Fußball-WM: Deutschlands Arbeitssieg gegen Ghana
Veröffentlicht: 20:21, 5. Jul. 2010 (CEST) Bitte keine inhaltlichen Veränderungen vornehmen. |
Pretoria / Port Elizabeth / Nelspruit / Johannesburg (Südafrika), 05.07.2010 – Deutschland gewann das letzte Gruppenspiel gegen Ghana mit 1:0 durch einen Treffer von Özil. Deutschland wurde damit Gruppensieger in der Gruppe D. Als Gruppenzweiter zog auch die Mannschaft aus Ghana in das Achtelfinale ein. Die punktgleichen Australier setzten sich zwar gegen Serbien durch, hatten jedoch das schlechtere Torverhältnis. In der Gruppe C setzten sich England und die Vereinigten Staaten jeweils mit 1:0 in ihrem letzten Gruppenspiel durch und sind die Gegner Deutschlands bzw. Ghanas im Achtelfinale.
- Slowenien - England
- 0:1 (0:1)
Im Nelson-Mandela-Stadion in Port Elizabeth verfolgten 36.893 Zuschauer den knappen Sieg Albions gegen die Slowenen, der den Engländern den zweiten Platz in der Abschlusstabelle der Gruppe C sicherte. In der von Schiedsrichter Wolfgang Stark aus Deutschland geleitete Partie erhielten drei slowenische Nationalspieler sowie ein Engländer Gelbe Karten. Die bessere Ausgangssituation hatten die Slowenen, da ihnen ein Unentschieden gereicht hätte um Platz zwei der Tabelle zu erreichen. Die von dem Italiener Fabio Capello trainierten Engländer benötigten einen Sieg, da sie bei einem Unentschieden jedenfalls schlechter gestellt gewesen wären, als die Vereinigten Staaten, sofern diese nicht gegen Algerien verloren hätten.
Das englische Team lief auf mehreren Positionen verändert auf. Statt des wegen seiner zweiten Gelben Karte gesperrten Jamie Carragher ergänzte Matthew Upson den von Capelli vom Amt des Mannschaftskapitäns enthobenen John Terry in der Abwehr des englischen Teams. Terry konnte sich nicht mit seiner Forderung durchsetzen, dass Capelli Joe Cole einsetzen solle. Im Sturm spielte Jermain Defoe statt Emile Heskey und der Mittelfeldspieler Aaron Lennon lief anstelle des weniger offensiven James Milner auf.
Die erste Torchance hatten die Slowenen, Valter Birsas Schussversuch aus 23 Metern brachte der englische Schlussmann David James jedoch problemlos unter Kontrolle. Die erste Chance der „Three Lions“ hatte dann Frank Lampard mit einem Freistoß aus 30 Metern Torentfernung. Der für Udinese Calcio in der italienischen Serie A spielende slowenische Torhüter Samir Handanovič brachte den heransegelnden Ball jedoch problemlos unter Kontrolle. Doch Torglück hatten die Engländer zunächst nicht. Wayne Rooney von Manchester United schoss von der Strafraumgrenze, doch sein Ball wurde zum Eckball abgewehrt. Dieser wurde vom Liverpooler Steven Gerrard getreten und gelangte zu Terry, doch dessen Kopfball verfehlte das Tor. Wenig später machte Terry im eigenen Strafraum eine Großchance des beim belgischen Erstligisten KAA Gent spielenden Zlatan Ljubijankič zunichte.
Das einzige Tor des Spieles erzielte Defoe in der 23. Minute nach einer Hereingabe von Milner. Sloweniens Torhüter Handanovič hatte zwar noch beide Hände am Ball, mehr als leicht abfälschen konnte er den Schuss aber nicht. In der 27. Minute hatten die Engländer eine weitere Chance mit denselben Beteiligten, doch diesmal war der slowenische Torwart auf der Hut. Den Ball, den er jedoch nicht fangen konnte, schoss Lampard über das Tor. Immer wieder kam England in der Folge zu guten Chancen. Einen Schuss von Gerrard konnte Handanovič wegfausten, Rooney eroberte den Ball gegen drei Verteidiger und spielte zu Gerrard. Sein Schuss aus 14 Metern war ins rechte Eck gezielt, doch Handanović konnte parieren. Die Engländer spielten dann weniger offensiv, doch für die Slowenen ergaben sich dadurch keine zwingenden Torchancen. Einzig ein Freistoß von Birsa aus 40 Metern Torentfernung sorgte für Gefahr, doch der aus dem Tor laufende englische Schlussmann James konnte den von der englischen Abwehr abgefälschten Ball abwehren, bevor Sloweniens Stürmer Milivoje Novakovič eingreifen konnte.
Auch nach dem Seitenwechsel agierte Albion offensiv. Einen Eckball Rooneys konnte Sloweniens Torhüter gerade noch wegschlagen, ein hohes Zuspiel lenkte Defoe mit dem Fuß sehr knapp am Tor vorbei. Die Slowenen wurden auch in der zweiten Halbzeit nur in Standardsituationen gefährlich. Terry hatte in der 57. Minute bei einem Eckball von Gareth Barry die Möglichkeit, auf 2:0 zu erhöhen, doch sein Schuss aus wenigen Metern wurde von Torhüter Handanovič abgewehrt. Und auch in der 59. Minute war es der slowenische Schlussmann, der Rooneys Versuch nach einem guten Zuspiel von Lampard noch an den Pfosten lenkte. Die Engländer beschränkten sich in der letzten halben Stunde auf schnelle Konter, die von dem inzwischen eingewechselten Joe Cole ausgeführt wurden. Beim Spiel zwischen den Vereinigten Staaten und Algerien stand es zu dem Zeitpunkt noch 0:0, und bei diesem Spielstand wäre Slowenien trotz des Rückstandes weitergekommen. Die Südosteuropäer waren deswegen wenig offensiv, sodass sich am knappen 1:0-Erfolg für das englische Team nichts mehr änderte.
Rang | Land | Tore | Punkte |
---|---|---|---|
1 | Vereinigte Staaten | 4:3 | 5 |
2 | England | 2:1 | 5 |
3 | Slowenien | 3:3 | 4 |
4 | Algerien | 0:2 | 1 |
- USA - Algerien
- 1:0 (0:0)
35.827 Zuschauer – unter ihnen auch der ehemalige Präsident der Vereinigten Staaten Bill Clinton – sahen im im Loftus-Versfeld-Stadion in Pretoria das vom belgischen Schiedsrichter Frank De Bleeckere gepfiffene Spiel. Dieser zeigte drei Nordafrikanern gelbe Karten sowie zückte das kleine Pappstück für zwei Spieler der Vereinigten Staaten. In der dritten Minute der Nachspielzeit sah der beim VfL Bochum spielende Anthar Yahia Gelb-Rot wegen Meckerns. In der stark umkämpften Gruppe C waren die Vereinigten Staaten auf einen Sieg angewiesen, um auf jeden Fall an Slowenien und England vorbeiziehen zu können. Die Algerier hatten vor dem Spiel noch eine marginale Chance auf Platz zwei, wenn sie ausreichend hoch gegen die USA gesiegt hätten und das Spiel England gegen Slowenien unentschieden ausgegangen wäre.
Das Team aus Algerien, das sich zum dritten Mal für eine Weltmeisterschaftendrunde qualifiziert hatte, hatte nach 18 Sekunden die erste Chance des Spieles, doch der Volleyschuss des Gladbachers Karim Matmour ging weit am Tor vorbei. In der sechsten Spielminute meldete sich der bei AEK Athen spielende Rafik Djebbour mit einem Volleyschuss aus zwölf Metern an die Querlatte. Auf der Gegenseite waren die Amerikaner glücklos; so versagte in der 20. Minute Herculez Gomez alleinstehend vor dem algerischen Schlussmann Raïs M'Bolhi, eine zweifelhafte Abseits-Entscheidung von Schiedsrichter De Bleeckere machte einen Treffer Dempseys ungültig, Jozy Altidore und Landon Donovan kamen sich in der 37. Minute gegenseitig in die Quere und so blieb eine Großchance zum Führungstor ungenutzt.
Nach der Halbzeitpause spielten die US-Boys weiter offensiv. Dempseys hatte Pech, als er nur den Innenpfosten traf und den Nachschuss am leeren Tor vorbeisetzte. Der frühere HSV-Spieler Benny Feilhaber konnte den algerischen Torhüter in der 65. Minute nicht überwinden. Die nachfolgende Ecke köpfte Dempsey knapp am Posten vorbei ins Toraus. Die Möglichkeiten der Nordafrikaner waren rar. Ein Schuss des Wolfsburgers Karim Ziani aus zehn Metern Torentfernung verfehlte das Tor. Den Rest der zweiten Halbzeit stürmten die Nordamerikaner auf das algerische Tor, doch waren sie am Ende der regulären Spielzeit praktisch ausgeschieden, da im zeitgleich stattfindenden Spiel der Engländer gegen die Slowenen die Engländer die Nase vorne hatten. Schließlich schoss Donovan in der zweiten Minute der Nachspielzeit in das algerische Tor und bewahrte somit sein Team vor dem Ausscheiden.
Durch den dreifachen Punkterfolg wurden die US-Amerikaner zum ersten Mal nach 1930 wieder Gruppensieger; gleichzeitig verdrängten sie dadurch die Engländer noch auf den zweiten Tabellenplatz und besiegelten das Aus für die Mannschaft aus Slowenien. Algerien konnte auch bei seiner dritten WM-Endrundenteilnahme nicht über die Gruppenspielphase hinaus gelangen.
- Ghana - Deutschland
- 0:1 (0:0)
In der Gruppe D war die Ausgangssituation ähnlich kompliziert. Ghana hätte ein Unentschieden gegen Deutschland den Einzug in das Achtelfinale gesichert, doch auch eine Niederlage konnten sich die Westafrikaner erlauben, solange Australien im gleichzeitig stattfindenden Spiel gegen Serbien nicht zu viele Tore gut machte. Deutschland war nur bei einem Sieg unabhängig vom Ergebnis des Spiels Australien gegen Serbien. Eine weitere Niederlage hätte das Aus bedeutet, bei einem Unentschieden wäre die Nationalelf nur dann Gruppenzweiter geworden, wenn Serbien verloren oder nicht hinreichend viele Tore geschossen hätte. 82.391 Zuschauer in der Soccer City in Johannesburg waren deswegen auf das Spiel der deutschen Mannschaft gespannt, die sich beim Spiel gegen Serbien nicht gerade von ihrer starksten Seite gezeigt hatte und zudem auf den wegen seiner Gelb-Roten Karte gesperrten Stürmer Miroslaw Klose verzichten musste. Die Partie stand unter Aufsicht des brasilianischen Unparteiischen Carlos Simon, der jeweils einmal für Spieler beider Mannschaften das gelbe Kärtchen zückte.
Bundestrainer Joachim Löw stellte die deutsche Mannschaft auf zwei Positionen um. Cacau ersetzte von Spielbeginn an den gesperrten Klose und statt des im Serbien-Spiel schwachen Holger Badstuber spielte links in der Verteidigung Jérôme Boateng, der es auf dem Spielfeld mit seinem Halbbruder Kevin-Prince Boateng zu tun bekam. Die Ghanaer starteten mit einer defensiven Mannschaft, die aus einer Vierer-Abwehrkette, einem Mittelfeld aus fünf Spielern und einer Sturmspitze bestand. Die erste nennenswerte Chance des Spieles hatte Lukas Podolski in der siebten Minute, doch Hans Sarpei (Bayer Leverkusen) wehrte zum Eckball ab. Drei Minuten später wurde Podolskis Flanke von linksaußen vom Ghanaer John Mensah in Richtung Tor abgefälscht, sodass Torhüter Richard Kingson ein Eigentor verhindern musste. Nach diesen beiden Torchancen ging der Drang nach vorne in der Nervosität der deutschen Mannschaft unter. Die Mannschaft leistete sich viele Fehlpässe und die Ghanaer bestimmten nach der Anfangsviertelstunde das Spiel.
In der 14. Minute konnte Bastian Schweinsteiger die Flanke Asamoah Gyans gerade so klären, ein Schuss von Kevin-Prince Boateng in der 23. Minute wurde von Arne Friedrich in höchster Not abgewehrt und in der 24. Minute war André Ayew nach einem Fehler von Abwehrspieler Per Mertesacker nur deswegen nicht erfolgreich, weil er den geeigneten Moment verpasste und Torhüter Neuer abwehren konnte. In dieser Phase des Spieles zeigte die deutsche Mannschaft wenige für die Ghanaer gefährliche Aktionen. Mesut Özil stürmte in der 25. Minute auf das Tor der Ghanaer zu und befand sich allein vor dem Torhüter der Westafrikaner. Bei der Wahl, ob er um Kingson rechts oder links vorbeispielen sollte, entschied er sich für die Mitte und traf direkt den Torhüter. Eine Kopfballchance durch Gyan verhinderte Lahm zwei Minuten später auf der Torlinie und in der 28. Minute wehrte Neuer Gyans Schuss von der rechten Seite ab. Die einzigen weiteren halbwegs nennenswerten Möglichkeiten der deutschen Mannschaft stamten von Cacau in der 30. Minute und von Schweinsteiger in der 41. Minute durch einen Freistoß, doch Torhüter Kingson war auf der Hut.
Die zweite Halbzeit begann zunächst für Deutschland nicht viel besser. In der 51. Minute stürmte Gyan in ähnlicher Weise auf Neuer zu, wie Özil in der ersten Halbzeit auf Kingson zulief. Neuer machte diesen Versuch genauso zunichte, wie in der 55. Minute, wieder durch Gyan. Deutschland bemühte sich weiterhin um ein Tor, kam aber nicht richtig vor das Tor der Westafrikaner. Überraschend fiel dann doch das 1:0. Ein Querpass Müllers vor der Strafraumgrenze gelangte auf den Bremer Özil, der schoss aus 17 Metern unhaltbar in den linken oberen Torwinkel. Beflügelt wurde die deutsche Mannschaft durch das Führungstor jedoch nicht, im Gegenteil. Jérôme Boateng war zweimal nicht aufmerksam, als Prince Tagoe in der 61. Minute zum Kopfstoß kam und Boateng nur mit Mühe noch zur Ecke klären konnte und in der 66. Minute, als Lahm den Schuss von Ayew gerade noch ins Toraus ablenkte. Löw nahm Boateng dann in der 73. Minute vom Platz und wechselte Marcell Jansen ein. Am Spielstand änderte sich jedoch nichts mehr.
Durch den Sieg gegen Ghana spielte sich die deutsche Nationalmannschaft auf den ersten Tabellenplatz vor und damit im Achtelfinale den Klassiker gegen England ermöglicht, da die „Three Lions“ in der Gruppe C nur den zweiten Tabellenplatz erreicht hatten.
Rang | Land | Tore | Punkte |
---|---|---|---|
1 | Deutschland | 5:1 | 6 |
2 | Ghana | 2:2 | 4 |
3 | Australien | 3:6 | 4 |
4 | Serbien | 2:3 | 3 |
- Australien - Serbien
- 2:1 (0:0)
Ein Sieg im letzten Gruppenspiel hätte für Serbien das Weiterkommen gesichert, für die Australier waren die Szenarien für ein Weiterkommen komplizierter. Dabei war das Weiterkommen des Teams aus Down Under vom Ausgang des Spiels Deutschlands gegen Ghana abhängig. Ein hoher Sieg Deutschlands oder eine Niederlage des Weltmeisterschaftsdritten von 2006 und Vize-Europameisters von 2008 gegen Ghana hätte für die Australier den zweiten Tabellenplatz bedeutet, falls man das eigene Spiel gegen Serbien gewinnen konnte.
In der ersten Halbzeit hatte Serbien mehr vom Spiel und konnte durch Miloš Krasić in der zwölften Minute in Führung gehen, doch dieser scheiterte alleinstehend vor Australiens Schlussmann Mark Schwarzer. Die Australier waren in der ersten Spielhälfte wenig nach vorne orientiert, sodass die 37.836 Zuschauer im nicht vollständig besetzten Mbombela-Stadion in Nelspruit nach 45 Minuten noch kein Tor gesehen hatten.
In der 69. Minute gingen die „Socceroos“ in Führung, nachdem sich nach der von Luke Wilkshire getretenen Hereingabe der beim FC Everton tätige Mittelfeldspieler Tim Cahill gegen Nemanja Vidić durchsetzte und zum 1:0 einköpfte. In der 73. Minute erhöhte Brett Holman mit einem Aufsetzer zum 2:0. Die Serben reagierten offensiv und stürmten nach vorne. Einen Torwartfehler führte in der 84. Minute zum Anschlusstreffer durch Marko Pantelić. Pantelić schob den Ball auch eine Minute später erneut ins Tor der Australier, der Treffer wurde jedoch wegen Abseits vom uruguayischen Schiedsrichter Jorge Larrionda nicht gegeben. In der Schlussphase kam es noch zu einigen gefährlichen Situationen vor dem australischen Tor, am Ende blieb es jedoch beim Ehrentreffer der Serben gegen die siegreichen Australier. Damit waren beide Mannschaften ausgeschieden. Schiedsricher Larrionda zückte fünfmal die Gelbe Karte, davon dreimal bestrafte er serbische Spieler und zweimal einen Australier.
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Quellen
- spiegel.de: „Löws Team trifft im Achtelfinale auf England“ (23.06.2010)
- spiegel.de: „Donovan rettet die USA“ (23.06.2010)
- spiegel.de: „Özil schießt Deutschland ins Glück“ (23.06.2010)
- spiegel.de: „Australien besiegt Serbien - und beide fahren heim“ (23.06.2010)
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