New York: Ehemaliger Boss der La Cosa Nostra packt vor Gericht aus
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New York (Vereinigte Staaten), 16.04.2011 – Joseph Massino, selbst ehemaliges „Familienoberhaupt“ eines Mafia-Clans, belastete den Angeklagten Vincent Basciano, genannt „Vinny Gorgeous“, in einem Verfahren wegen Mordes schwer. Er bricht damit das Gesetz des Schweigens Omertà der Mafia. Damit ist er der erste New Yorker Boss, der gegen seinen eigenen Clan auspackt. Er wird zum „Pentiti“, so werden Verräter in diesen Kreisen genannt.
Am Bundesgericht im New Yorker Stadtteil Brooklyn trat Massino, genannt „das Ohr“ oder auch „Big Joe“, im Jogginganzug als Zeuge auf. Fünf Stunden saß er im Zeugenstand. Von 1991 bis 2005 war er selbst das Oberhaupt der „Bonanno-Familie“, dann übernahm der jetzt angeklagte Basciano die Führung. Die Bonanno-Familie gehört zu den fünf größten Vereinigungen der italienischen organisierten Kriminalität (IOK) in New York.
Massino gehörte seit 1977 zur La Cosa Nostra und ist seit 2004 wegen siebenfachen Mordes, Brandstiftung, Erpressung und Geldwäsche im Gefängnis, er wurde zu zweimal lebenslänglicher Haft verurteilt. 2005 war er zusammen mit dem Angeklagten inhaftiert. Basciano habe, so Massino, damals geprahlt, den abtrünnigen Randolph Pizzolo ermordet zu haben. Das Gespräch wurde durch das FBI aufgezeichnet. Massino hatte sich verkabeln lassen. Nach der Verurteilung wegen eines achten Mordes hatte er begonnen, mit den Behörden zu kooperieren.
Über sich sagte Massino, mit zwölf habe er Brieftauben gestohlen, in den sechziger Jahren habe er sich mit Schutzgelderpressung, Überfällen und schließlich mit Mord beschäftigt. Schnell sei er an die Spitze der Hierarchie des mehrere hundert Mitglieder umfassenden Bonanno-Clans gelangt. Er galt als „letzter Don“. Er schilderte, warum es die Ermittler so schwer hatten, gegen die „Familie“ vorzugehen: „Man redet nie in einem Club, in einem Auto, über Handy oder Telefon. Man redet nie in einem Haus, ich selbst habe meine wichtigen Besprechungen oft in einem begehbaren Kühlschrank durchgeführt oder auf Spaziergängen.“ Er selbst habe die Treffen von Clan-Mitgliedern in Clubs abgeschafft. Viel zu einfach hätte das FBI diese überwachen können.
Bascianos Anwalt bezeichnete den „alten Don“ als pathologischen Lügner. Sein Mandant habe damals behauptet, den Mord begangen zu haben, um einen Freund zu schützen.
- „Never open your mouth, unless you’re in the dentist’s chair.” - „Öffne nie deinen Mund, außer du sitzt im Zahnarztstuhl.“
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Quellen
- ww.spiegel.de: „Geheimgespräche im begehbaren Kühlschrank“ (13.04.2011)
- www.sueddeutsche.de: „Der letzte Don“ (14.04.2011)
- www.blick.ch: „Mafiageständnis im Jogginganzug“ (14.04.2011)
- www.ftd.de: „Der Pate von New York packt aus“ (13.04.2011)