Orhan Pamuk erhält Literaturnobelpreis 2006

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Artikelstatus: Fertig 14:50, 13. Okt. 2006 (CEST)
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Stockholm (Schweden), 13.10.2006 – Die „Svenska Akademien“ hat den diesjährigen Literaturnobelpreis an den türkischen Schriftsteller Orhan Pamuk vergeben, der laut Pressemitteilung „auf der Suche nach der melancholischen Seele seiner Heimatstadt neue Sinnbilder für Streit und Verflechtung der Kulturen gefunden hat“. Es ist das erste Mal, dass diese Auszeichnung an einen türkischen Schriftsteller geht.

Der 1952 in Istanbul geborene Schriftsteller hatte im vergangenen Jahr den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhalten. In seinen historischen Romanen befasst er sich häufig mit der Identitätskrise, in der sich seine türkische Heimat auf dem Weg aus dem Orient in den Okzident befindet.

Die bekanntesten Romane Orhan Pamuks, „Die Weiße Festung“, „Mein Name ist Rot“ und „Schnee“, wurden in mehr als dreißig Sprachen übersetzt und mit internationalen Preisen ausgezeichnet.

In seinem Heimatland ist Orhan Pamuk sehr umstritten, da er Kritik an der türkischen Haltung zu dem Völkermord an den Armeniern während des Ersten Weltkrieges geäußert hatte und sich deshalb 2005 vor Gericht wegen „Öffentlicher Herabsetzung des Türkentums“ verantworten musste. In einem Interview mit dem Tages-Anzeiger, einer überregionalen Tageszeitung, die in Zürich aufgelegt wird, hatte er zu dem Völkermord an den Armeniern Stellung genommen: „Man hat hier 30.000 Kurden umgebracht und eine Million Armenier. Und fast niemand traut sich, das zu erwähnen. Also mache ich es. Und dafür hassen sie mich.“ Das Gerichtsverfahren hatte europaweit für Aufsehen gesorgt, drohte dem Autor doch eine mehrjährige Haftstrafe. Pamuk stellte den Prozess selbst in den Zusammenhang der Aufnahme der Türkei in die Europäische Union und sprach in diesem Zusammenhang von einer neuen Dimension: „Und diese Dimension bedeutet, dass in der Türkei die Freiheit des Gedankens und des Wortes herrschen muss, und dass die Menschenrechte gelten müssen.“ Der von der Europäischen Union kritisierte Prozess wurde Anfang 2006 eingestellt.

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Quellen