Roter Halbmond zieht Mitarbeiter aus mauretanischem Flüchtlingslager zurück

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Artikelstatus: Fertig 21:37, 17. Feb 2007 (CET)
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Nouadhibou (Mauretanien), 17.02.2007 – Aus Protest gegen schlechte hygienische Bedingungen und Verzögerungen bei der Rückführung von Flüchtlingen hat die Hilfsorganisation „Roter Halbmond“ ihre Mitarbeiter aus einem von Spanien unterhaltenen Flüchtlingslager in Mauretanien zurückgezogen. Bei medizinischen Notfällen stünden sie aber nach eigenen Angaben zur Verfügung.

370 Männer erreichten am Montag mit dem Schiff „Marine 1“ den Hafen von Nouadhibou im Norden Mauretaniens. Die „Marine 1“ ist vermutlich in Guinea mit Kurs auf die Kanarischen Inseln in See gestochen. Unterwegs war das Schiff in Seenot geraten. Spanien hatte dem Schiff verweigert in einem kanarischen Hafen anzudocken. Im letzten Jahr erreichten mehr als 30.000 Flüchtlinge die Kanarischen Inseln. Weil andere Regierungen der Region, darunter die Marokkos, des Senegal und zunächst auch die mauretanische dem Schiff ebenfalls keine Genehmigung zur Einfahrt in einen Hafen erteilt hatten, befanden sich die Flüchtlinge für mehr als eine Woche auf einer Odyssee im Nordatlantik. Nach ihrer Ankunf in Nouadhibou wurden die Flüchtlinge vorübergehend in einer leerstehenden Fischfabrik untergebracht, die von spanischen Polizisten bewacht wird. Mauretanien nahm die Flüchtlinge nur unter der Bedingung auf, dass Spanien für den weiteren Umgang mit ihnen zuständig ist.

Die von Spanien gewünschte Identifizierung der Flüchtlinge, mit dem Ziel, sie anschließend in ihre Heimatländer zurückzuführen, hat sich als schwierig erwiesen – in Agenturmeldungen ist von einem logistischen und diplomatischen Albtraum die Rede. Nur wenige der Männer konnten bisher in ihre Heimatländer zurückgebracht werden. Die meisten der Flüchtlinge gaben an, aus dem indischen Teil Kaschmirs zu stammen. Auf dem Schiff waren aber auch Männer aus dem südlichen Afrika. Laut Reuters flog Spanien bisher 35 Männer nach Kap Verde, von wo aus sie nach Guinea gebracht werden sollen. Menschen aus Myanmar, Sri Lanka und Afghanistan wurden auf die Kanaren gebracht, wo über ihren Flüchtlingsstatus entschieden werden wird.

Laut Ahmedou Ould Haye, dem Leiter des „Roten Halbmonds“ in Nouadhibou ist die Fischfabrik ungeignet für einen längeren Aufenthalt der noch etwa 300 Bootsflüchtlinge, deren rechtlicher Status unklar ist. Gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters sagte Ahmedou Ould Haye am Freitag, die dortigen hygienischen Bedingungen seien beklagenswert. Die von Spanien erwünschte Identifizierung der Flüchtlinge kann nach Meinung des Vertreters der Hilfsorganisation mehrere Monate dauern. Im staatlichen spanischen Radio bestätigte die stellvertretende spanische Premierministerin María Teresa Fernández de la Vega, dass die Prozedur Zeit in Anspruch nehmen werde. Man werde dabei die Menschenrechte achten und mit den Migrationsbehörden kooperieren, so die Politikerin. Um bei der Identifizierung zu helfen, sind Diplomaten aus Indien, Pakistan und Guinea nach Nouadhibou gereist.

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Quellen