IWF-Direktor Dominique Strauss-Kahn unter Verdacht wegen versuchter Vergewaltigung

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Veröffentlicht: 23:52, 15. Mai 2011 (CEST)
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Dominique Strauss-Kahn

New York (Vereinigte Staaten), 15.05.2011 – Der Direktor des Internationalen Währungsfonds (IWF) Dominique Strauss-Kahn wurde am gestrigen Samstag von der New Yorker Polizei festgenommen. Ihm wird ein sexuell motivierter Angriff auf eine 32-jährige Hotelangestellte („Zimmermädchen“) in der Luxussuite seines Hotels in Midtown Manhattan vorgeworfen. Die Anklage wird, so Reuters, auf versuchte Vergewaltigung und Freiheitsberaubung lauten. Strauss-Kahn sollte noch heute einem Richter vorgeführt werden. Sein Anwalt wird auf „nicht schuldig“ plädieren.

Der 62-Jährige soll nackt auf die zum Saubermachen gerufene Angestellte zugegangen sein und sie bedrängt haben. Nachdem sie sich losreißen konnte, soll er sie erneut zu fassen bekommen haben. Er soll im Verlauf des Geschehens auch das Zimmer abgesperrt haben. Zudem wird berichtet, er habe versucht, die Unterhose des Opfers herunterzureißen. Berichte, es sei zu Oralsex gekommen, wurden jedoch von der Polizei dementiert. Das Zimmermädchen konnte zuletzt flüchten. Wegen leichter Verletzungen wurde sie im Krankenhaus behandelt.

Nach dem Vorfall soll Strauss-Kahn zum Kennedy-International-Airport geeilt sein, wo er dann von der Polizei zehn Minuten vor dem Start aus einer Air France-Maschine geholt und ohne Widerstand festgenommen worden sei. Laut New York Times wurde er dann um 02:15 Uhr New Yorker Zeit in einer Zelle der Polizeiabteilung für Sexualverbrechen inhaftiert.

Der oft nur kurz als „DSK“ bezeichnete Politiker galt als möglicher französischer Präsidentschaftskandidat bei den Wahlen im nächsten Jahr. Dabei hatte er laut aktuellen Umfragen gute Chancen auf einen Sieg.

In zwei anderen, zurückliegenden Affairen seiner Karriere wurde Strauss-Kahn letztlich weitgehend entlastet.

Strauss-Kahn war auf dem Weg nach Deutschland, wo er die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel treffen wollte. Der IWF ist eng eingebunden in die internationalen Bemühungen zur Bewältigung der Schuldenkrise im Rahmen von Rettungsprogrammen für Griechenland, Irland und Portugal. Darüber sollte auch bei dem Treffen zwischen Strauss-Kahn und Merkel gesprochen werden. Für Montag stand ein Treffen Strauss-Kahns mit den Finanzministern im Euro-Raum auf dem Terminkalender. Auf dieser Sitzung soll über ein Hilfspaket für Portugal entschieden werden.

Laut New York Times wurde bereits ein neuer Managing Director für Strauss-Kahn benannt. Es handelt sich um den stellvertretenden Direktor des IWF John Lipsky, einen ehemaligen Banker (JPMorgan Chase & Co.), der auch schon im US-Schatzamt in einer Führungsposition tätig war.

Hochrangige französische Politiker reagierten mit Bestürzung auf die Nachricht. Ein ranghoher Politiker der konservativen Regierungspartei UMP, Renaud Muselier, kommentierte den Vorfall mit den Worten: „Das ist eine Katastrophe für unser Land und für unser Bild nach außen, denn er ist der Chef des IWF. Das mischt die Karten für die Präsidentenwahl komplett neu.“ Martine Aubry, Vorsitzende der französischen Sozialisten, sagte, die Nachricht habe „wie ein Blitz eingeschlagen“.

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