Schwere Unwetter in Deutschland, an der Adria und in Nordgriechenland

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Veröffentlicht: 09:47, 14. Jul. 2019 (CEST)
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Trier / Schwerin (Deutschland) / Pescara (Italien) / Thessaloniki (Griechenland), 14.07.2019 – Schwere Unwetter haben in unterschiedlichen Gebieten Europas die Bewohner geplagt. Wegen Starkregens sind im rheinland-pfälzischen Trier und in der mecklenburg-vorpommerschen Hauptstadt Schwerin zahlreiche Keller vollgelaufen. In Italien wurden durch Hagelkörner mehrere Personen verletzt, ein Mensch starb durch Blitzschlag. In Nordgriechenland tötete ein Tornado mindestens sieben Personen.

In Trier rückten die Berufsfeuerwehr und die freiwilligen Feuerwehren bereits am Donnerstagabend, 11. Juli, mehr als 220-mal aus. Sie erhielten Unterstützungen vom Technischen Hilfswerk, der Polizei und Mitarbeitern der Stadtwerke und hatten es mit vollgelaufenen Kellern, umgestürzten Bäumen, ausgefallenen Ampeln, vollgelaufenen Parkhäusern und angehobenen Kanaldeckeln zu tun. Auch der Betrieb am Trierer Hauptbahnhof war beeinträchtigt. Es kam auf mehreren Strecken durch den Starkregen zu Verspätungen.

Am selben Abend musste die Feuerwehr auch im Emsland und der Grafschaft Bentheim ausrücken. In Haren und Papenburg liefern Keller voll und Straßen standen unter Wasser. Im nahe gelegenen Dersum mussten die Teilnehmer eines Zeltlagers in Sicherheit gebracht werden.

In Schwerin war die Feuerwehr am Freitag (vorgestern) zeitweise in 60 Einsätzen gleichzeitig. Vollgelaufene Keller meldeten auch Nord- und Mittelhessen, wo nach Angaben des deutschen Wetterdienstes im Raum Gießen und am Edersee bis zu 80 Liter Regen pro Quadratmeter gemessen wurden.

Am Frankfurter Flughafen wurden von den 1560 für den 12. Juli geplanten Starts und Landungen aufgrund von Gewittern 100 Flüge gestrichen. Die Abfertigung wurde für eine Stunde ausgesetzt, weil sich niemand auf dem Flugfeld aufhalten dürfe, wenn im Umkreis von acht Kilometern Blitzschlag drohe. Auch in Berlin-Tegel kam es zu Störungen im Luftverkehr, weil Flüge von und nach Frankfurt am Main und München nicht durchgeführt werden konnten.

Zu Störungen kam es vorgestern auch im Bahnverkehr. Am Vormittag behinderte ein Blitzschlag die Zugfolge auf der Rheintalbahn zwischen Karlsruhe und Offenburg. Durch den Blitzschlag wurde ein Stellwerk in Baden-Baden beeinträchtigt, sodass die Züge auf der stark frequentierten Strecke in diesem Bereich nicht nach Signal fahren konnten, sondern einzeln per Funkbefehl freigegeben wurden.

Ein Tornado zog über die rheinland-pfälzischen Verbandsgemeinden Freinsheim und Leiningerland hinweg. In Bobenheim am Berg wurden in einer etwa 200 m langen Schneise nach Polizeiangaben elf Häuser „massiv beschädigt“. Vor allem Dachziegel wurden heruntergerissen und auf parkende Autos geschleudert. Ein Haus ist einsturzgefährdet und deswegen nicht bewohnbar. Eine Person wurde leicht verletzt. Weil einige Personen unter Schock standen, war ein Kriseninterventionsteam im Einsatz. Außerdem wurden durch herumfliegende Trümmer mehrere Autos beschädigt. Zu Sachschäden durch den Tornado kam es auch im Nachbarort Battenberg und in Kleinkarlbach.

Östlich von Bobenheim zog der Tornado durch die Weinberge. „So etwas habe ich noch nie gesehen, die Reben sind zerstört, Bäume sind umgefallen, schlimm“, sagte der Dackenheimer Bürgermeister Edwin Schrank der Zeitung „Rheinpfalz“. Auch in Neuleinigen wurden etliche Dächer beschädigt. Die freiwilligen Feuerwehren der Ortschaften der Verbandsgemeinde Leiningerland waren nach Angaben von Christian Huber, dem Leiter der Einsatzzentrale in Obersülzen, mit 75 Feuerwehrleuten im Einsatz.

Durch Starkregen kam es auf der Bundesautobahn 4 in Thüringen verbreitet zu Aquaplaning, wodurch 17 Autos in Schleudern kamen. Nach Polizeiangaben wurden mindestens 23 Fahrzeuginsassen verletzt, sechs von ihnen schwer.

Nach mehreren Erdrutschen und heftigen Gewittern wurde am Freitagabend in der Sächsischen Schweiz das Kirnitzschtal gesperrt, sagte ein Polizeisprecher der Presse in Dresden. Die seit 1898 verkehrende Kirnitzschtalbahn musste den Betrieb einstellen, bis die Trasse freigeräumt ist.

Am Samstag kam es durch ein Gewitter im Hamburger Umland zu einem Oberleitungsschaden, sodass ein Regionalzug zwischen Hamburg-Bergedorf und Schwarzenbek auf offener Strecke stehen blieb. Äste waren in die Oberleitung gefallen. Etwa 500 Fahrgäste mussten den Zug verlassen und zu einem nahe gelegenen S-Bahnhof laufen. Im Nahverkehr und im Fernverkehr zwischen Hamburg und Berlin kam es durch die Unterbrechung zu Verspätungen.

Hagel an der italienischen Adriaküste

Wie die italienische Nachrichtenagentur ANSA meldete, verwüsteten bereits am Mittwoch, 10. Juli, Unwetter mit Hagelkörnern so groß wie Tennisbälle Teile der italienischen Adriaküste. Vielerorts flogen Sonnenschirme davon, viele Strandliegen wurden durch Hagelkörner beschädigt. Bei Ancona tötete ein Blitzschlag eine Person, in Pescara verletzte ein Hagelschlag mit Körnern in der Größe von Orangen mindestens 18 Personen. Laut dem italienischen Wetterdienst waren vor allem die Gegenden um Rimini, Ancona und Pescara betroffen. Der Bürgermeister von Numana in der Provinz Ancona, Gianluigi Tombolini, berichtete auf Facebook von „gewaltigen Schäden“. Wie der Landwirtschaftsverband Coldiretti mitteilte, kam es zu hohen Schäden beim Anbau von Mais und Obst.

Über Milano Marrittima bei Cesenatico in der Provinz Ravenna zog ein Tornado. Er riss rund 200 Bäume um und beschädigte Strandeinrichtungen. Der Verkehr auf der Bahnstrecke Ravenna–Rimini wurde unterbrochen.

Verantwortlich für die Unwetter in Italien war eine Superzelle, die im Laufe des Mittwochs auf Albanien übergriff und den Weg für ein weiteres Unwetter in Nordgriechenland bereitete. Auf Sizilien herrscht hingegen große Trockenheit. Ein Waldbrand schnitt Badende an einem Strand ab. Diese wurden mit Booten der Küstenwache und der Feuerwehr in Sicherheit gebracht.

Sieben Tote bei Unwettern in der nördlichen Ägäis

Ein schweres Unwetter ist am Mittwochabend über Chalkidiki hinweggezogen. Begleitet war das Unwetter von Hagel und starkem Wind mit Windgeschwindigkeiten von über 100 km/h. Wegen eines umgerissenen Hochspannungsmasts waren Teile der Region abgeschnitten und die Stromversorgung unterbrochen.

Über drei Dörfer des ersten Chalkidiki-Fingers ist ein Tornado hinweggezogen und hat große Schäden angerichtet. Der Tornado hat gegen 22 Uhr Ortszeit begonnen und etwa 20 Minuten gedauert. Augenzeugen berichteten dem Fernsehsender Skai, der Sturm habe Autos und Sachen – Mülltonnen, Motorräder, Tische, Stühle, Markisen, Sonnenschirme – herumgewirbelt, an manchen Stellen sei kein Stein auf dem anderen geblieben. „Als die Regentropfen mich am Rücken trafen, dachte ich, es wären Steine, so stark war der Wind“, sagte ein Betroffener.

Nach Angaben des Direktors des griechischen Katastrophenschutzes seien zwei Tornados über Nordgriechenland aufgetreten. Es habe entsprechende Warnmeldungen gegeben.

Der Tornado hat das Leben von sieben Menschen beendet, mehr als sechzig weitere wurden verletzt. In einem Krankenhaus von Thessaloniki befindet sich noch eine Frau mit schwersten Kopfverletzungen. Sie schwebt in Lebensgefahr. Unter den Toten ist ein Ehepaar aus Tschechien in seinem Wohnmobil, das der Wirbelsturm in der Gemeinde Nea Propondida mehrfach herumgewirbelt hat. Sohn und Enkel des etwa 70-jährigen Ehepaars wurden verletzt. Ein Russe und sein zweijähriger Sohn wurden von einem Baum erschlagen, der auf das Hotel in Kassandra stürzte, in dem sie sich aufhielten. Eine Rumänin und ihr Kind wurden von den Teilen eines Daches erschlagen, das der Sturm mitgerissen hat. Der siebte Tote ist nach Angaben des griechischen Fernsehsenders Skai ein vermisster griechischer Fischer.

Der Feuerwehrchef der Region Mazedonien, Kostas Pachidis, teilte mit: „Wir hoffen, dass es nicht noch weitere Tote gibt. Hunderte Bäume sind entwurzelt worden oder umgeknickt. Wir suchen die Gegend ganz genau ab, denn wir konnten ja erst mit Tageslicht die Lage genau überprüfen.“ In der Region wurde der Notstand ausgerufen.

Ältere Leute berichten, dass sie so ein Ereignis bisher noch nicht erlebt hätten. Der 77-jährige Fischer Konstantinos sagte dem ARD-Korrespondenten Michael Lehmann: „Es war für mich viel heftiger als alles, was ich bisher kannte. Ich bin 77 Jahre alt, ich habe so etwas Schreckliches noch nie in meinem Leben erlebt. Sowas habe ich noch nie gesehen.“


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Quellen[Bearbeiten]