Terroranschlagserie im indischen Mumbai kostete viele Menschenleben

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Veröffentlicht: 19:08, 29. Nov. 2008 (CET)
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Anschlagsorte in Mumbai

Mumbai (Indien), 29.11.2008 – In Indien hat es seit Mittwoch, dem 26. November an mindestens zehn Stellen eine Serie von Terroranschlägen mit Geiselnahmen auf Hotels und andere öffentliche Einrichtungen gegeben. Möglicherweise wurden gezielt englischsprachige Touristen angegriffen: solche aus Großbritannien und den Vereinigten Staaten, da einige der Terroristen sich die Ausweise von Touristen in den betroffenen Hotels zeigen ließen. Mehrere Luxushotels, ein Kino und der Hauptbahnhof im südlichen Zentrum der Metropole Mumbai (Stadtteil Colaba) sind von Terroristen mit Schnellfeuergewehren und Handgranaten angegriffen worden. Der Fernsehsender CNN-IBN berichtete, eine Tankstelle in der Stadtmitte sei in die Luft gesprengt worden. Bei einer Schießerei am Chhatrapati Shivaji Terminus (Hauptbahnhof) seien zehn Menschen getötet und mehr als 30 weitere verletzt worden, berichtete die Nachrichtenagentur Press Trust of India unter Berufung auf die Polizei.

Verschiedene Nachrichtensender sprachen zu Beginn davon, dass 78 Menschen umgekommen seien. Später wurde die Anzahl auf 150 korrigiert. Von der Polizei bestätigt wurden 125 Tote. Unter ihnen ist auch der ehemalige Vizepräsident von 1860 München und Schatzmeister der Münchner CSU, Ralph Burkei, der beim Fluchtversuch aus einem besetzen Hotel aus einem Fenster gestürzt war. Etwa 370 Menschen sollen verletzt worden sein.

Auch zwei Tage nach den Terrorattacken im indischen Mumbai befanden sich noch immer Geiseln in der Hand der Terroristen. Vermummte Polizisten einer speziellen Anti-Terror-Einheit hatten Stellung bezogen. Teilweise fanden Feuergefechte statt. Vor den Gebäuden waren Krankenwagen vorgefahren. Scharfschützen hatten sich auf den umliegenden Dächern postiert. Besonders im Blickpunkt stand dabei das Hotel „Oberoi“. Dort befanden sich am Donnerstag immer noch 100 bis 200 Menschen. In mindestens einem weiteren Hotel hatten Terroristen sich verschanzt und ebenfalls Geiseln genommen. Dort wurden bei einer Befreiungsaktion durch die indische Armee drei Terroristen getötet und neun festgenommen. 50 Gäste des Taj-Hotel konnten befreit werden. Nach mehreren Explosionen stand das vornehmlich bei den englischsprachigen Touristen beliebte Luxushotel teilweise in Flammen und wurde schwer beschädigt.

In einer Telefonschaltung äußerte der EU-Politiker Daniel Caspary am Tag nach den Anschlägen Bedauern über die Unmöglichkeit, die Stadt über die Luft zu verlassen.

60 Stunden nach Beginn der Terrorangriffe haben heute morgen indische Sicherheitskräfte nach eigenen Angaben auch die Lage im Hotel „Taj Mahal“ weitgehend unter Kontrolle gebracht. Das Hotel „Oberoi“ sowie das Nariman-Gebäude, in dem ein jüdisches Gemeindezentrum untergebracht ist, sollen bereits gestern nachmittag unter Kontrolle der Sicherheitskräfte gestanden haben. Bei der Erstürmung des Gemeindezentrums wurden die Attentäter getötet. Fünf der acht Geiseln wurden jedoch tot aufgefunden. Die Bilanz der Befreiungsaktion in dem Oberoi-Hotel: 24 Leichen wurden in dem Hotel gefunden, zwei Terroristen getötet, und 143 Gäste konnten mit Bussen in Sicherheit gebracht werden. Bei der Erstürmung des Taj Mahal sollen mindestens drei Extremisten und ein Mitglied der Sicherheitskräfte getötet worden sein. Das teilte Leiter der Elitetruppen am heutigen Samstag mit.

Zu den Urhebern der in Indien verübten Anschläge gibt es bisher noch keine gesicherten Aussagen. Zwar bekannte sich am Donnerstag eine Gruppe namens „Deccan Mudschahedin“ per E-Mail zu den Anschlägen, diese Gruppe war bisher jedoch noch nicht in Erscheinung getreten. Medienberichten zufolge wird jedoch die islamistische Terrororganisation al-Qaida mit den Anschlägen in Indien in Verbindung gebracht. Experten wiesen auf den Umstand hin, dass die genaue generalstabsmäßige Koordinierung der zeitgleich an mehreren Orten verübten Anschläge auf al-Qaida hindeuteten. Auch die Tatsache, dass britische und US-amerikanische Staatsbürger bevorzugte Ziele waren, scheint diese Annahme zu bestätigen, wird berichtet. Die Londoner „Times“ berichtet unter Berufung auf britische und US-amerikanische Geheimdienstquellen über Warnungen von Geheimdiensten vor in naher Zukunft bevorstehenden Aktionen von al-Qaida in Indien. Die russische Nachrichtenagentur RIA Novosti bezieht sich auf Informationen aus Kreisen des russischen Geheimdienstes, wonach Verbindungen zum Terrornetzwerk al-Qaida bestätigt wurden. Nach Angaben eines Geheimdienstmitarbeiters seien Mitglieder der Gruppe Laschkar e-Taiba, die an den Anschlägen in Mumbai beteiligt waren, in al-Qaida-Trainingslagern ausgebildet worden.

In einem Gespräch zwischen einem Geiselnehmer und dem Fernsehsender India TV forderte ein Terrorist angeblich die Freilassung aller in Indien inhaftierten Islamisten. Wie die Nachrichtenagentur IANS meldete, sollen elf Extremisten getötet und ein weiterer festgenommen worden sein. Dieser hat der indischen Nachrichtenagentur NDTV zufolge behauptet, es seien etwa 40 Terroristen an der Aktion beteiligt gewesen. Von indischer Seite werden die Hintermänner der Aktion in Pakistan festgemacht. Die Nachbarstaaten sind beide atomar bewaffnet, bemühen sich allerdings weiterhin um Gespräche.

Als Reaktion auf die Anschläge hatte die Lufthansa am Donnerstag zwei Flüge nach Mumbai ersatzlos gestrichen. Am Donnerstagabend sollte jedoch noch eine Lufthansamaschine nach Mumbai mit Psychologen an Bord abheben, um eine Lufthansa-Besatzung zu betreuen. Die Crew war nach Angaben des ZDF im Hotel Oberoi untergebracht und soll verletzt worden sein. Sie konnte bei der Erstürmung des Oberoi-Trident-Hotels befreit werden.

Themenverwandte Artikel

In der Wikipedia gibt es den weiterführenden Artikel „Anschläge am 26. November 2008 in Mumbai“.

Quellen