Tag 18 der Offensive: Im Gazastreifen nichts Neues

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Veröffentlicht: 08:01, 14. Jan. 2009 (CET)
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Rauch über Gaza-Stadt
Foto: Giorgio Montersino

Gaza-Stadt (Gazastreifen) / Tel Aviv (Israel), 14.01.2009 – Die israelischen Streitkräfte und militante Palästinenser lieferten sich auch am 18. Tag der israelischen Offensive teilweise heftige Gefechte. Die diplomatischen Bemühungen um eine Waffenruhe gingen unterdessen weiter. Offenbar ist einer Fernsehbotschaft von Hamas-Führer Ismail Haniyya zufolge auch die Hamas an einer Beendigung des Blutvergießens interessiert. Haniyya nannte als Grundvoraussetzung einen Rückzug der Tzahal sowie die Öffnung aller Grenzübergänge. Allerdings teilten Politiker im Libanon mit, eine Ablehnung der ägyptischen Vorschläge durch die Hamas stehe bevor. Zu Streitigkeiten gibt offenbar die Frage Anlass, ob einer Waffenruhe zunächst der Abzug der Israelis vorausgehen müsse.

In der Nacht zum 13. Januar hat die israelische Luftwaffe nach eigenen Angaben 60 Ziele angegriffen, darunter erneut Tunnels zum Schmuggel von Waffen an der Grenze zu Ägypten. Dabei wurden nach Auskunft von Sanitätern zwölf bewaffnete Palästinenser getötet. Militante feuerten 13 Raketen nach Israel ab. In die Kämpfe griffen auch Boote der israelischen Marine ein. Israelische Truppen drangen weiter in die Vororte von Gaza-Stadt ein. Durch eine Sprengstofffalle wurde ein Offizier lebensgefährlich verletzt.

Al-Dschasira berichtete, dass israelische Einheiten Gaza-Stadt vollkommen umzingelt hätten. Der Nachrichtensender zeigte Explosionen und Rauchschwaden. Die intensiven Kämpfe wurden durch die israelischen Streitkräfte (IDF) bestätigt, das Militär machte aber keine konkreten Angaben.

Hoffnungen auf einen schnellen Waffenstillstand erteilten israelische Politiker eine Absage. Man sei „sehr, sehr kurz“ vor der Erreichung des Ziels der Offensive, so Verkehrsminister Schaul Mofas. Nach Aussage des Generalstabschefs Gabi Aschkenasi hat man einige der Ziele der Offensive erreicht. Diese war von Israel damit begründet worden, dass vom Gazastreifen aus seit Jahren Raketen auf die Orte in der westlichen Negev abgeschossen werden.

Inzwischen wird Israel wegen der Situation im Gazastreifen auch von der Europäischen Kommission kritisiert. Nach EU-Entwicklungskommissar Louis Michel missachtet Israel das humanitäre Völkerrecht, weil es nicht für den Schutz und die Ernährung der Zivilbevölkerung in dem schmalen Küstenstreifen sorgt. Rund eineinhalb Millionen Menschen leben auf einem Gebiet, das in etwa der Fläche Bremens entspricht.

Während der täglichen dreistündigen Feuerpause ließ Israel mehr als einhundert Lastkraftwagen den Grenzübergang Karni passieren. Die militanten Palästinenser setzten unterdessen ihre Angriffe fort. Die tägliche Feuerpause ist unzureichend, um die hilfsbedürftige Bevölkerung von Gaza zu versorgen. Es fehlt nach Angaben des UN-Nothilfekoordinators (OCHA) an Grundnahrungsmitteln wie Milch, Fleisch und Brot. Nach OCHA-Angaben sind 1,2 Millionen Einwohner des Gazastreifens auf Hilfslieferungen angewiesen.

Nach Angaben der Vereinten Nationen sind 30.000 Einwohner des Gazastreifens auf Notunterkünfte angewiesen; die palästinensische Organisation al-Mizan bezifferte die Zahl der Flüchtlinge auf mehr als 90.000 Personen, viele von ihnen seien aber bei Nachbarn und Verwandten untergekommen. Die UN sagte, dass es seit dem Sechstagekrieg nicht mehr so viele Flüchtlinge gegeben habe. Im Verlauf der israelischen Offensive wurden nach Angaben aus medizinischen Kreisen im Gazastreifen mehr als 920 Menschen getötet und mehr als 4.300 verletzt. Unter den Opfern sollen demnach 292 Kinder und 75 Frauen sein. Die Zahl der israelischen Opfer wird von den Behörden mit 13 angegeben, darunter drei Zivilpersonen.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnte inzwischen vor dem Ausbruch von Seuchen, weil die Müllabfuhr nicht mehr funktioniere, auch die Abwasseraufbereitung funktioniere nicht vollständig. Mehr als zwei Drittel der Patienten mit chronischen Krankheiten werde nicht mehr behandelt, sagt die WHO.

Der UN-Sicherheitsrat kam am 13. Januar zu einer weiteren Sondersitzung zur Situation im Nahen Osten zusammen. Unterdessen hat UN-Generalsekretär Ban Ki-moon seine Forderung an die Konfliktparteien gestellt: „Meine Aussage ist schlicht, einfach und kommt auf den Punkt: Die Kämpfe müssen aufhören.“

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Quellen