Zum Inhalt springen

Dänisches Kronprinzenpaar auf den Färöern

aus Wikinews, einem freien Wiki für Nachrichten
Artikelstatus: Fertig
Bitte keine weiteren inhaltlichen Veränderungen vornehmen, sondern einen Folgeartikel schreiben.

Tórshavn (Färöer), 25.06.2005 - Die Königinnenfamilie Dänemarks wurde bei ihrem Besuch vom 20.06. bis 23.06.2005 auf der zum Königreich gehörenden nordatlantischen Inselgruppe begeistert empfangen. Im Mittelpunkt des Interesses stand Kronprinzessin Mary, die im Oktober ein Kind erwartet, das einst Thronfolger der ältesten Monarchie der Welt werden wird. Es war ihr letzter Staatsbesuch vor der Schwangerschaftspause.

Königin Margrethe und ihr Gemahl Prinz Henrik wurden am Dienstag in Vágur begrüßt. Die beiden waren schon oft auf den Färöern.
Anmerkung: Alle Fotos in diesem Artikel entstanden bei dieser Gelegenheit.

Die Ankunft von Königin Margrethe, Prins Henrik, Kronprinz Frederik und Mary erfolgte bereits am Sonntag dem 19. Juni auf dem Flughafen Vágar, während die Königliche Jacht "Dannebrog" bereits am Vortage im benachbarten Sørvágur eintraf. Das offizielle Programm begann aber am Morgen des 20. Juni mit dem Empfang im Hafen von Tórshavn.

Montag, 20. Juni

Die "Dannebrog" auf den Färöern.

Beim Empfang durch den färöischen Ministerpräsidenten Eidesgaard wurde die färöische Nationalhymne vom Jungstar Brandur Enni vorgetragen, den die deutschen Fußballfans noch vom EM-Qualifikationsspiel 2003 in der Landeshauptstadt Tórshavn in Erinnerung haben. Begleitet von vielen Schaulustigen folgte die Königsfamilie zu einem Empfang bei der Landesregering auf der Halbinsel Tinganes, dem historischen Stadtkern.

Dort stand der 9jährige Magnus í Niðristovu Djurhuus aus Vestmanna im Mittelpunkt des Geschehens. Er wurde unlängst zum Helden des Jahres 2004 ernannt, nachdem er seinem 4jährigen Bruder das Leben gerettet hat. Der Kleine fiel beim Radfahren im Hafen ins eiskalte Wasser. Magnus sprang hinterher und befahl einem dritten Jungen, Hilfe zu holen, während er seinen kleinen Bruder über Wasser hielt. Die Königin fragte: "War das nicht kalt?" - "Doch", sagte er. Dieser Programmpunkt dauerte auf Wunsch von Margrethe länger als vorgesehen, was Beobachter als recht ungewöhnlich für die Königin bezeichneten.

Nach dem Besuch des Färöischen Lögtings und der Tórshavner Domkirche, bat der Stadtrat zum Lunch. Weitere Ereignisse waren der Besuch des Nationalmuseums, des Kunstmuseums, die Grundsteinlegung der neuen Kirche im nördlichen Vorort Hoyvík und der Besuch der dänischen Garnision in Mjørkadalur, die jeweils vom Königinnenpaar oder dem Kronprinzenpaar absolviert wurden.

Der Empfang im Haus des Nordens am Abend bildete mit Eivør Pálsdóttirs Auftritt den musikalischen Höhepunkt. Umrahmt wurde das Programm von einer Modeschau aktueller Kleidung aus färöischer Wolle. Auch im weiteren Verlauf des Besuches bekam Mary immer wieder speziell für sie geschneiderte Kreationen als Geschenk der jeweiligen Kommunen überreicht.

Der republikanische Oppositionspolitiker Høgni Hoydal jedoch, nahm am Rest des königlichen Besuchs nicht mehr teil. Grund: Margrethe hielt bei dem abendlichen Empfang eine Rede, teilweise auf Färöisch, wo sie über das künftige Verhältnis zwischen Dänemark und den Färöern nach der „Fámjinakte“ referierte. Hoydal empfand dies als Verletzung des royalen Neutralitätsgebotes, während Politiker aus der Regierungskoalition meinen, dass ein Gesetzeswerk, welches von beiden Parlamenten verabschiedet wurde, durchaus auch von der Königin positiv gewürdigt werden darf. Während im Volk viele Menschen Hoydal zumindest eine gewisse Konsequenz zu Gute hielten, so empfanden es die Mehrheit der Diskutanten in Internetforen als äußerst peinlich.

Dienstag, 21. Juni

Kronprinzessin Mary (l.) und Kronprinz Frederik (r.) zusammen mit einer Vertreterin der Stadt Vágur.

Der Dienstag stand ganz im Zeichen des Besuchs der beiden südlichen Inseln Sandoy und Suðuroy. Sandoy ist bekannt für seine archäologischen Funde aus der Wikingerzeit auf den Färöern, wie zum Beispiel dem Münzfund von Sandur. Entsprechend gab es originalgetreue Nachbildungen von hier gefundenen Broschen aus jener Zeit zum Geschenk.

Auf der Südinsel Suðuroy gestaltete sich die Ankunft in Vágur erneut als Massenereignis für die Insulaner. Unter anderem besuchte die königliche Familie das Ruth-Smith-Museum und die restaurierte Schaluppe "Johanna", die gerade erst von einer historischen Erinnerungsfahrt an die Zeit der Färöer im Zweiten Weltkrieg nach Island und Aberdeen zurückkam, was den Beitrag der Färinger zu den weltweiten Feierlichken zum 60. Jahrestag des alliierten Sieges 1945 darstellte.

Gegen Abend ging es weiter in die andere Stadt auf der Südinsel nach Tvøroyri, wo unter anderem das Altersheim besucht wurde. Hier überraschte die 10jährige Halla Káradóttir sogar die königlichen Leibwächter und färöische Polizei, als sie plötzlich mit einem kleinen Geschenkpaket vor Kronprinzessin Mary stand. Diese fragte, was denn drin sei, und bekam zur Antwort: "Babysocken". Dafür bekam sie eine herzliche Umarmung. Der Presse verriet Halla, dass sie nicht wie alle anderen Kinder der werdenden Mutter einfach nur Blumen schenken wollte, sondern etwas Persönliches. Also pumpte sie ihre Mutter um Geld an und kaufte der Kronprinzessin was Praktisches fürs Baby.

Mittwoch, 22. Juni

Besonders die weiblichen Fans hatten sich - wie auch Margrethe und Mary selbst - herausgeputzt in den heute noch üblichen färöischen Volkstrachten. Tóra, Cecilia und Arnóra (v.l.n.r.) aus Vágur (siehe Vortag) hatten zudem ihr Abitur just an dem Tage bestanden, als die Hoheiten zu Besuch waren. Entsprechend tragen sie stolz ihre typisch färöischen Abiturientenmützen.

Am 22. Juni standen die Nordinseln und Eysturoy auf dem Programm. Wie schon an den Tagen zuvor in Tórshavn und Vágur war auch der Empfang in Klaksvík geprägt von sehr vielen Kindern mit selbstgebastelten Kronen auf dem Kopf, die extra Schulfrei bekamen. Während sich die Jungs meist für Kronprinz Frederik begeisterten, so war bei den Mädchen im ganzen Land nur zu hören "Mary". Entsprechend fielen auch die Sprechchöre in Klaksvík aus, wo unter anderem ein Altersheim besucht wurde und Mary die kleine australische Community der Färöer kennen lernte. Wie sich im Fernsehen später zeigte, sprachen diese Einwanderer von "Downunder" bestes Färöisch, obwohl man auf den Färöern meist auch Englisch versteht.

Weiter ging es für Frederik und Mary zum nördlichsten Ort der Färöer ins festlich geschmückte Viðareiði, während Margrethe und Henrik den im Bau befindlichen Nordinselntunnel besuchten. Eigentlich war prognostiziert worden, dass der historische Durchstich des künftigen unterseeischen Straßentunnels zwischen Eysturoy und Klaksvík just an jenem Tag passieren könnte, doch nun wurde er doch um ein paar weitere Tage verzögert und fand erst am 25. Juni gegen 17 Uhr Ortszeit statt. Margrethe und Henrik präsentierten sich gut gelaunt in Gummistiefeln, Sicherheitswesten und Helmen, bevor es in die tiefe, etwa 6 Kilometer lange Röhre ging.

Nach dem Lunch mit dem Stadtrat von Klaksvík ging es weiter nach Fuglafjørður, dem größten Ort auf Eysturoy. Auch hier ein Meer von färöischen und dänischen Fahnen. In Leirvík wusste der Direktor des dortigen Bootsmuseums so manche Anekdote zu erzählen, was mit allgemeinem Gelächter der königlichen Familie honoriert wurde. Dabei sprach er das breiteste Gøtudanskt, die färöische Art, die dänische Sprache so auszusprechen, wie sie eigentlich geschrieben wird.

Für die 3jährige Mary Petersen und ihre Mutter ging ihr größter Wunsch in Erfüllung, mit der Kronprinzessin sprechen zu dürfen. Mary und Mary haben nämlich nicht nur den selben Namen, sondern auch am gleichen Tag Geburtstag. Mit dem Unterschied, dass Mary aus Tasmanien am 5. Februar 1972 geboren ist, Mary aus Glyvur jedoch 30 Jahre später 2002. Beim königlichen Besuch im Bootsmuseum durften sie mit dabei sein, was sonst nur Offiziellen gestattet war.

Letzte Station auf Eysturoy war das idyllische Dorf Gjógv im Norden, dessen Hafen sich in einer Felsspalte befindet. Da dieser spektakuläre Naturhafen eine besonders schöne Akustik bildet, sang hier ein Kammer-Chor. Rúni Brattaberg, den man auch als Bass an der Mainzer Oper kennt, war mit von der Partie.

Zurück in Tórshavn gab es einen Empfang für geladene Gäste auf der "Dannebrog".

Donnerstag, 23. Juni

Prinz Henrik in bester Laune bei bestem Sonnenschein. Doch das sehr schnell wechselnde Wetter auf den Färöern war nicht immer so schön, und so fiel der geplante Besuch auf der berühmten Vogelinsel Mykines am letzten Tag aus Sicherheitsgründen aus.

Am letzten Tag des königlichen Besuchs ging es zurück auf die Insel Vágar. Damit hat die Königsfamilie alle Regionen der Färöer besucht, und so allen Inselbewohnern die Möglichkeit geboten, sie zu begrüßen, wovon auch reichlich Gebrauch gemacht wurde. Nachdem die "Dannebrog" wieder in Sørvágur anlegte, standen Museumsbesuche in Sandavágur und Miðvágur auf dem Programm.

Der Besuch im 12-Einwohner-Flecken Gásadalur war eine ganz besonderere Geste, konnte man doch bis vor Kurzem nur zu Fuß über einen beschwerlichen Bergpfad oder per Hubschrauber hierher gelangen. Nun gibt es aber seit letztem Jahr einen Straßentunnel. Gásadalur galt als eines der isoliertesten Dörfer Europas und bildete u.a. Stoff eines in Dänemark bekannten Dokumentarfilms mit dem Titel "1.700 Meter weit weg von der Zukunft". Der königliche Besuch war ein weiterer Beweis, dass diese Menschen nie vergessen wurden.

Das eigentliche Highlight sollte der Flug auf die vorgelagerte Insel Mykines werden, die als Vogelparadies weltbekannt ist. Doch wie so oft, beim Versuch nach Mykines zu gelangen, machte auch heute schweres Wetter einen Strich duch die Rechnung, und so musste der Abstecher zum westlichsten Außenposten Europas auf diesem Breitengrad verzichtet werden.

Bei der abschließenden Pressekonferenz bedankten sich die dänischen Royals für die überwältigende Gastfreundschaft überall im Lande. Besonders für Mary sei es eine wichtige Erfahrung gewesen, das erste Mal auf den Färöern. Auf die Frage, wann sie wiederkämen, antworteten die werdenden Eltern "recht bald". Die Färöer können sich dann also auf den Besuch der neuen kleinen dänischen Kronprinzessin bzw. -prinzen freuen.

Die Abreise erfolgte auf dem selben Wege, wie sie gekommen waren: Mit zwei kleinen Passagierjets der Königlich Dänischen Luftwaffe, während die "Dannebrog" wieder den Seeweg antrat.

Offizielle Fotostrecke des Königshauses

Videos des färöischen Fernsehens

Auf Färöisch, aber oft selbstredend:

Themenverwandte Artikel

Quellen