Otto Wolff von Amerongen gestorben

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Köln (Deutschland), 10.03.2007 – Im Alter von 88 Jahren ist am vergangenen Donnerstag, dem 8. März 2007, der auch als „heimlicher Osthandelsminister“ bezeichnete Otto Wolff von Amerongen in seiner Heimatstadt Köln verstorben. Er war einer der einflussreichsten Industriellen der deutschen Nachkriegsgeschichte.

Im Alter von 22 Jahren übernahm von Amerongen 1940 die Stahlfirma seines Vaters.

Kritiker warfen ihm vor, während des Dritten Reiches von niederländischen, französischen und belgischen Juden beschlagnahmte Wertpapiere für das Hitlerregime an internationalen Börsen veräußert zu haben, damit für den Krieg dringend benötigte Devisen ins Land kämen. Die beiden Journalisten Ingolf Gritschneder und Werner Rügemer hatten dazu monatelang recherchiert und in einer Dokumentation, die 2001 erstmalig unter dem Titel „Hehler für Hitler“ ausgestrahlt wurde, das Thema an die Öffentlichkeit gebracht. Zu den Vorwürfen nahm von Amerongen jedoch nie öffentlich Stellung.

Nach dem Krieg stieg er zu den mächtigsten Männern der deutschen Wirtschaft auf. Den Posten des Präsidenten des Deutschen Industrie- und Handelstages (DIHK) hatte von Amerongen zwischen 1969 und 1988 inne, den so genannten Ost-Ausschuss leitete er bis zum Jahr 2000.

Während des Kalten Krieges agierte von Amerongen als Bindeglied zwischen der deutschen Wirtschaft und Ländern des Ostblocks. Er bereitete erste Handelsverträge mit China und der Sowjetunion mit vor. Andere westdeutsche Unternehmer standen diesem Handeln eher skeptisch gegenüber. „Ich habe nicht das Vaterland zu retten, ich will Geschäfte machen“ war jedoch schon der Leitspruch seines Vaters, dem auch Amerongen folgte. Michail Gorbatschow, früherer Präsident der Sowjetunion, bezeichnete ihn gar als „ältesten Pionier der Arbeitsbrigade Deutschland/Sowjetunion“.

Seine Firma mit 30.000 Mitarbeitern und etwa 200 Beteiligungen verkaufte von Amerongen 1990 an die Düsseldorfer Thyssen AG. Zuvor hatte er wirtschaftliche Misserfolge zu verzeichnen. Die PHB Weserhütte AG, die 1983 mehrheitlich übernommen wurde, musste vier Jahre später einen Vergleich anmelden, nachdem die Firma über 200 Millionen Mark Verluste gemacht hatte.

Dass Otto Wolff von Amerongen lange Zeit zu dem engeren Kreis der exklusiven Bilderberg-Gruppe gehörte, findet in der deutschen Öffentlichkeit dagegen wenig Beachtung. Sein Name wird in diesem Zusammenhang in einem Atemzug mit internationalen Wirtschaftsgrößen wie Rockefeller, der italienischen Agnellifamilie oder auch den Rothschilds genannt.

Viele bedeutende Politiker wie Henry Kissinger, der ehemalige Weltbankpräsident Wolfensohn oder auch alle NATO-Generalsekretäre der vergangenen 30 Jahre nahmen an diesen Treffen seltsamerweise als Privatpersonen teil, die von der Öffentlichkeit ausgeschlossen jedes Jahr stattfinden. Auch die aktuelle deutsche Bundeskanzlerin Merkel, deren Vorgänger Schröder oder Ex-Verteidigungsminister Rudolf Scharping waren in der Vergangenheit bei diesen Versammlungen anwesend.

Als erster Deutscher hatte er einen Aufsichtsratposten des US-Ölkonzerns Exxon inne. Auch im Kontrollgremium der Deutschen Bank war von Amerongen jahrelang vertreten.

Mit dem Tod von Amerongens, der seit Jahren krank war, verliert die Deutschland eine undurchsichtige „graue Eminenz“.

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Quellen