Lebende Legende der Kurven - Oscar Niemeyer feiert seinen 100sten

aus Wikinews, einem freien Wiki für Nachrichten
Veröffentlicht: 23:33, 14. Dez. 2007 (CET)
Bitte keine inhaltlichen Veränderungen vornehmen.

Hamburg (Deutschland), 14.12.2007 – Wenn am morgigen Samstag in ausgelassen-brasilianischer Feierlaune die Sektkorken fliegen, wird aus aller Welt der Blick in ein Architekturbüro von Rio De Janero gerichtet sein. Im Schatten des Zuckerhutes feiert dann Oscar Niemeyer seinen 100. Geburtstag.

Oscar Niemeyer
Kathedrale von Brasilia

Oscar Niemeyers anhaltender Erfolg im alten Stile der Architekturbildung wird seit Jahrzehnten dokumentiert mit einer stattlichen Bilanz von weit mehr als 500 Projekten. Bereits kurz nach seinem Studium 1934 an der „Nationalen Schule der Schönen Künste“ in Rio de Janeiro wurden unter seinem Mitwirken international beachtete Projekte realisierte, beispielsweise der Kulturpalast, zuvor Ministerium für Bildung und Gesundheit in Rio de Janeiro, oder das Haus von Oswald de Andrade in São Paulo. Mit der Gestaltung des brasilianischen Pavillons auf der Weltausstellung 1939 in New York City gelang Niemeyer der internationale Durchbruch. Die Zusammenarbeit mit Le Corbusier festigte seinen Ruf als herausragenden Architekturdesigner. Le Corbusier ließ sich von Niemeyer im Planungsgremium der UNO für das neue Hauptquartier der Vereinten Nationen in New York City in der Zeit von 1947 bis 1953 vertreten. Niemeyers Aktivitäten haben auch in Deutschland Spuren hinterlassen. Mit seiner Handschrift wurde ein Appartementhaus für das Hansaviertel in Berlin (1957) gebaut.

Niemeyer hat sich in dem Schaffenszeitraum von sieben Jahrzehnten handwerklich viel mehr als ein Zeichner verstanden und sich für seine Entwürfe in besonderem Masse inspirieren lassen von den Formen des weiblichen Körpers. Aus „Form follows Function“ wurde „Form follows Feminin“. Wie der Betonbauer nie müde wurde zu betonen, „seien ihm rechte Winkel und Kapitalismus verhasst“. Niemeyer lebte wegen seiner Mitgliedschaft in der Kommunistischen Partei in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts zu jener Zeit im Exil in Frankreich.

Niemeyers berühmtestes Projekt ist Brasilia, die „Hauptstadt aus dem Nichts“, zwischen 1957 und 1964 von ihm realisiert. Brasilia ist heute eine Metropole mit mehr als zwei Millionen Einwohnern. Kurz vor seinem 99. Geburtstag hat sich Niemeyer frisch verheiratet. Als ein Visionär von einer Stadt des besseren Lebens ist er ungebrochen voller Tatendrang. Im Jahre 2014 möchte Niemeyer für die Fußball-WM in Brasilien das Maracana-Stadion einweihen. Es scheint, von dem „Playboy-Architekten”, wie Niemeyer tituliert wurde, kann noch viel Überraschendes erwartet werden.

Quellen