Sieben Tote bei Zugunglück in Tschechien

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Veröffentlicht: 17:08, 10. Aug. 2008 (CEST)
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Studénka (Tschechien), 10.08.2008 – Mindestens sieben Tote und siebenundsechzig Verletzte ist die Bilanz eines Zugunglücks, das sich am späten Freitagvormittag, den 8. August in Studénka in der Nähe von Ostrava im Osten Tschechiens ereignete.

Zu dem Unglück war es gekommen, als eine marode Straßenbrücke plötzlich auf die Bahngleise der Strecke Ostrava–Olmütz stürzte. Der Lokomotivführer des heranfahrenden EuroCity 108 Comenius von Krakau nach Prag leitete zwar noch die Notbremsung ein, konnte aber den Zug nicht mehr vor dem Zusammenprall zum Stillstand bringen. Der Zug hatte kurz zuvor den Bahnhof der Stadt Studénka mit etwa 135 Kilometern pro Stunde durchfahren. Sechs Sekunden nach Einleitung der Notbremsung prallte der Zug auf die Trümmer der Brücke. Nach Mitteilung des stellvertretenden Generalinspektors für das tschechische Eisenbahnwesen Jan Kučera hatte der Zug zu diesem Zeitpunkt noch eine Geschwindigkeit von etwa 120 Kilometer pro Stunde.

Nach Augenzeugenberichten sprang die Lokomotive nach dem Zusammenprall aus den Gleisen. Sechs weitere Waggons krachten ineinander und verkeilten sich. An Bord des Zuges waren etwa 400 Passagiere. Die Verletzten wurden in die umliegenden Krankenhäuser gebracht. Schwerverletzte wurden mit Rettungshubschraubern abtransportiert. Mehr als 35 Ambulanzfahrzeuge und zwei Helicopter waren im Einsatz. Die Bergung der Verletzten dauerte bis in die Nachmittagsstunden.

25 Verletzte wurden in das Städtische Krankenhaus von Ostrava gebracht, 22 weitere in das Universitätskrankenhaus der nordmährischen Industriestadt. Acht Patienten werden im Kreiskrankenhaus von Nový Jičín behandelt, darunter ein junger Mann aus der Slowakei, der sich noch in einem lebensgefährlichen Zustand befindet. Der Rest wurde auf Krankenhäuser in Frýdek-Mśtek, Opava, Bilovec, Olmütz und Valašské Meziřiči verteilt.

Der Direktor des Kreiskrankenhauses in Nový Jičín kritisierte, dass die Krankenhausleitung erst aus den Medien von dem Unglück erfuhr und sich nicht darauf vorbereiten konnte, Angehörige angemessen zu informieren.

Sechs der Opfer erlagen ihren Verletzungen sofort, eine siebte Person – ein Mann aus der Ukraine – starb im Krankenhaus von Nový Jičín. Unter den Toten sind fünf Frauen und zwei Männer. Das zweite männliche Opfer ist polnischer Staatsangehörigkeit.

Der tschechische Ministerpräsident Mirek Topolánek und sein polnischer Amtskollege Donald Tusk begaben sich an den Unglücksort.

Die 1961 erbaute Brücke der Landstraße 464 wurde seit Mitte April saniert. Aufgrund des Unfalls ist die Strecke für mehrere Tage blockiert. Internationale Züge zwischen Polen und Tschechien müssen über eine nichtelektrifizierte Nebenbahn geführt werden, Züge in die Slowakei werden weiträumig umgeleitet.

Quellen