Einschränkungen im Flugverkehr durch Aschewolke über Teilen Europas
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Reykjavík (Island) / Maastricht (Niederlande), 17.04.2010 – Nach dem Ausbruch des Vulkans Eyjafjallajökull breitet sich die Aschewolke weiter über Europa aus. Auch das EU-Finanzministertreffen ist von den Problemen im europäischen Flugverkehr betroffen. Einige Finanzminister erreichten Madrid nicht. Am Freitagnachmittag hatte Österreich als 13. europäisches Land seinen Luftraum geschlossen. Der Schweizer Luftraum wurde ab Samstag 0:00 Uhr MESZ für den Flugverkehr gesperrt. Bereits zuvor hatten die skandinavischen und baltischen Länder, Belgien, die Niederlande, Frankreich, Deutschland, das Vereinigte Königreich, Irland und Polen den gleichen Schritt vollzogen.
Schwedische Zeitungen gingen am Freitag auf Grundlage einer Prognose des britischen Wetterdienstes davon aus, dass der schwedische Luftraum am Samstagmorgen wieder geöffnet werde. Am Samstagnachmittag jedoch stellte Dagens Nyheter in Frage, ob dieses Wochenende überhaupt „einige Flüge abheben können“. Die gleiche Zeitung sprach am Samstagnachmittag von 26 europäischen Ländern, die ihren Luftraum geschlossen hätten. Die Schliessung des finnischen Luftraums hingegen wurde am Freitagnachmittag bis mindestens 14.00 Uhr MESZ am Sonntag verlängert. Eurocontrol erklärte gegenüber Spiegel online, dass sich die Lage voraussichtlich auch am Samstag nicht entspannen werde. Die französische Regierung hat angekündigt, dass die französischen Flughäfen nördlich der Linie Nantes–Lyon wohl mindestens bis zum Montag früh geschlossen bleiben.
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) in Offenbach am Main stellt eine Veränderung der Windrichtung frühestens für die Nacht von Samstag auf Sonntag in Aussicht. Dies bedeute jedoch keine sofortige Aufhebung des Flugverbots, zitiert der Spiegel weiter. Die Lufthansa strich weltweit alle Flüge mindestens bis Sonntagmittag 14:00 Uhr MESZ. Alle 16 internationalen Flughäfen Deutschlands sind geschlossen, als letztes erfolgte die Schließung des Luftraums über München am Freitag abend um 20:00 Uhr MESZ. Die Deutsche Flugsicherung geht davon aus, dass der Flugverkehr in Deutschland mindestens bis Sonntagmorgen um 8:00 Uhr MESZ ruhen wird.
Da der Flugverkehr weitgehend lahmgelegt ist, versuchen viele Flugpassagiere auf die Eisenbahn auszuweichen. Auch Autovermietungen nehmen sprunghaft zu. Der Betreiber des Eurostar bittet jedoch Passagiere, die keine bestätigte Reservierung haben, zu Hause zu bleiben; in den Zügen der Deutschen Bahn AG ist Platzreservierung empfehlenswert. Die Kontrollabschnitte der Flugtickets können ausschließlich an den DB-Reisezentren in Bahntickets umgewandelt werden, um einen geordneten Ablauf bei der Deutschen Bahn AG zu gewährleisten. Jedoch können die Wartezeiten in den sich bildenden Schlangen am Schalter beträchtlich sein. Das Unternehmen hat seinen gesamten nicht im Regelbetrieb fahrenden Fuhrpark für den Transport der Flugpassagiere mobilisiert. „Es rollt alles, was rollen kann“, teilte das Verkehrsunternehmen der Presse mit. Eine Mitnahme ohne Reservierung ist zwar möglich, jedoch sei dann bestenfalls mit einem Stehplatz zu rechnen, hieß es in der Hessenschau. Die Fähren zwischen dem Vereinigten Königreich und Frankreich sind auf Tage hinaus ausgebucht, ähnlich ist die Situation in den durch den Kanaltunnel verkehrenden Zügen. Insgesamt 55.000 Reisende sitzen auf den Balearen und den Kanarischen Inseln fest.
Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel, die bei ihrer Rückkehr aus den Vereinigten Staaten zunächst in Lissabon zwischengelandet ist, reiste inzwischen nach Rom weiter, von wo aus sie auf dem Straßenweg in Richtung Berlin gelangen will. Merkel hatte gestern noch bekräftigt, an der für den Sonntag um 14:00 Uhr MESZ geplanten Beisetzung des bei einem Flugzeugunglück verstorbenen polnischen Präsidenten Lech Kaczyňski und dessen Frau in Krakau teilnehmen zu wollen. Ob und wie Merkel nach Krakau gelangt, steht noch nicht fest.
Auswirkungen auf die Wirtschaft sind nicht hinreichend absehbar, der Post- und Frachtverkehr sei bereits massiv betroffen. Der wirtschaftliche Schaden aufgrund der Sperrung der Lufträume ist ebenfalls mutmaßlich beträchtlich, jedoch noch nicht durchgerechnet. Ein Flughafensprecher bezifferte den Schaden allein für den Flughafen Frankfurt am Main auf zwei bis drei Millionen Euro pro Tag, an denen keine Start- und Landegebühren eingenommen werden könnten. Unklar ist die Höhe der Schäden der einzelnen Fluggesellschaften durch die Flugausfälle bzw. Umleitungen.
Die Lufthansa hat inzwischen nach Sichtflugregeln in niedriger Höhe zehn ihrer Flugzeuge ohne Passagiere von München nach Frankfurt überführt. Das wolkenlose Wetter am Samstag, dem 17. April, machte diesen nicht genehmigungspflichtigen Flugverkehr möglich. Techniker überprüften danach die Maschinen und stellten keine Schäden fest. Die Fluggesellschaft hatte diesen Schritt unternommen, um bei der Aufhebung des Flugverbotes im kontrollierten Luftraum mehr Flugzeuge an ihrem Standort Frankfurt zur Verfügung zu haben.
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Quellen
- rtl.de: „Europa:Größtes Flugchaos aller Zeiten“ (16.04.2010)
- spiegel.de: „Finnland sperrt Luftraum bis Sonntag“ (16.04.2010)
- dn.se: „Fortfarande flygstopp i norra Europa“ (16.04.2010)
- gp.se: „Prognosen: Det blir värre“ (16.04.2010)
- guardian.co.uk: „Volcanic ash cloud grounds planes until Saturday“ (16.04.2010)
- spiegel.de: „Deutschland droht tagelanges Flugverbot“ (16.04.2010)
- morgenpost.de: „Flugbehörde warnt vor Chaos am Wochenende“ (16.04.2010)
- DN.se: „Askmolnet och flygtrafiken – DN.se följer utvecklingen“ (17.04.2010)
- Eurostar.com: „London to Paris, Train to Brussels“ (16.04.2010)
- welt.de: „Life-Ticker vom 16. April“ (16.04.2010)
- welt.de: „Life-Ticker vom 17. April“ (17.04.2010)
- spiegel.de: „Überführungsflug landet sicher in Frankfurt“ (17.04.2010)