Formel 1: Max Verstappen gewinnt Großen Preis von Deutschland

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Veröffentlicht: 23:47, 29. Jul. 2019 (CEST)
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Hatte in Hockenheim am Ende die Nase des Boliden vorne: Max Verstappen

Hockenheim (Deutschland), 29.07.2019 – Mit einem denkwürdigen Rennen hat sich der Große Preis von Deutschland vermutlich vorerst vom Rennkalender der Formel 1 verabschiedet. Nach dem ersten Regenrennen der Saison mit vielen Ausrutschern auf nasser Piste war der Niederländer Max Verstappen im Ziel vorne. Ferrari-Fahrer Sebastian Vettel fuhr vom letzten Startplatz auf das Podium vor und belegte mit 7,333 Sekunden Rückstand den zweiten Platz. 8,305 Sekunden dahinter wurde Daniil Kvyat im Toro Rosso Dritter.

Die Mercedes-Fahrer Lewis Hamilton und Valtteri Bottas wurden Opfer einer schlechten Reifenwechselstrategie des Rennstalls und eigener Fehler. Hamilton kam auf den elften Platz und blieb zunächst ohne Punkte, Bottas kam in der 56. von 67 Runden von der Strecke ab und musste aufgeben. Doch dank nachträglicher Zeitstrafen für Kimi Räikkönen und Antonio Giovinazz, beide auf Alfa-Romeo, gelangte Hamilton auf den neunten Platz und bekam zwei Punkte. Auf die Spitzenpositionen der Gesamtwertung der WM hatte das Rennen nur geringe Auswirkung; Lewis Hamilton führt mit 225 Punkten weiterhin mit einem deutlichen Vorsprung vor Bottas (184 Punkte) und Verstappen (162 Punkte). Sebastian Vettel folgt mit 141 Punkten auf Rang vier.

Der Kurs des Hockenheimrings

Zunächst hatte es für Vettel schlecht ausgesehen. Wegen eines verpatzten Qualifyings ging er vom Platz 20 ins Rennen. Doch dank eines hervorragenden Starts verbesserte er sich noch vor der ersten Kurve um sechs Plätze. Allerdings startete das Rennen verzögert. Zunächst drehte man einige Runden hinter dem Safety Car. Dann kam es zu einem Start auf verbindlichen Regenreifen. Verstappen hatte nach einem verschlafenen Start einige Positionen eingebüßt, sodass zunächst Lewis Hamilton das Feld anführte. In der dritten Runde rutschte Sergio Perez trotz Regenreifen von der Strecke in die Leitplanken. Nach und nach wurde die Strecke trockener, sodass ein Fahrer nach dem anderen den Umstieg auf Slicks wagte. Doch mit diesen kam nicht jeder Fahrer zurecht. Verstappen drehte sich, konnte das Rennen jedoch fortsetzen. Schlimmer ging es Charles Leclerc; er rutschte von der Piste und schied aus. Hamilton streifte nach einem Ausrutscher eine Mauer und musste sich neue Frontflügel holen. Kurzum: In Runde 30 fuhren alle verbliebenen Fahrer wieder auf Intermediates. Dabei blieb es bis zur 48. Runde.

In der 56. Runde kam es zu dem bereits erwähnten Ausrutscher des Finnen Bottas - an derselben Stelle, an der auch Hamilton die Mauer touchierte. Hamilton kassierte wegen einer regelwidrigen Boxenanfahrt eine Zeitstrafe, was den Titelverteidiger weiter zurückwarf. Zum ersten Mal in dieser Saison stand kein Mercedes-Fahrer auf dem Treppchen. Mercedes-Team-Chef Toto Wolf kommentiert das Abschneiden des Teams wie folgt: „Wenn die Dinge so laufen, wie sie gelaufen sind, dann endet es in einem Armageddon-Wochenende für uns.“

Es ist unklar, ob und zu welchen Konditionen künftig ein Großer Preis von Deutschland in der Formel 1 ausgefahren wird. Der Provider verlangt eine zweistellige Millionensumme als Startgeld – diesen Betrag können europäische Rennstrecken nicht so ohne weiteres aufbringen. Sie verfügen nicht über Mäzene in Form von Diktatoren wie in Aserbaidschan oder in Form von königlichen Öl-Milliardären wie in Katar, Bahrain oder Malaysia, die Formel-1-Rennen zu jedem Preis in ihr Land holen wollen – und können.

Zwar hatte der Hockenheimring auch im Vorjahr zu diesem Zeitpunkt des Jahres noch keinen Vertrag für 2019, aber durch die geplatzte Finanzierung eines Rennens in Miami wurde für 2019 ein Termin im Rennkalender frei, den der Hockenheimring auch dank einer finanziellen Unterstützung durch Mercedes füllen konnte. Für das nächste Jahr sind die Aussichten allerdings ungleich ungünstiger, weil der Veranstalter der Rennserie Rennen im niederländischen Zandvoort und dem vietnamesischen Hanoi austragen will. Bislang haben neben Hockenheim auch Barcelona und Mexiko-Stadt keinen Vertrag für 2020, sagte der Geschäftsführer der Hockenheimring GmbH, Georg Seiler, in einem Interview mit dem Motorsport-Magazin.

Seiler beklagte sich, dass im Gegensatz zu anderen Rennen der Hockenheimring keine Zuschüsse bekomme, der Große Preis von Deutschland müsse sich eigentlich über die Kartenverkäufe als alleinige Quelle finanzieren. Das Rennen 2019 war nur dank einer einmaligen Finanzspritze durch Mercedes ermöglicht worden.

Michael Schumacher im F2004 beim Großen Preis der Vereinigten Staaten

Weil der Betreiber des Nürburgringes 2015 insolvent ging, gab es in dem Jahr erstmals seit 1960 in Deutschland kein Formel-1-Rennen. Doch auch in Hockenheim war mit der höchsten Automobilrennsportklasse kein Geld mehr zu verdienen, nachdem der Boom um Michael Schumacher abgeebbt war. Mit einer Schuldenlast von 28 Millionen Euro, die sich in den letzten Jahren durch die Formel-1-Rennen aufsummiert haben, sind Zugeständnisse an den Besitzer der Rennserie unmöglich.

Die beiden verbliebenen deutschen Fahrer in der Formel 1 – in früheren Jahren waren nicht selten vier oder mehr Deutsche in der höchsten Rennklasse unterwegs – bekennen sich zum Standort Deutschland. „Wir sind eine Autonation und lieben unsere Autos. Das Interesse ist immer noch vorhanden“, sagte der für Renault fahrende Emmericher Nico Hülkenberg. Er ist der Meinung, dass „das Interesse der Bevölkerung immer noch sehr lebendig ist“. Sebastian Vettel nennt Fehler der Formel-1-Führung als Grund für das rückläufige Zuschauerinteresse in Deutschland, auch im Fernsehen. Die Regeln seien zu streng geworden, meint Vettel. Außerdem setzt Vettel auf den Namen Schumacher. Mick Schumacher drehte am Rennsonntag einige Runden im F2004, mit dem sein Vater Michael seinen siebten und letzten Weltmeisterschaftstitel gewann. „Mick an der Schwelle zur Formel 1 und ihn hoffentlich eines Tages unter uns zu haben, das wäre klasse“, sagt Vettel und glaubt, dass das ein großer Schub für den Motorrennsport in Deutschland wäre.

Der Geschäftsführer des Rennserienbetreibers, Chase Carey, wollte keine konkreten Angaben zur künftigen Austragung des Großen Preises von Deutschland machen. In der Sport-Bild sagte er, dass Deutschland als Heimat des Automobils wichtig sei und die letzten fünf Titel durch Mercedes gewonnen wurden. „Die Gespräche sind kompliziert, aber unsere Begeisterung für Deutschland und den deutschen Markt wird immer bleiben“, sagte Carey.


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Quellen[Bearbeiten]