Deutsche Reederei im Clinch mit polnischem Zoll

aus Wikinews, einem freien Wiki für Nachrichten
Artikelstatus: Fertig 09:19, 20. Okt. 2006 (CEST)
Bitte keine weiteren inhaltlichen Veränderungen vornehmen, sondern einen Folgeartikel schreiben.

Heringsdorf (Deutschland), 20.10.2006 – Vorgestern berichteten deutsche Medien, dass ein deutscher Ausflugsdampfer vom polnischen Grenzschutz beschossen worden sei. Bereits am 18. Oktober meldeten polnische Medien, dass polnische Zollbeamte von einem deutschen Kapitän nach Deutschland entführt worden seien. Letztendlich stellte sich der Vorgang aber anders dar.

Nach Berichten deutscher und polnischer Behörden hat sich am Dienstag folgendes zugetragen: Nach der Überfahrt des deutschen Ausflugsdampfers „Adler Diana“ der Reederei Adler Schiffe nach Polen, auf der üblicherweise beim Erreichen der polnischen Hoheitsgewässer an Bord Spirituosen und Tabakwaren zu polnischen Preisen verkauft werden, gingen im polnischen Swinemünde drei polnische Zollbeamte in Zivil an Bord. Sie wollten die ordnungsgemäße Versteuerung der Waren kontrollieren und fanden dabei Grund zur Beanstandung. Sie forderten den Kapitän zur Rückkehr nach Swinemünde auf, um weitere Kontrollen durchzuführen.

Daraufhin erhielt der Kapitän von seiner Reederei die Anweisung, nach Heringsdorf zurückzukehren. Die Beamten forderten daher Verstärkung durch die polnische Küstenwache an, die dann nach Augenzeugenberichten eine Signalrakete über das Schiff feuerte. Erste Berichte, wonach es sich um Maschinengewehrfeuer gehandelt haben soll, wurden von den polnischen Behörden inzwischen dementiert. Der Kapitän ignorierte jedoch diese eindeutige Aufforderung zum Stoppen und fuhr mit den Beamten an Bord unbeirrt zurück nach Heringsdorf.

In Heringsdorf wurden die polnischen Zollbeamten von der Bundespolizei in Gewahrsam genommen. Nachdem ihre Personalien aufgenommen waren, wurden sie zur polnischen Grenze gebracht. Die Staatsanwaltschaft hat auf eine Anzeige der polnischen Behörden hin ein Ermittlungsverfahren gegen den Kapitän eingeleitet, da er sich in polnischen Hoheitsgewässern den Anweisungen der polnischen Behörden widersetzt habe.

Hintergrund der Aktion der polnischen Zollbeamten sind Unstimmigkeiten zwischen der Reederei und dem polnischen Zoll über die ordnungsgemäße Abfuhr von Steuern an den polnischen Staat für die in polnischen Gewässern verkauften Waren. Dies ist nicht das erste Mal, dass polnische Zollbeamten Schiffe der Reederei kontrollierten.

Die Reederei „Adler Schiffe“ wird den Schiffsbetrieb nach Polen am Freitag wieder aufnehmen, nachdem er zuerst eingestellt wurde.

Themenverwandte Artikel

Quellen