Erneut Proteste in Tibet – Klöster abgeriegelt

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Veröffentlicht: 13:27, 30. Mär. 2008 (CEST)
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Jokhang-Kloster in Lhasa

Lhasa (Volksrepublik China), 30.03.2008 – Angaben der tibetischen Exilregierung in Indien zufolge fanden gestern in Tibet erneut Massendemonstrationen statt, die von den Klöstern in Lhasa ausgingen. Demzufolge sollen sich am Samstag gegen 14 Uhr (Ortszeit Tibet) in der Nähe des Ramoqê-Tempels und des Jokhang-Klosters in der Altstadt von Lhasa Menschen versammelt haben, die dann zu einer Demonstration aufbrachen. Innerhalb kürzester Zeit sollen sich dann tausende (nach anderen Quellen mehrere hundert) Menschen dem Zug angeschlossen haben. Anderen Berichten zufolge sollen die genannten Klöster sowie Teile der Altstadt Lhasas danach von Polizeikräften abgeriegelt worden sein.

Journalisten haben zurzeit große Schwierigkeiten, an neutrale Informationen über die Situation in Tibet zu gelangen, weil die chinesische Regierung eine Berichterstattung aus der Region durch die Sperrung der gesamten Region für Ausländer erschwert. Die vorhandenen Quellen von Exil-Tibetern sind nur schwer oder gar nicht nachprüfbar.

Am 29. März wurde der Presseagentur UPI zufolge einer Gruppe von ausländischen Diplomaten in Begleitung chinesischer Behördenvertreter erlaubt, Tibet zu bereisen. Am 27. März war ausgewählten Journalisten auch eine geführte Besichtigung von Lhasa erlaubt worden. Dabei war es einer Gruppe von 30 Mönchen gelungen, zu den Journalisten vorzudringen. Sie beklagten sich über die Unterdrückung ihrer Religion. Die chinesischen Behörden wollten, so die Internationale Kampagne zur Rettung Tibets, durch diese Besichtigung Lhasas nachweisen, dass die Lage unter Kontrolle sei. Den Angaben der Organisation zufolge sollen einige Klöster buddhistischer Mönche im Zentrum Lhasas von der Versorgung mit Wasser und Nahrungsmitteln abgeschnitten sein.

Das religiöse Oberhaupt der Tibeter, der im Exil lebende Dalai Lama, klagte die chinesische Regierung gestern erneut des „kulturellen Völkermords“ an. Durch die gezielte Ansiedlung von Chinesen in Tibet sollten die Tibeter in ihrem eigenen Land zur Minderheit gemacht werden. In der tibetischen Hauptstadt Lhasa lebten seinen Angaben zufolge zurzeit 100.000 Tibeter, aber doppelt so viele Chinesen. Für die Zeit nach den Olympischen Sommerspielen in Peking erwarte er eine Umsiedlung von einer weiteren Million Chinesen nach Tibet.

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Quellen