„Maikäfer, flieg…“

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Feldmaikäfer beim Abflug

Karlsruhe (Deutschland), 27.04.2007 – Nun fliegen sie wieder, die Maikäfer. Im Hardtwald nördlich von Karlsruhe gingen die Behörden am Dienstag bereits mit Pflanzenschutzmitteln, die per Hubschrauber versprüht wurden, gegen die als Schädlinge betrachteten Maikäfer vor.

Bereits im Jahr 2006 hatte der Naturschutzbund Deutschland (NABU) darauf hingewiesen, dass sich die Maikäferbestände wieder erholt hätten, nachdem diese Insekten Anfang der 1980-er Jahre nahezu ausgestorben schienen. Mitte der 1980-er Jahre begann ihr Wiederaufstieg in den zwei Unterarten als Feldmaikäfer und als Waldmaikäfer. Feldmaikäfer wurden vor allem in der Nähe des Kaiserstuhls gesichtet, während sich die Waldmaikäfer vor allem am Oberrhein ausbreiteten.

Maikäfer durchlaufen in ihrer Entwicklung zwei Stadien. Von den flugfähigen Käfern sind die Käferlarven, die so genannten Engerlinge, zu unterscheiden, die sich unter der Erde ernähren. Nach vier Jahren sind sie voll entwickelt und verwandeln sich in die bei den Förstern unbeliebten Blattfresser. Das letzte große Maikäferjahr war 2002, daher traten bereits 2006 wieder viele Maikäfer in Aktion. Im Jahr 2007 setzt sich dieser Zyklus offenbar noch fort.

Als eigentliches Problem sehen die Förster in erster Linie die im Boden lebenden Engerlinge an, „die den jungen Laubbäumen wie Buchen und Eichen die Wurzeln abfressen“, wie der Karlsruher Oberförster Ulrich Kienzler erklärt. Zum Einsatz kommen soll das Pflanzenschutzmittel „Dimethoat“, das per Hubschrauber direkt auf die Baumkronen ausgebracht wird, wo die jungen Maikäfer sich am frischen Blattgrün gütlich tun. Die Bevölkerung wurde gewarnt, vorsorglich bis zum 20. Mai keine Pflanzenbestandteile für Nahrungszwecke aus dem Wald zu entnehmen. Der Gifteinsatz soll 60.000 Euro kosten. Nach Angaben von Agrarminister Peter Hauk (CDU) soll der eingesetzte Wirkstoff Dimethoat, auch unter der Bezeichnung „Perfekthion“ bekannt, „für den Menschen gänzlich ungefährlich“ sein. Zur Begründung des Insektizid-Einsatzes hieß es seitens der Forstverwaltung, vor allem jüngere Laubbäume würden durch den Wurzelfraß der Engerlinge geschädigt. Das angestrebte Ziel der Waldbewirtschaftung sei jedoch die Umwandlung der Kiefernbestände in naturnahe Mischwälder. Dieses Ziel werde durch den Maikäferfraß gefährdet.

Myotis myotis

Der NABU spricht sich gegen den Einsatz von chemischen Insektenvernichtungsmitteln aus. Ökologisch gesehen sei der Gifteinsatz nicht notwendig. „Die kleinen Krabbler sind hier heimisch, auf Dauer gesehen kommt der Wald mit ihnen zurecht“, sagte Mark Harthun, Naturschutzreferent beim NABU. „Wir wissen heute, dass sich die Maikäferbestände in langen Rhythmen von 30 bis 45 Jahren entwickeln. Auf dem Höhepunkt der Vermehrung nehmen dann Krankheiten und Parasitenbefall überhand, so dass die Bestände von ganz alleine zusammenbrechen“, hieß es in einer Stellungnahme des NABU aus dem Jahr 2006. Die Fressfeinde der Käfer seien ebenfalls in Rechnung zu stellen. Fledermausarten wie Großer und Kleiner Abendsegler, Großes Mausohr (siehe Abbildung rechts) und Breitflügel-Fledermaus fänden in den massenhaft ausschwärmenden Maikäfern eine willkommene und leicht zu erbeutende Nahrung. Daher seien gute Maikäferjahre auch gute Fledermausjahre. Ein Mausohr könne pro Nacht etwa 40 Maikäfer fressen.

Im baden-württembergischen Landtag war der Insektizid-Einsatz auch bei SPD und Grünen auf Ablehnung gestoßen. Befürchtet wurde, dass auch andere gefährdete Insektenarten von der Vernichtungsaktion getroffen würden.

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Quellen