Google-Studie: 95 Prozent aller Webuser benutzen die Suchmaschine aus Kalifornien

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Veröffentlicht: 12:07, 18. Jan. 2008 (CET)
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Hamburg (Deutschland), 18.01.2008 – Wie schon Anfang Dezember 2007 in der Presse berichtet wurde, stellen die Ergebnisse einer Studie aus Österreich das Unternehmen Google als eine weltweite Bedrohung dar. Die Studie mit dem englischen Originaltitel „Report on dangers and opportunities posed by large search engines, particularly Google“ wurde bereits am 30. September 2007 abgeschlossen, die gesamtgesellschaftlich brisanten Inhalte gelangten aber bis vor Kurzem nicht an die Öffentlichkeit. Sie wurde von der österreichischen Karl-Franzens-Universität Graz durchgeführt. Hierin wurde als Ergebnis und Empfehlung aus der Untersuchung zur weltweit führenden Marktposition der kalifornischen Suchmaschine gefordert, Google auf verschiedenen Gebieten seiner unternehmerischen Betätigungsfelder zu stoppen. Die Begründung: „Google stelle eine ernsthafte Bedrohung dar“.

Studienhintergrund und -inhalte

Ein Forschungsteam an der Grazer Universität unter der Leitung von Prof. Dr. Dr. Hermann Maurer, Leiter des Instituts für Informationssysteme und Computermedien (IICM) lieferte ein Szenario, das an eine Neuauflage von George Orwell's „Big Brother“ erinnert. Demnach habe sich Google eine unakzeptable Monopolstellung auf vielen Gebieten des Internets geschaffen.

Die in der Öffentlichkeit zu dieser 187-Seiten-starken Studie zum Teil bereits überhitzte Diskussion mag vorneweg relativiert werden. Es ist richtig, dass der Studienleiter Prof. Dr. H. Maurer seit 1. Januar 2006 stellvertretender Aufsichtsratvorsitzender der NewHyperG - AG (Hyperwave - Graz) ist, ein Unternehmen das im Bereich so genannter „Collaborativer Systeme“ und „Videokonferenzsysteme“ Produktlösungen anbietet. Auch hier betätigt sich Google mit webbasierten Applikationen (Lösung für Projektmanagement, Arbeitszeiterfassung sowie Kunden- und Personalverwaltung) unter dem Produktnamen „Google Group“ aus der Zusammenfassung seiner Einzeldienste „GMail“, „Google Calendar“ und „Google Talk“. Google zielt allerdings auf den Privatmarkt „Google Group Home“ (Einzelanwender, Vereine und ähnliche), während „Hyperwave“ auf die professionelle Anwendergruppe „Geschäftskunden“ zielt.

Google wurde im September 1998 von Larry Page und Sergey Brin als Google, Inc. gegründet. Der Firmenname leitet sich aus „Googol“ ab, ein mathematischer Fachbegriff für eine Eins gefolgt von 100 Nullen. Google verwendet diesen Begriff, um das Ziel des Unternehmens zum Ausdruck zu bringen: die Organisation der enormen Menge an Informationen, die im Web verfügbar ist.

Die Zahlen im Einzelnen: Monatlich werden zirka 61 Billionen Suchanfragen gemessen. In Nordamerika bedienen sich die Internetuser der Google-Suchfunktion zu zirka 57 Prozent aller Onlinesuchen. Etwa 95 Prozent der Nutzer benutzen manchmal die Suchmachine aus Kalifornien.

Die Gefahr von Google gehe dabei nicht ausschließlich von der Dominanz im Segment der Suchmaschinen aus. Google operiert auf vielen weiteren Dienstleistungsfeldern. Eine Ausdehnung durch zu erwartende Zusammenschlüsse mit weiteren Marktteilnehmern wird von Prof. Dr. Dr. Maurer als „unakzeptabel“ bezeichnet.

Google in Zahlen:

  • Durchsuchte Webseiten: über acht Milliarden
  • Bilder: über eine Milliarde
  • Usenet-Mitteilungen: Eine Milliarde
  • Sprachen, für die Google eine Nutzeroberfläche bietet: Mehr als 100
  • Sprachen, in denen Google Ergebnisse bietet: 35
  • Internationale Domains: Mehr als 100
  • Mitarbeiter: Mehr als 3.000 weltweit

Die Grazer Studie besagt auch, dass Google massiv in die Privatsphäre der Nutzer eingreifen könnte. Google als Unternehmen weiß mehr über Individuen und gewerbliche Einrichtungen als jede andere Organisation. Ein Schutz durch nationale Bestimmungen zum Datenschutz gegenüber Google gibt es nicht. Der Einsatz von so genannten „Data-Mining-Tools“ innerhalb seiner Applikation „Suchfunktion“ wie beispielsweise „Google Earth“ oder „Gmail“ führt zur massisven Anhäufung von Daten. Die österreichischen Forscher warnen davor, dass die Suchmaschine Google über das Potential verfügt, sich durch die Verwendung dieser Daten in eine weltweit grösste Detektei zu verwandeln. Das Risiko sei besonders dadurch gegeben, auch wenn Google zurzeit dieses Potential nicht ausschöpfen würde, wenn das Unternehmen in der Zukunft den Interessen seiner Anteilseigner gerecht werden müsste.

Die Grazer-Studie begründet die Einschätzung von Google als „globale Gefahr“ besonders dadurch, daß das Ranking der Suchergebnisse (Linklisten) und die Art der Werbeplatzierung die Wirtschaftssysteme beeinflusse. Je mehr ein Unternehmen bezahlt, um so öfter wird es durch Google sichtbar gemacht. In der Studie geht man auch davon aus, dass Manipulationen durch die Suchabfragen selbst anwachsen könnten. Google könnte in der Zukunft zur Wahrung seiner Geschäftsinteressen in den Suchergebnislisten zahlende Kunden auf den vorderen Plätze platzieren.

Die größere Gefahr, durch die das Forschungsteam um Prof. Dr. Maurer in seinen Analysen beunruhigt wurde, gehe davon aus, dass Google über ein nahezu universelles Wissen verfüge, also darüber Bescheid wisse, was in der Welt geschieht, und dies für seine Zwecke missbrauchen könnte. Konkret: die Aktienmärkte für den eigenen Vorteil von Google (mit-)gestalten.

Die von der Menschheit produzierten Daten der Gegenwart basieren in vielen Bereichen auf Google und Wikipedia. Sollte dieses Datenangebot die Wirklichkeit nicht wiederspiegeln, könnte sich damit eine Störung/Verzerrung der Wirklichkeit einstellen. Im Weiteren gebe es einige Anzeichen für eine Art von Kooperation zwischen Google und Wikipedia. Statistische Auswertungen weisen nach, dass eine randomisierte Auswahl von Wikipedia-Einträgen bei Google beständig höher gerankt würden als im Vergleich mit der Ergebnispositionierung bei anderen Suchmaschinen.

Quellennachweis