Larsen C — Zeichen des Klimawandels?

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Veröffentlicht: 15:46, 22. Jul. 2017 (CEST)
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Der Riss durchquert das Eis

Antarktika, 21.07.2017 – Auf der Südhalbkugel ist ein ungewöhnlich großer Eisberg abgebrochen: ein Stück des Larsen-C-Eisschelf sei nach Angaben der Raumfahrtbehörde der Vereinigten Staaten, der NASA, zwischen dem 10. und dem 12. Juli abgebrochen. Bei dem Abbruch lösten sich etwa 5.800 Quadratkilometer des Eisschelfes. Dies entspricht der doppelten Fläche im Vergleich zum deutschen Bundesland Saarland. Der Eisberg wiegt rund eine Billion Tonnen und ragt rund 210 Meter tief ins Wasser. Seine Fläche entspricht etwa 12 % des gesamten Eisschelfes von Larsen C.

Wissenschaftler warnten schon lange vom Abbruch

Karte des Eisschelfes

Bereits seit über einem Jahr warnen Wissenschaftler mithilfe von Satellitenbildern von der Trennung der Eismassen. 2015 wurde ein hundert Meter dicker Riss entdeckt, welcher durch die Eismassen klaffte. Mit der Zeit wuchs der Riss in die Länge, sodass im Mai 2017 der Riss bereits 20 Kilometer, im Juli 2017 schon fünf Kilometer, an die Eiskante kam. Des Weiteren gabelte sich der meterbreite Riss in mehrere Ärmel.

Zuerst nahmen Wissenschaftler des Eisforschungsprojekt „Project MIDAS“ einen Zerfall des Schelfes an, sobald er abbricht. „Wir erwarten, dass diese Risse zur Bildung mehrerer kleinerer Eisberge führen werden, zusätzlich zum großen Tafeleisberg mit rund 5.800 Quadratkilometer“, so die Eisforscher damals.

Larsen-C kann Meeresspiegel erhöhen

Durch die Lösung von Eismassen kann sich Larsen-C destabilisieren, weshalb er dann wahrscheinlich zusammenbrechen wird. Durch das Zusammenbrechen werden riesige Mengen Wasser freigesetzt, die schließlich den Meeresspiegel deutlich erhöhen. Forscher warnen, dass der weltweite Meeresspiegel um zehn Zentimeter ansteigen könne, wenn alle Gletscher, die Larsen-C festhielt, schmelzen würden.

Bis der Koloss jedoch endgültig geschmolzen sein wird, kann es noch Jahre dauern. Nach anderen Experten zufolge wird durch den Abbruch des Eises wahrscheinlich kein Anstieg des Meeresspiegels zu befürchten sein. Torsten Albrecht, der am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung arbeitet, begründet, dass ständig Eisbrocken in der Antarktis schmelzen würden und dies keinen Anstieg des Meeresspiegels hervorbrachten. So wird sich der Meeresspiegel auch bei diesem Eisschelf nicht erhöhen.

Forscher des Alfred-Wegener-Instituts teilen mit, dass jedoch von keiner Gefahr für den Menschen auszugehen sei. Eine große Gefahr jedoch sei für Schiffe auszugehen, sobald er Routen von Schiffen kreuzt. Besonders betroffen sein wird die Drake-Passage an der Südspitze Südamerikas. „Im Falle dieses Eisbergs sind wir noch nicht sicher, was genau passieren wird. […] Egal ob er ganz bleibt oder in Stücke zerbricht, werden ihn die Meeresströmungen aber nach Norden treiben, vielleicht sogar bis zu den Falkland-Inseln“, so Anna Hogg von der University of Leeds. CryoSat-2 und Sentinel-1 werden die Passage überwachen, um Sicherheit für die Schiffe bieten zu können.

Eisberg wird vermutlich nach Norden abtreiben

Der 175 Kilometer lange und 50 Kilometer breite Eisgigant ist einer der größten Eisberge, welche Forscher in den letzten dreißig Jahren registriert hätten. Die 5.800 Quadratkilometer des Eisschelfes treiben in Richtung Norden ab. Mithilfe des Satelliten CryoSat-2 haben Forscher der University of Edinburgh errechnet, wohin der Eisberg voraussichtlich driften wird. Demnach könnte er 2.500 Kilometer bis zu den Falklandinseln treiben.

Jedoch halten Wissenschaftler es auch für möglich, dass der Eisberg nach Südgeorgien strömen werde und dann schließlich dort vor der Küste in einzelne Stücke zerfallen werde. Dem japanischen Wissenschaftler Haru Matsumoto zufolge werde es nicht einmal zwei Jahre dauern, bis der Eisberg geschmolzen sein wird.

Wird die Antarktis grün?

Aus einem Bericht des Spiegels und anderer Medien geht hervor, dass der kalte und schneebedeckte siebte Kontinent, die Antarktis, „immer grüner“ wird. Beispielsweise wachsen in der Antarktis bereits Moose. Der weiße Kontinent wechsle allmählich seine Farbe zu grün. An dieser Farbänderung ist der Klimawandel schuld. Das Forscherteam um Matthew Amesbury von der University of Exeter fand heraus, dass sich das Wachstum von Moos in den vergangenen 50 Jahren rasant beschleunigt habe. Dies sei eine „dramatische Auswirkung“ des globalen Klimawandels.

Abgebrochenes Eisschelf kommt in den neuen Dierke-Weltatlas

Weltkarte des Orontius Finaeus aus dem Jahr 1531, Südhemisphere mit hypothetischer Terra Australis

Wie das Wochenmagazin „Die Zeit“ berichtet, soll ab dem Jahre 2018 die Auflage des neuen Dierke-Weltatlasses das abgebrochene Schelfeis von Larsen-C verzeichnen. Gegenüber dem Wochenmagazin meinte der zuständige Abteilungsleiter, dass es von der Antarktis eine Karte im Maßstab von eins zu zwölf Millionen gebe: „Da wäre das abgebrochene Stück schon gut daumennagelgroß.“

Wenn der Meeresspiegel steigt, sind viele Länder davon betroffen

Mit der Erderwärmung, dem Klimawandel, schmilzt das Eis an den Polen, weshalb der Meeresspiegel einigen Prognosen zufolge bis Mitte des 21. Jahrhunderts weiter ansteigen wird. Konservative Schätzungen gehen von einem Anstieg von etwa einem halben Zentimeter pro Jahrzehnt aus, was fünf Zentimetern innerhalb von 100 Jahren entsprechen würde. Einige Prognosen bis 2100 umfassen eine Bandbreite zwischen 30 Zentimetern und zwei Metern Anstieg.

Der Anstieg des Meeresspiegels seit 1870 beträgt etwa 25 Zentimeter

Von dem Anstieg des Meeresspiegels sind vor allem flache Inseln in den Tropen betroffen, zu welchen zum Beispiel die Malediven im Indischen Ozean oder die Fidschi-Inseln in der Südsee zählen. Die Existenzen dieser kleinen Inseln sind schon bei einem Anstieg des Meeresspiegels um einen Meter bedroht. Die flachen Gebiete in West- und Nordeuropa sind durch Küstenschutzmaßnamen nicht allzu stark vom Anstieg bedroht. Lediglich ab einem Anstieg um fünf Meter wären viele Küstenabschnitte auf dem europäischen Kontinent bedroht. Jedoch werden stärkere und häufiger auftretende Sturmfluten die Küsten in Europa bedrohen.

Am stärksten vom Anstieg des Meeresspiegels ist das bevölkerungsreiche und arme Land Bangladesch betroffen. Der Anstieg würde Millionen Bengalen heimatlos machen. Auch das ägyptische Nildelta ist von den Folgen betroffen. In der Küstenstadt Alexandria müssten die Hälfte der 4,5 Millionen Einwohner fliehen, wenn der Meeresspiegel um 50 Zentimeter steigen würde. Die amerikanischen Millionenstädte sind auch von den Folgen betroffen. Der amerikanische Fernsehsender Cable News Network (CNN) berichtet, dass Forscher mehrere Szenarien vorgestellt hätten. Demnach seien 50 Großstädte in den Vereinigten Staaten davon betroffen, darunter Teile von New York City und Boston. Jedoch werden Schutzmaßnahmen ergriffen, um dem Verschwinden von Land entgegen zu wirken.

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Quellen[Bearbeiten]