UNICEF stellte Studie vor: Gewalt bestimmt den Alltag vieler Kinder

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Artikelstatus: Fertig 21:11, 3. Nov. 2006 (CET)
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Berlin (Deutschland), 03.11.2006 – „Gewalt gegen Kinder“, so lautet der Titel einer Studie, die heute vom Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) in Berlin vorgestellt wurde. Danach bestimmen verschiedene Formen von Gewaltanwendung den Alltag vieler Kinder weltweit: Schläge, Misshandlungen, sexueller Missbrauch bis hin zur Tötung von Kindern. Dies alles ist erschreckende Realität.

Für das Jahr 2002 gibt es eine Schätzung, wonach in diesem Jahr 53.000 Kinder ermordet wurden. UNICEF schätzt die Zahl der Kinder unter 18 Jahren, die sexuell missbraucht werden, auf 150 Millionen Mädchen und 73 Millionen Jungen. Mehr als eine Million Heranwachsender befindet sich in Gefängnishaft, meist wegen Kleinkriminalität.

Das Problem der täglichen Gewalt gegen Kinder ist dabei durchaus nicht nur ein Problem der so genannten Dritten Welt. Auch in den entwickelten Industrieländern ist Gewalt gegen Kinder ein ernstzunehmendes Problem. In Deutschland, England und Frankreich sterben wöchentlich zwei bis drei Kinder durch Kindesmisshandlungen oder Vernachlässigung. In Japan sind es vier Kinder pro Woche, in den USA sogar 27. Auch in den staatlichen Schulen gehört in vielen Ländern immer noch Gewalt zum Alltag von Kindern. Die Anwendung körperlicher Gewalt gegen Kinder dient als „Erziehungsmaßnahme“ gegen Schüler. Aber auch untereinander wenden Kinder Gewalt an. Gewalt zieht sich durch alle Lebensbereiche von Kindern. Neben der Familie und der Schule sind es auch Heime und Gefängnisse sowie die Arbeitswelt. Kinderfeindliche Lebensverhältnisse bilden den Hintergrund für die Gewalt zwischen Kindern: Arbeitslosigkeit, ein mangelhaftes Bildungswesen sowie ein erniedrigendes soziales Umfeld und schlechte Wohnverhältnisse sind die Ansatzpunkte staatlichen Handelns.

In diesem Zusammenhang legt UNICEF einige Forderungen vor, die Maßstab staatlichen Handelns sein sollten:

  • Verbot aller staatlich geduldeten oder geförderten Formen von Gewalt: dazu gehören die Abschaffung der Prügelstrafe, das Verbot der körperlichen Verstümmelung von Mädchen aus vorgeblich religiösen Gründen;
  • Bekämpfung des Drogen- und Alkoholmissbrauchs, die Einschränkung des Zugangs zu Waffen;
  • Die Knüpfung von Netzen eines alle Lebensbereichen umfassenden Betreuungsangebots von jugendpflegerischer, juristischer und medizinischer Hilfe, also die Zusammenarbeit von Gesundheitseinrichtungen, Jugendämtern und Justizbehörden sowie der öffentlichen Bildungseinrichtungen.

Der Leiter der UNO-Studie, Paulo Sérgio Pinheiro, sieht die Hauptverantwortung im Kampf gegen die kinderfeindliche Gewalt im staatlichen Bereich: „Es gilt, ein starkes, unmissverständliches Signal zu setzen, dass die Gesellschaft Gewalt gegen Kinder nicht akzeptiert.“

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Quellen