TV-Duell: Schröder siegt - Merkel besser als erwartet

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Umfrageergebnisse der vier Fernsehsender

Berlin (Deutschland), 05.09.2005 – Das einzige TV-Duell der Spitzenkandidaten der großen Parteien vor den vorgezogenen Wahlen zum Deutschen Bundestag am 18. September fand am gestrigen Abend in Berlin statt.

Der amtierende Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) und seine Herausforderin Angela Merkel (CDU) stellten sich Fragen der vier Journalisten Sabine Christiansen (ARD), Maybrit Illner (ZDF), Thomas Kausch (Sat.1) und Peter Klöppel (RTL).

Umfragen zufolge sahen die Bürger Gerhard Schröder in den meisten Punkten klar vorn. In der von RTL beauftragten Forsa-Umfrage sahen 54 Prozent der Befragten Schröder als Sieger, 31 Prozent stimmten für Merkel. Die ARD- und ZDF-Umfragen ergaben im Grunde ähnliches, Schröder kam hier auch auf knapp 50 und Angela Merkel auf rund 30 Prozent der Stimmen.

Wie auch schon die letzten Tage zuvor, wurde erneut heftig über Paul Kirchhofs Steuerkonzepte debattiert. Unter anderem hielt Merkel an einer Erhöhung der Mehrwertsteuer fest. Schröder kommentierte, ihr Finanzkonzept sei „wahrscheinlich auf Sand gebaut“. Schröder beteuerte, er schließe eine Mehrwertsteuererhöhung aus. Überhaupt dominierte das Thema Steuern den 90-minütigen Schlagabtausch. Schröder ließ darin verlauten, die Vereinheitlichung der Einkommensteuer auf 25 Prozent, wobei jegliche Ausnahmen gestrichen würden, sei ungerecht. „Man kann ja nicht ein ganzes Volk zum Versuchskaninchen machen.“

Für die hohen Benzinpreise machte Schröder die Mineralölkonzerne verantwortlich. Sie sollten „ein Stück weit ethische Verantwortung übernehmen und nicht nur ans Geldverdienen denken.“ In diesem Punkt zeigten sich beide einig.

Anders hingegen, als es um die hohe Arbeitslosigkeit in Deutschland ging. Während Schröder meinte, die Reformen würden langsam wirken, Deutschland sei „auf dem richtigen Dampfer“, rief Merkel zu mehr Engagement bei dem Reformprozess auf: „Wir können uns jetzt nicht einfach hinsetzen und warten, bis die Reformen greifen.“

Ebenso gegensätzlich waren die Meinungen bei der nur kurz angesprochenen Frage über einen EU-Beitritt der Türkei. Merkel sprach sich weiter gegen eine EU-Vollmitgliedschaft der Türkei aus, was Schröder als einen „außenpolitischen Fehler sondergleichen“ bezeichnete. Er hob erneut die wichtige geopolitische und geostrategische Bedeutung der Türkei hervor.

Insgesamt brachte das Rededuell inhaltlich keine neuen Erkenntnisse. Von vielen Seiten wurde bedauert, dass es kein zweites TV-Duell geben wird. Viele Punkte seien noch nicht oder noch nicht ausreichend angesprochen worden.

Das auf vier Sendern parallel übertragene TV-Duell hatte insgesamt einen Marktanteil von 59,7 Prozent und knapp 21 Millionen Zuschauer.

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Quellen