Weiterhin Unklarheit über Vorfall vor Usedom

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Artikelstatus: Fertig 14:05, 20. Okt. 2006 (CEST)
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Heringsdorf (Deutschland), 20.10.2006 – Die Aussagen zu den Vorgängen am vergangenen Dienstag widersprechen sich, so dass bis jetzt nicht abschließend geklärt ist, was tatsächlich vorgefallen ist.

Der Ausflugsdampfer „Adler Diana“ fuhr von Heringsdorf auf Usedom nach Zwischenhalten in anderen deutschen Häfen auf der Insel Richtung Swinemünde im polnischen Teil der Insel. Auf diesen Fahrten werden üblicherweise nach Erreichen der polnischen Hoheitsgewässer an Bord Spirituosen und Tabakwaren zu polnischen Preisen verkauft.

Nach Aussage der Insel- und Halligreederei Sven Paulsen aus Westerland sind bereits auf deutscher Seite drei polnische Zollbeamte in Zivil an Bord gegangen und haben kurz vor Swinemünde die Besatzung aufgefordert, die an Bord befindlichen Waren zusammenzutragen. Dabei hätten sie sich lediglich mit Dokumenten in polnischer Sprache ausgewiesen, die keinem internationalen Standard genügten. Dadurch sei für die Besatzung nicht klar gewesen, ob es sich tatsächlich um polnische Beamte gehandelt habe und ob sie einen Durchsuchungsbefehl gehabt hätten. Außerdem seien in der Vergangenheit bereits von polnischen Behörden Zigaretten im Wert von 50.000 Euro beschlagnahmt worden, von denen bis heute jede Spur fehle. In Absprache mit der Reederei habe der Kapitän das Schiff gewendet, um zurück in deutsche Gewässer zu fahren. Dabei sei er von einem polnischen Boot mit – nach seiner Aussage – „wilden Manövern“ behindert worden, im Zuge derer auch von dem anderen Boot mit einer Handfeuerwaffe geschossen worden sei.

Die polnischen Behörden hingegen stellen den Vorgang so dar, dass die Beamten eine ordnungsgemäße Kontrolle durchführten und Grund zur Beanstandung fanden. Die Besatzung des deutschen Bootes habe sich daraufhin der Kontrolle widersetzt und sei mit dem Schiff in Richtung deutsche Gewässer geflohen. Die Zollbeamten hätten sich entführt gefühlt und daher Verstärkung durch die polnische Küstenwache angefordert. Diese habe das deutsche Schiff mit zwei grünen Leuchtkugeln zum Anhalten bewegen wollen, was ein international gültiges Seezeichen zum Stoppen sei. Der Kapitän habe diese Aufforderung widerrechtlich ignoriert, so dass man beim Erreichen der deutschen Gewässer die Verfolgung abgebrochen habe.

In Heringsdorf wurden die drei polnischen Zollbeamten von der Bundespolizei überprüft und dann zur polnischen Grenze gebracht. Hintergrund der Unstimmigkeiten zwischen der Reederei und dem polnischen Zoll sind der Verkauf von Waren mit polnischen Steuermarken an Bord der Schiffe, welche von den Kunden in Euro bezahlt werden. Da dabei nicht der stets aktuell gültige Umtauschkurs angewendet wird, sondern eher etwas mehr, würden dem polnischen Staat Steuereinnahmen entgehen, da diese nur auf den ausgeschriebenen Preis abgeführt würden.

Die Reederei hat ihre Fahrten nach Swinemünde inzwischen wieder aufgenommen, nachdem sie sie nach dem Zwischenfall eingestellt hatte.

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Quellen