliebenen Zuges zum Entgleisen brachte. Zuvor hatte ein Blitzeinschlag zu einem Stromausfall geführt. Dadurch war ein Bauteil ausgefallen, wodurch der Zug liegen blieb. Der Zugführer des liegen gebliebenen Zuges hätte nach neuesten Erkenntnissen den nachfolgenden Zug (Zeitfenster: etwa eine viertel Stunde) informieren müssen, damit dieser gewarnt gewesen wäre und seinen Zug vor dem Auffahrunfall noch hätte stoppen können.
Zunächst war früheren Meldungen zufolge von zwei abgestürzten Waggons die Rede. Es blieb jedoch unklar, dass auch vier Waggons des auffahrenden Zuges entgleisten, wovon ebenfalls einer abgestürzt sein soll. Bei der Bergung soll ein weiterer Waggon instabil geworden und in die Tiefe gestürzt sein, zu welchem Zug dieser Waggon gehörte, ist ungeklärt. Einer der Waggons blieb senkrecht im Erdreich stecken, zwei andere Waggons kamen übereinander zum Liegen und sollen sich mehrmals überschlagen haben. In der ersten Meldung war von 11 Getöteten sowie von 89 Verletzten die Rede gewesen. Diese Zahlen haben sich zwischenzeitlich deutlich erhöht. Am Sonntag konnte ein Baby zwar bewusstlos, aber lebend aus dem Wrack eines nicht abgestürzten Waggons geborgen werden. Seine Eltern hatten jedoch kein Glück. In beiden Zügen sollen offiziellen Angaben zufolge jeweils 1.400 Menschen gesessen haben.
Der chinesische Minister für das Eisenbahnwesen sicherte eine umfassende Untersuchung zu und versprach, die Sicherheit im Eisenbahnwesen landesweit zu erhöhen: Drei Bahnmitarbeiter wurden mittlerweile gechasst. Die Sicherheitsvorkehrungen im Land standen wiederholt in der Kritik, so gibt es an Brücken keine Geländer.
Ein weiterer schwerer Bahnunfall, in China, ereignete sich im April 2008, als beim Zusammenstoß zweier Züge in der Provinz Shandong 72 Menschen ums Leben kamen und mehr als 400 verletzt wurden.
Zwischenzeitliche Entwicklung
Ein korrupter Politiker musste kurze Zeit zuvor seinen Hut nehmen, weil er Schmiergelder im Zuge des geplanten Ausbaus des chinesischen Hochgeschwindigkeitsnetzes in dreistelliger Millionenhöhe eingestrichen und aufs eigene Konto umgeleitet haben soll. Ebenso sollen Baufirmen und Einzelpersonen Geld in insgesamt zweistelliger Millionenhöhe abgezweigt haben.
Laut dem Sprachrohr der Kommunistischen Partei, der „Volkszeitung“, hätte das Unglück verhindert werden können, wenn man die jüngste Pannenserie bei der Bahn nicht auf die leichte Schulter genommen hätte. Die Staatszeitung „Global Times“ forderte die gesamte Bahnindustrie auf, aus dieser „blutigen Lektion“ Konsequenzen zu ziehen und das Unglück als „Ausgangspunkt für sicherere Standards bei der Bahn“ zu nehmen.
Mindestens 58 Zugverbindungen wurden gestern infolge der tödlichen Expresszugkollision in der Provinz Zhejiang ausgesetzt – 23 davon starten von Shanghai. Im Bahnhof von Shanghai stauten sich die Reisewilligen / Berufspendler: Passagiere ließen sich ihre Fahrkarten erstatten und stiegen auf Fernbusse um. Die Verbindung bleibt auf vier Tage unterbrochen, während noch die Bergungs- und Aufräumarbeiten in der Endphase laufen. Die Regierung steht in der Kritik, durch das beschleunigte Aufräumen Beweismittel zu vernichten.
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Quellen
- fnp.de: „Reisende verbrennen bei Busunglück“ (22.07.2011)
- german.china.org.cn: „China: 41 Tote bei Brand eines überfüllten Busses“ (23.07.2011)
- handelsblatt.com: „China: Opferzahl steigt nach verheerendem Zugunglück“ (24.07.2011)
- stern.de: „Zugunglück in China: Diskussion über Sicherheit bei der Bahn entbrannt“ (25.07.2011, 13:26 Uhr)
- german.china.org.cn: „Zugunglück: Das erste große Abenteuer eines kleinen Mädchens endet in einer Tragödie“ (26.07.2011)
- german.china.org.cn: „China: Nach fatalem Zugunglück fallen 58 Verbindungen aus“ (26.07.2011)