Mehrere Dutzend Tote bei Erdbeben in Neuseeland
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Christchurch (Neuseeland), 22.02.2011 – Ein Erdbeben mit Epizentrum in der Nähe von Christchurch auf der Südinsel Neuseelands hat mindestens 65 Menschenleben gefordert. Dies bestätigte der neuseeländische Premierminister John Key. Key hat sich vor Ort über die Situation informiert und sprach von einer „vollständigen Zerstörung“. Seiner Ansicht nach „sind wir wohl Zeugen von Neuseelands schwärzestem Tag“. Das Erdbeben erreichte eine Momenten-Magnitude von 6,3 Mw. Es war das bisher stärkste Nachbeben seit dem Erdbeben vom vergangenen September, das jedoch trotz seiner größeren Intensität glimpflicher abgelaufen war, weil sein Zentrum weiter entfernt von der zweitgrößten Stadt des Südpazifik-Staates lag. Angaben über Sachschäden liegen noch nicht vor, doch dürften diese erheblich umfangreicher sein als beim letzten Beben. Damals wurden rund 100.000 Häuser beschädigt und der Gesamtschaden wurde auf 2,2 Milliarden Euro geschätzt.
In Christchurch und Umgebung wurden zahlreiche Gebäude zerstört oder schwer beschädigt. Der Kirchturm der Kathedrale von Christchurch ist teilweise eingestürzt. Nach Angaben von Peter Beck, dem Dekan, befanden sich zum Zeitpunkt des Erdbebens, das sich um 12:51 Uhr Ortszeit (0:51 Uhr MEZ) ereignete, Besucher in der Spitze des Turmes. Derzeit ist unklar, ob noch Menschen in den Trümmern der Kirche verschüttet sind. „Es ist erschütternd, was mit der Kathedrale passierte, aber das Wichtigste im Moment sind nicht die Bauten, es sind die Menschen, und wir müssen einander die Hand reichen – hier in Christchurch und Canterbury – und alles Menschenmögliche tun, um mit den Verletzten, den Toten und ihren Hinterbliebenen fertig zu werden“, sagte Beck. „Die Menschen hier sind traumatisiert. Das ist eine große, große Katastrophe.“
Der Bürgermeister von Christchurch, Bob Parker, teilte am Abend (Ortszeit) nach der Katastrophe mit, dass bis zu dem Zeitpunkt etwa 120 Personen aus den Trümmern gerettet worden seien, doch würden viele Verschüttete noch um ihr Leben kämpfen. Unter den Opfern des Erdbebens sind möglicherweise auch Ausländer. Rund 440 Australier leben in der 390.000-Einwohner-Stadt. Vermisst werden derzeit auch zwölf Schüler aus der japanischen Stadt Toyama, die sich in Christchurch aufhielten. Zwei ihrer Lehrer und neun weitere Schüler konnten gerettet werden, berichtete die japanische Zeitung Sankei Shimbun.
Das Gebäude des Privatsenders Canterbury Television wurde durch das Erdbeben beschädigt und steht in Flammen. In dem Gebäude wurden möglicherweise 50 Menschen eingeschlossen. Abgeschnitten sind auch Personen in einigen Hochhäusern. So berichtete Gary Moore telefonisch im neuseeländischen Fernsehen, er warte im zwölften Stock des Forsyth-Barr-Buildings mit etwa zwanzig Arbeitskollegen auf Rettung. Er sei jedoch zuversichtlich, da die Feuerwehr bereits einige Leute aus dem 17. Stock gerettet hätte.
In den Stunden nach dem Erdbeben kam es zu mehreren Nachbeben, von denen zwei die Magnituden Mw=5,6 und Mw=5,5 erreichten. Diese Nachbeben behindern und gefährden die Katastrophenhelfer.
Australien ließ 74 Katastrophenhelfer aus New South Wales nach Christchurch fliegen und will in den nächsten Stunden weitere 74 Helfer aus Queensland in die Erdbebenregion schicken. Wie die Premierministerin von Queensland, Anna Bligh, erklärte, habe sie den Zivilschutz ihres Bundesstaates in Bereitschaft versetzt, um Neuseeland zu helfen. Queensland sei Neuseeland wegen seiner Unterstützung bei der Überschwemmungskatastrophe nach Zyklon Tasha zu Dank verpflichtetet: „Sie haben uns Hilfsmannschaften geschickt, einschließlich von Rotkreuz-Freiwilligen, Ärzten und Katastrophenhelfern, und wir werden ihnen genauso helfen, mit einigen unserer besten und cleversten Leute.“ Unterstützung haben auch die Vereinigten Staaten, Japan und die Europäische Union angeboten.
Das Staatsoberhaupt Neuseelands, die britische Königin Elisabeth II., bat Premierminister Key, ihre „tiefe Anteilnahme den Familien und Freunden derjenigen zu übermitteln, die getötet wurden“. Sie sei „vollkommen geschockt“ über das Geschehen, sagte die britische Königin, ihre „Gedanken sind bei allen, die von diesem grässlichen Ereignis betroffen sind“.
Das Erdbeben ist eine der schlimmsten Katastrophen in der Geschichte Neuseelands. Bei einem Flugzeugabsturz am Mount Erebus starben 1979 in der Antarktis 257 Personen. 1931 kamen durch das Napier-Erdbeben 256 Menschen um und die Städte Napier und Hastings wurden dem Erdboden gleichgemacht. Im Jahr 1863 ertranken beim folgenschwersten Schiffsuntergang des Landes 189 der 259 Personen, die sich an Bord der HMS Orpheus befunden hatten, die britische Soldaten transportierte. 1953 kamen am Heiligen Abend beim schlimmsten Zugunglück Neuseelands 151 Passagiere um, als ein Zug in den Whangaehu River stürzte, weil eine Eisenbahnbrücke unter ihm zusammenbrach.
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Quellen
- earthquake.usgs.gov: „Magnitude 6.3 - SOUTH ISLAND OF NEW ZEALAND“ (21.02.2011 (UTC), automatisch erstellt, später aktualisiert)
- nzherald.co.nz: „Christchurch quake: People likely to be trapped in cathedral (+ photos)“ (22.02.2011)
- abc.net.au: „Qld emergency services ready to help Christchurch“ (22.02.2011)
- tvnz.co.nz: „Christchurch quake day one: As it happened“ (22.02.2011 (zuletzt aktualisiert um 2:54 am 23.02.2011 NZST))
- tvnz.co.nz: „Chch quake: 65 confirmed dead“ (22.02.2011)
- abcnews.go.com: „Powerful Earthquake in New Zealand Kills 65, Injures Dozens“ (22.02.2011)
- zeit.de: „Erdbeben führt zu Chaos und Panik in Christchurch“ (22.02.2011)
- nzherald.co.nz: „Quake will rank among worst disasters“ (22.02.32011)