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Islamistische Milizen übernehmen Kontrolle über Mogadischu

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Artikelstatus: Fertig 23:31, 5. Jun. 2006 (CEST)
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Mogadischu (Somalia), 05.06.2006 – Milizen der „Union Islamischer Gerichte“ haben nach eigenen Angaben heute die Kontrolle über die somalische Hauptstadt Mogadischu übernommen. In einer Radioansprache erklärte ein Vorsitzender der „Union islamischer Gerichte“ den Sieg der Union über die rivalisierende „Alliance for the Restoration of Peace and Counterterrorism“ (ARPCT), einem Bündnis verschiedener Kriegsherren und ihrer Kämpfer in Mogadischu, und sagte, dass die Union Frieden und Sicherheit in der Stadt wiederherstellen wolle.

In einem Artikel der New York Times wird davon berichtet, dass die Kriegsherren und ihre Kämpfer, die Mogadischu während der letzten 15 Jahre kontrolliert haben, aus der Stadt geflohen sind. Die Kämpfer der Kriegsherren wurden aus dem strategischen Zentrum der Hauptstadt vertrieben, einer ihrer Anführer wird in einem Krankenhaus im Norden Mogadischus behandelt. Am Montagmorgen beschlagnahmten Kämpfer der islamistischen Union im Bezirk Deynile 25 Fahrzeuge der ARPCT sowie Waffen. Nach Angaben von Ali Musa Abdi, einem Reporter der Nachrichtenagentur AFP, der sich in Mogadischu aufhält, war es zum Zeitpunkt, als die islamistische Union ihren Sieg erklärte, relativ ruhig in der somalischen Hauptstadt. Nach Angaben des Reporters kontrollieren die islamistischen Milizen die meisten Teile der Stadt. Nur wenige, kleine Teile der Stadt befänden sich noch unter der Kontrolle ihrer Gegner.

Anführer der islamistischen Union hätten mit Journalisten vor Ort darüber gesprochen, wie sie die Stadt regieren wollen. So hätten sie die Einwohner der Stadt und Intellektuelle dazu eingeladen, sich ihnen anzuschließen. Ein anderer Artikel der Nachrichtenagentur AFP enthält Zitate von Einwohnern der Stadt, die den Sieg der islamistischen Union kommentieren. Einige Einwohner äußern die Hoffnung, dass es nun zu einem Frieden in der Stadt kommen werde, andere fordern von den neuen Machthabern den schnellen Aufbau einer Polizei und einer Regierung.

In den letzten Jahren hat die „Union Islamischer Gerichte“ in Somalia an Einfluss gewonnen, indem sie das Machtvakuum, das durch eine schwache Regierung entstanden war, mit islamischem Recht füllte. Die Mehrheit der somalischen Bevölkerung ist muslimisch. Nach Angaben des Internationalen Roten Kreuzes kamen bei den jüngsten Gefechten zwischen den beiden Konfliktparteien 300 Menschen ums Leben, 1.700 Menschen wurden verletzt. Die somalische Übergangsregierung, die sich nach zweijährigen Friedensverhandlungen gebildet hat, hatte als Regierungssitz Baidoa, am Rande von Mogadischu, gewählt, weil sie die Kontrolle über die Hauptstadt angesichts vieler bewaffneter Kämpfer nicht übernehmen könne. Der derzeitige Regierungssitz ist Kenia. Die Regierung hatte bereits einen Gouverneur und einen Bürgermeister für Mogadischu ernannt.

Als am Sonntag bekannt wurde, dass ein Sieg der islamistischen Union in Mogadischu wahrscheinlich wird, wurden vier Minister entlassen, die als Kriegsherren die selbsternannte Antiterrorallianz unterstützt hatten, unter ihnen der Minister für nationale Sicherheit, Mohamed Qanre Afrah. Zuvor waren die Kabinettsmitglieder aufgefordert worden, sich nicht an den Kämpfen zu beteiligen. Auf der Kabinettssitzung beschloss die Regierung zudem, Verhandlungen mit den neuen Machthabern in der Hauptstadt aufzunehmen. Die „Antiterrorallianz“ der Kriegsherren soll von der US-Regierung unterstützt worden sein, weil von ihr vermutet wird, dass die islamistische Union Al-Qaida-Führern Unterschlupf gewährt. Offiziell hat die US-Regierung die Unterstützung der Kriegsherren weder bestätigt noch dementiert.

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Quellen