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Somalia: Erstmals Pirat durch Wachmann erschossen

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Veröffentlicht: 11:16, 25. Mär. 2010 (CET)
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Die Abbildung zeigt das Horn von Afrika mit Piratenangriffen des Jahres 2008.
Grafik: US Africa Command

Mogadischu (Somalia), 25.03.2010 – Bei dem Versuch, das unter der Flagge Panamas fahrende Schiff MV Almezaan zu entern, wurde ein Pirat durch einen sich an Bord befindlichen Wachmann erschossen. Dies bestätigte Hauptmann John Harbour, ein Sprecher der multinationalen Militärmission der Europäischen Union EU NAVFOR, besser bekannt als Operation Atalanta. Piraten hatten sich demnach zweimal dem Schiff genähert. Bei der zweiten Annäherung ist es zu einem Schusswechsel zwischen Wachleuten und den Piraten gekommen.

„Normalerweise feuern die privaten Sicherheitsfirmen Warnschüsse ab,“ erklärte Harbour. Dies langt üblicherweise, um die Piraten zu vertreiben, doch dieses Mal hätten sich die Piraten ein zweites Mal genähert und das Feuer eröffnet. Die Wachleute hätten zurückgeschossen und hätten die Piraten dadurch in die Flucht geschlagen. Die spanische Fregatte Navarra eilte an den Ort des Geschehens. Von einem Hubschrauber aus wurden zwei Boote und ein „Mutterschiff“ gesichtet. Die flüchtenden Piraten wurden daraufhin gestellt. Sechs Piraten wurden festgenommen, ein siebter wurde tot aufgefunden. Das „Mutterschiff“ wurde anschließend durch die spanische Fregatte versenkt.

Der Zwischenfall stärkt Befürchtungen, dass die Anwesenheit bewaffneter Wachmannschaften auf den Schiffen und die immer stärkere Bewaffnung der Piraten die Gefahrlichkeit der Gewässer am Horn von Afrika weiter erhöhen könne. Darauf haben mehrere Organisationen hingewiesen, darunter das International Maritime Bureau. Zwar sei schon bei einigen Piratenübergriffen Seeleute getötet worden, aber bislang sei nur ein einziger Fall bekannt, bei dem ein Seemann exekutiert wurde.

Der Direktor der Anti-Piraterie-Initiative des Büros für Drogen und Verbrechen der Vereinten Nationen, Alan Cole, wies darauf hin, dass vermutlich hunderte von Piraten auf See geblieben sind. Die meisten von ihnen seien verdurstet, weil ihnen der Treibstoff ausging und sie mit ihren Schnellbooten das Land nicht mehr erreichen konnten. Nach Angaben von Harbour wurden in den letzten zwölf Monaten etwa ein Dutzend Piraten von der Marineeinheiten der im Seegebiet operierenden Staaten getötet, die Involvierung eines privaten Wachmanns in die Tötung eines Piraten ist jedoch allem Anschein nach ein Novum.

Zwar wurden im Rahmen der Operation Atalanta in den vergangenen drei Wochen 17 Piratenüberfälle vereitelt, dennoch ist die Piraterie in den Seegewässern am Horn von Afrika durch die internationale Präsenz nicht zurückgegangen. Am 23. März wurde das ostwärts fahrende türkische Schiff Frigia mit 19 Seeleuten an Bord rund 1.800 Kilometer östlich der somalischen Küste, weit außerhalb des Operationsgebietes der europäischen Marineeinheiten, gekapert und auf einen anderen Kurs gebracht. Es sei nun auf dem Weg nach Haradheere, erklärte ein Pirat, der seinen Namen mit Ali angab, in einem Telefongespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters. Vor der Küste Omans brachten Piraten das auf Bermuda registriertes Schiff Talca unter ihre Kontrolle. Im Jahr 2009 kaperten somalische Piraten insgesamt 47 Schiffe und verlangten Lösegeld. Nach Expertenmeinung lässt sich die Problematik nur wirksam beseitigen, wenn die staatlichen Strukturen Somalias wiederhergestellt werden.

Themenverwandte Artikel

In der Wikipedia gibt es den weiterführenden Artikel „Piraterie vor der Küste Somalias“.

Quellen