US-Soldat wird wegen 17-fachen Mordes in Afghanistan angeklagt

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Veröffentlicht: 14:30, 24. Mär. 2012 (CET)
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Staff Sergeant Robert Bales, hier in Ft. Irwin, Kalifornien, wird Mord in 17 Fällen zur Last gelegt
Archivbild: Spec. Ryan Hallock, U.S. Army

Kabul (Afghanistan) / Fort Leavenworth (Vereinigte Staaten), 24.03.2012 – Die US-Armee hat in Kabul mitgeteilt, dass sie wegen Mordes in 17 Fällen und versuchten Mordes in sechs Fällen Anklage gegen den 38-jährigen Staff Sergeant Robert Bales erhoben hat. Der Soldat hatte sich in der Nacht vom 11. März 2012 unerlaubt von der Truppe entfernt, war in ein Dorf im Distrikt Panjway in der südlichen Provinz Kandahar eingedrungen und hatte dort vier Männer, vier Frauen und neun Kinder getötet. Zwei weitere Erwachsene und vier weitere Kinder wurden durch Schüsse verletzt. Bales ist derzeit im Hochsicherheitsmilitärgefängnis Fort Leavenworth in Kansas inhaftiert.

John Henry Browne, der Strafverteidiger des Angeklagten, sagte im Frühstücksfernsehen des amerikanischen Fernsehsenders CBS: „Das wird meiner Meinung nach in der Beweisführung ein sehr schwieriger Fall werden für die Regierung. Es gibt kein CSI-Material. Es gibt keine DNA. Es gibt keine Fingerabdrücke. Es wird interessant werden, wie die Regierung die Schuld beweisen will.“ Browne deutete an, dass der „mentale Zustand“ seines Mandanten Teil seiner Verteidigungsstrategie sein wird. Bales war bei einem seiner drei Einsätze im Irak am Kopf verletzt worden. Der Einsatz in Afghanistan war Bales′ vierter Kampfeinsatz.

Die Militärstaatsanwaltschaft hat keine öffentlichen Angaben über die Motive des Täters gemacht, doch wird ermittelt, ob Alkoholkonsum ein Faktor gewesen ist. Das Führungszeugnis des Angeklagten weist drei Fälle auf, in denen Alkohol eine Rolle gespielt haben könnte, berichtete die Washington Post. 2002 soll er in Tacoma, Washington, in einem Spielkasino einen Rausschmeißer tätlich angegriffen haben. 2008 hat er ein Verkehrsschild umgefahren und einen Baum gestreift und war dann vom Umfallort geflohen. Zwei Jahre später soll er angetrunken eine Frau belästigt haben.

Das Massaker hatte zu diplomatischer Verstimmung zwischen Afghanistan und den Vereinigten Staaten geführt. Der afghanische Präsident Hamid Karzai hatte danach gefordert, dass die NATO-Truppen sich in ihre Stützpunkte zurückziehen sollen. Die Morde kamen in einer Phase, in der sich die Beziehungen zwischen beiden Ländern nur langsam verbesserten, nachdem im Internet ein Video aufgetaucht war, in dem US-Soldaten auf tote Taliban urinierten und kurze Zeit später Angehörige der US-Streikräfte Exemplare des Koran verbrannt hatten. Dieser Vorfall hatte tagelangen Aufruhr ausgelöst, in dessen Verlauf mehrere Dutzend Afghanen und zwei US-Militärberater getötet wurden.

Themenverwandte Artikel[Bearbeiten]

In der Wikipedia gibt es den weiterführenden Artikel „Kandahar-Massaker“.





Quellen[Bearbeiten]