Duisburger Loveparade-Tragödie: Massive Vorwürfe an Stadtverwaltung und Veranstalter
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Duisburg (Deutschland), 04.08.2010 – Nach der Massenpanik im Zugangsbereich zum Veranstaltungsgelände der Loveparade, in deren Folge 21 Menschen getötet wurden, haben verschiedene Seiten deutliche Kritik an der Duisburger Stadtverwaltung und am Veranstalter Lopavent GmbH geäußert. Seitens der Stadtverwaltung habe man die Zahl der zu erwartenden Besucher deutlich unterschätzt. Das Veranstaltungsgelände böte nur für rund 250.000 Besucher Platz, die Fluchtwege seien zu eng ausgelegt gewesen, und vor allem in der Unterführung der Karl-Lehr-Straße hätten sich die Besucher gestaut. Die Gewerkschaft der Polizei habe bereits vor einem Jahr die Stadt Duisburg auf Sicherheitsprobleme im Zusammenhang mit dem Veranstaltungsort hingewiesen, hätte jedoch kein offenes Ohr gefunden.
Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachtes auf fahrlässige Tötung gegen unbekannt. Laut Angaben von Staatsanwalt Rolf Haverkamp wurden Planungsunterlagen vom Veranstalter, der Stadtverwaltung und Ordnungsdiensten beschlagnahmt. „Da musste erst mal schnell der erste Zugriff erfolgen“, sagte Haverkamp. Die Ermittlungen seien jedoch in einem frühen Stadium, es hätten sich „jede Menge Zeugen gemeldet, die werden auch alle vernommen“. Keine Angaben machte der Staatsanwalt zu Fragen der Presse, ob die Opfer obduziert würden.
Die Duisburger Polizei wird die Ermittlungen an andere Polizeidienststellen abgeben, gab das Innenministerium in Düsseldorf bekannt, damit die Ermittlungen unbefangen und neutral erfolgen könnten.
Berichte von Spiegel Online vom Sonntag, dem 25. Juli, denen zufolge es bei der Bundespolizei zu Löschungen von Daten, Karten und anderen Materialien gekommen sein soll, wurden von der Bundespolizei dementiert. Ein Sprecher sagte, „alle Einsatzunterlagen sind definitiv vorhanden und können bei Bedarf eingesehen werden“.
Die Zahl der Verletzten ist offenbar doch höher, als die Polizei am Sonntag bekanntgegeben hatte. Statt 342 gaben die Behörden inzwischen die Zahl der Verletzten mit 511 an, davon seien 43 Personen noch im Krankenhaus. Außerdem ermittle man noch den Verbleib von 1.138 Personen, für die Angehörige Vermisstenanzeigen gestellt hatten, die bislang noch nicht aufgeklärt wurden. Die Polizei geht jedoch davon aus, dass die meisten dieser Personen inzwischen wieder Kontakt mit ihren Familien hatten und ersuchte die Familien um Rückmeldung an die Polizei.
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Quellen
- zeit.de: „Noch immer mehr als 1100 Vermisste“ (26.07.2010)
- zeit.de: „Duisburger Sicherheitskonzept war mangelhaft“ (26.07.2010)
- rundschau-online.de: „Jetzt 21 Tote durch Massenpanik“ (28.07.2010)