Lage in Bhutan: König möchte abdanken

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Artikelstatus: Fertig 20. Dez. 2005 (CET)
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Lagekarte von Bhutan zwischen Indien und China

Thimphu (Bhutan), 20.12.2005 – Anlässlich der Feiern des 98. Nationaltages des Himalaya-Staates Bhutan hat König Jigme Singye Wangchuck in einer Rede vor 8.000 Mönchen, Farmern und Studenten in Trashiyangtse, 900 Kilometer östlich der Hauptstadt Thimphu eine Reihe von Änderungen für das buddhistische Königreich bekannt gegeben.

Bis 2008 wird Jigme Khesar Namgyal Wangchuck, Sohn des 50-jährigen Herrschers, den Thron besteigen, und ab 2006 wird eine Wahlkommission durch die 20 Distrikte (dzongkhags) ziehen und die Bevölkerung auf die 2008 bevorstehenden ersten freien Parlamentswahlen vorbereiten.

In einer Rede am vergangenen Samstag sagte der König: „Ich bin glücklich sagen zu können, dass Bhutan bis zum Ende des Jahres 2007 nicht mehr als Entwicklungsland bei der UNO geführt werden wird. […] Nach 26 Jahren des Prozesses der Dezentralisierung und Übertragung der Macht an die Menschen bin ich zuversichtlich, dass unsere Bevölkerung in der Lage sein wird, die beste politische Partei zu wählen, die eine gute Regierung bildet und in den besten Interessen unseres Landes handelt. […] Heute, an der glückverheißenden Gelegenheit unseres Nationalfeiertages, möchte ich allen Bewohnern der 20 dzongkhags (Distrikte) mein Tashi Delek (traditioneller Gruss) übermitteln.“

Die Bevölkerung reagierte schockiert über die unerwartet frühe Abdankung des Königs und die historischen Änderungen, die seine Ankündigungen mit sich bringen. Jigme Singye Wangchuk, der seit mehr als 33 Jahren an der Macht ist, hatte 1998 erste Reformen in dem kleinen Land beschlossen und beschränkte einen Teil seiner absoluten Macht gegen den Willen der 1953 unter seinem Vater Jigme Dorje Wangchuck geschaffenen Nationalversammlung (Tshogdu).

Der jetzt 25-jährige und noch unverheiratete Kronprinz soll den Thron besteigen, bevor die Nationalversammlung die neue Verfassung annimmt und damit den Erlass von 1953 auf absoluten Machtanspruch des Königs außer Kraft setzt. Nach abgehaltenen freien Wahlen soll dann erstmalig in der Geschichte Bhutans ein Premierminister die politischen Geschicke des Landes lenken.

Der jetzige Verfassungsentwurf sieht ein Zweikammernsystem mit einem Parlament und einer Nationalversammlung vor, wobei der König des offizielle Staatsoberhaupt des Landes ist, jedoch mit einer Zweidrittelmehrheit des Parlamentes aus dem Amt gewählt werden kann.

In dem kleinen Staat zwischen Indien und China ist das nationale Glück (engl: Gross national happiness) wichtiger als das Bruttosozialprodukt, obwohl über 100.000 Menschen nepalesischer Abstammung, die Anfang der 90-er Jahre vertrieben wurden, in Flüchtlingslagern in Nepal auf die Anerkennung als Staatsbürger von Bhutan warten.

Quellen