Astrophysiker: Schwarzes Loch im Zentrum unserer Milchstraße verhält sich „eher ruhig“
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09.01.2010 – Die recht gut abgesicherte Theorie, wonach sich im Zentrum unserer Galaxis, ein Schwarzes Loch befindet, raubt den Astrophysikern nicht den Schlaf. Neuesten Forschungen zufolge lässt sich plausibel erklären, warum sich das Schwerkraftmonster im Zentrum der Milchstraße recht friedfertig verhält.
Eine Forschergruppe um Roman Shcherbakov vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics entwickelte eine Theorie, wonach sich Gasteilchen in der Nähe des schwarzen Loches gegenseitig anstoßen und dadurch Wärme erzeugen, woraus wiederum ein kontinuierlicher Teilchenstrom weg vom schwarzen Loch resultiere. So werde nur etwa ein hundertstel des von Sternen in der Nähe des Zentrums unserer Galaxis ausgehenden Teilchenstroms in das schwarze Loch gesaugt. Ihr theoretisches Modell versuchten die Wissenschaftler dadurch zu verifizieren, dass sie das schwarze Loch im Zentrum der Milchstraße mit Hilfe des Weltraumteleskops Chandra über einen Zeitraum von 14 Tagen erfassten. Das so beobachtete Strahlungsprofil passte recht gut zu den aus der Theorie hergeleiteten Erwartungen.
Auf die mögliche Existenz eines schwarzen Lochs im Zentrum unserer Milchstraße war man bereits 1992 aufmerksam geworden. Radioteleskopischen Beobachtungen zufolge befand sich im Zentrum der Milchstraße eine starke Radioquelle. Forscher vom Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik hatten dann aus weiteren Beobachtungen im Infrarot-Spektrum des Lichts entsprechende Schlussfolgerungen gezogen. Demnach befindet sich im Zentrum unserer Galaxis, etwa 27.000 Lichtjahre von „unserer“ Sonne entfernt in der Nähe von Sagittarius A* im Sternbild Schütze, eine Materieansammlung in einer Größenordnung von etwa vier Millionen Sonnen.
Zhi-Qiang Shen vom Shanghai Astronomical Observatory und seine Kollegen errechneten anhand von Beobachtungen der Radioquelle bei Sagittarius A* einen scheinbaren Durchmesser des Schwarzen Loches von rund 150 Millionen Kilometern. Die Dichte dieses Schwerkraftmonsters beträgt demnach etwa 200 Trillionen Sonnenmassen pro Kubiklichtjahr (veröffentlicht in Nature, November 2005).
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Quellen
- astronomie.scienceticker.info: „Wärme lässt Schwarzes Loch hungern“ (06.01.2010)
- zeit.de: „Zukunftsvisionen von 1910: Schwarze Löcher und der Weltuntergang“ (08.01.2010)
- astronomie.scienceticker.info: „Neues vom schwarzen Herz der Milchstraße“ (10.12.2008)
- www.scienceticker.info: „Extreme Materiedichte im Milchstraßenzentrum“ (03.11.2005)