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„Münstersche Zeitung“: Über Nacht komplette Redaktion ausgetauscht

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Artikelstatus: Fertig 23:34, 25. Jan. 2007 (CET)
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Münster (Deutschland), 25.01.2007 – In der Montagsausgabe der „Münsterschen Zeitung“ war vieles neu: eine neue Gestaltung, eine zukünftige „Verschränkung“ mit multimedialen Inhalten und – so der eigene Wunsch – eine „Schärfung des journalistischen Profils“. In der Zeitung fand sich dazu die Feststellung „Mit diesem Ziel stellt die Münstersche Zeitung mit dieser Montagsausgabe ihre redaktionelle Produktion auf neue Beine“. Wie wörtlich „neue Beine“ zu verstehen ist, wurde gestern bekannt: Denn außer Layout und Inhalt ist noch etwas neu: die komplette Lokalredaktion.

Bereits seit November hatte die Redaktion unter ungewöhnlichen Umständen arbeiten müssen. So wurden ihr nicht nur die Produktion neuer Stadtteilseiten entzogen, sondern auch ihre Büroräume. Mit der Begründung, dass die in bester Innenstadtlage liegenden Räume vermietet werden sollen, wurden die Redakteure in einen Anbau des am Stadtrand liegenden Druckhauses verfrachtet. Dort mussten sie in behelfsmäßigen Büros wie der Kantine des Gebäudes arbeiten. Nach Angaben eines Mitarbeiters hätten freie Mitarbeiter gar in einer Damenumkleidekabine Unterkunft gefunden, und manche Kollegen hätten sich behelfsmäßige Ablagen aus Umzugskartons gebaut. Am Freitag dann hatte Verlagsleiter Lutz Schumacher aus heiterem Himmel den 18 Mitarbeitern erklärt, dass sie nunmehr ihre letzte Ausgabe produziert hätten. Den Erfordernissen der Zukunft sei das Team nicht gewachsen, weswegen der Verleger die Produktion des Lokalteiles an eine Tochterfirma auslagere. Frank Biermann, Vorsitzender der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union für das Münsterland, sagte angesichts der Umstände, es sei „unfassbar, mit welcher sozialen Kälte und Gleichgültigkeit von heute auf morgen gestandenen Lokaljournalisten der Stuhl vor die Tür gesetzt wird“.

In einer Pressemitteilung erklärte der Eigentümer, das auch die Dortmunder „Ruhr Nachrichten“ verlegende Medienhaus Lensing, dass das Blatt in einer „schwierigen Marktsituation“ stecke. Die aktuelle Auflage beträgt etwa 38.000 Exemplare. Der Verlag schlug den entlassenen Mitarbeitern vor, sich bei der neuen Tochterfirma zu bewerben. Dort stehen allerdings bei weitem nicht ausreichend Stellen für alle ehemaligen Mitarbeiter der Lokalredaktion zur Verfügung. Über die Vorgänge im eigenen Haus hat die neue Redaktion der „Münsterschen Zeitung“ bislang nicht berichtet. Arbeitsplatz der neuen Redaktion: Die alten Redaktionsräume – nun offenbar nicht mehr zu vermieten.

Quellen