Heinrich Harrer, der Lehrer des Dalai-Lama, ist tot
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Friesach (Österreich), 07.01.2006 – Der Lehrer des Dalai Lama ist tot. Heinrich Harrer, ein berühmter Bergsteiger und Forscher, starb im Alter von 93 Jahren am Samstag, dem 7. Januar, im Deutschordensspital Friesach in Kärnten.
Sein Geburtsort ist Hüttenberg in Kärnten, wo er am 6. Juli 1912 zur Welt kam. Er wurde Gymnasiallehrer, doch in diesem Beruf arbeitete er nicht lange. Seine Hauptbetätigung war die eines Skilehrers. Bei den Olympischen Spielen 1936 war er Mitglied des österreichischen Nationalteams, ein Jahr später errang er einen Weltmeistertitel im Abfahrtslauf.
Wegen seiner Vergangenheit im Nationalsozialismus geriet Harrer im Jahr 1996 in die Schlagzeilen. Nachdem sein Wirken in der Buchverfilmung „Sieben Jahre in Tibet“ einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde, kam seine Mitgliedschaft in der SA, der SS und der NSDAP ans Tageslicht. In der Diskussion wies er nach Angaben eines Berichts angeblich nach, dass er in diesen Organisationen jedoch passiv geblieben sei. Sein Beitritt sei aus opportunistischen Gründen erfolgt.
Dieses Motiv führte er laut einem Artikel des Tagesspiegels vom 13. November 1997 in einem Spiegel-Interview genauer aus. Er habe das Parteibuch der NSDAP als Sport- und Geographielehrer gebraucht, und die SS-Mitgliedschaft sei der „größte Irrtum seines Lebens“ gewesen. Im Mai 1997 veröffentlichte der Stern ein Dokument seiner SA-Mitgliedschaft aus dem Jahr 1933 in der SA (damals in Österreich noch illegal). Auch dafür hatte Harrer eine Erklärung. Dieses Dokument sei „rückdatiert“ gewesen, damit er im Dezember 1938 den Beginn der Ehe mit Lotte, der Tochter eines Grönlandforschers, „beschleunigen“ konnte. Nähere Einzelheiten gehen aus dem Bericht des Tagesspiegels nicht hervor. Lotte Wegeners Vater war kein Geringerer als der Entdecker der Kontinentalverschiebung, Alfred Wegener. 1938 war auch das Jahr, in dem Harrer als erster Mensch die Eiger Nordwand bestieg. Er wurde damit zu einer Art Nationalheld für Österreich und Deutschland. Die Propagandaabteilung der NSDAP „bat“ Harrer, als so genannter Sportinstrukteur der SS beizutreten, was dieser dann auch tat. 1938 war das Jahr des „Anschlusses“ Österreichs an Deutschland.
Harrer war von 1946 bis 1951 bei der tibetanischen Regierung angestellt. Er entzog sich nach dem Zweiten Weltkrieg der Gerichtsbarkeit der Briten, indem er zusammen mit einem Expeditionsleiter einer zuvor durchgeführten Expedition nach Indien aus einem Internierungslager floh. Sie marschierten zusammen 2.000 Kilometer in 21 Monaten zu Fuß nach der heiligen Stadt Lhasa, die für Ausländer eigentlich gesperrt war. Seine technischen Kenntnisse wurden dort sofort geschätzt, so dass er zum Berater und Lehrer des damals elfjährigen Dalai Lama aufstieg. Auch vor der anrückenden chinesischen Besatzungsarmee in Tibet konnte er wieder rechtzeitig fliehen.
Heinrich Harrer wurde später vielfach ausgezeichnet. Er ist seit 1982 Träger des Österreichisches Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse, ebenfalls seit 1982 Träger des Großes Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland und seit 1992 Träger der Goldenen Humboldt-Medaille.
Quellen
- Stuttgarter Zeitung: „Dalai-Lama-Lehrer Harrer gestorben“ (07.01.2006, 17:29 Uhr MEZ)
- Tagesspiegel: „Ein Deutscher als Hollywood-Held“ (13.11.1997)
- Kulturmagazin Areion Online: „Heinrich Harrer“ (2002-2005)
- Pritz Globetrotter: „Heinrich Harrer - Sieben Jahre in Tibet“ (2002)
- Kleine Zeitung: „Heinrich Harrer im 94. Lebensjahr gestorben“ (07.01.2005, 17:05 Uhr)
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