Paraguay: Ex-Diktator Alfredo Stroessner ist tot

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Artikelstatus: Fertig 23:10, 16. Aug. 2006 (CEST)
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Brasília (Brasilien), 16.08.2006 – Der ehemalige Diktator Paraguays, der deutschstämmige Alfredo Stroessner, ist tot. Der Ex-General, der sich im Juli einer Leistenoperation unterzogen hatte, litt an einer Lungenentzündung und war mit starkem Untergewicht in die Intensivstation eines Krankenhauses in Brasília eingeliefert worden, wo er künstlich beatmet werden musste. Hier erlag er nach Angaben seiner Ärzte am Mittwoch den Folgen der Lungenentzündung.

Alfredo Stroessner war der Sohn eines deutschen Einwanderers, der im Jahr 1912 in Encarnación, im Süden Paraguays, geboren wurde. Mit 17 Jahren trat Alfredo Stroessner in die Armee ein, wo er eine Blitzkarriere machte. 1948 wurde er zu dem jüngsten Brigadegeneral Südamerikas ernannt. Bereits drei Jahre später wurde er Oberbefehlshaber der Streitkräfte. Am 4. Mai 1954 ergriff er an der Spitze eines Militärputsches die Macht gegen den amtierenden Präsidenten Federico Chavez. Kurz danach wurde er Präsident Paraguays.

Stroessner war einer der brutalsten Diktatoren in der an Diktatoren nicht gerade armen Geschichte Südamerikas. Das Verschwinden von Menschen, totale Bespitzelung, politische Morde ohne Gerichtsurteil – das waren die Methoden, mit denen sich der Militärbefehlshaber an der Macht hielt. Tausende mussten dafür mit dem Leben bezahlen, verschwanden in den Gefängnissen oder wurden gefoltert. Dies alles geschah, wie seine Tochter Olivia Stroessner sagte, auf Druck der USA und im Namen der „Bekämpfung des Kommunismus“. Unter seiner Herrschaft wurde Paraguay auch zur beliebten Zuflucht ehemaliger Nazi-Kriegsverbrecher wie dem KZ-Arzt Josef Mengele.

Im Jahr 1989 wurde der Diktator mit einem Militärputsch gestürzt, so dass er des Landes verwiesen wurde und flüchten musste. Das Land Brasilien nahm ihn auf. Er erhielt politisches Asyl mit der Begründung, dass er in seiner Heimat mit dem Tod bedroht würde. In der brasilianischen Hauptstadt Brasília lebte er lange Jahre in einer luxoriösen Unterkunft. Versuche, ihn für seine Verbrechen während seiner Amtszeit zur Rechenschaft zu ziehen, schlugen fehl. Auslieferungsanträge von Paraguay wurden abgelehnt. Er wurde in Paraguay wegen Mordes und Folter angeklagt.

Die Außenministerin des Landes, Leila Rachid, kündigte an, es werde kein Staatsbegräbnis geben.

Quellen