Duldet Saudi-Arabien notfalls Überflug israelischer Militärmaschinen?

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Veröffentlicht: 15:39, 16. Jun. 2010 (CEST)
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Die Karte zeigt den Nahen Osten

London (Vereinigtes Königreich) / Riad (Saudi-Arabien), 16.06.2010 – Zu Spekulationen hat am Wochenende ein Bericht der britischen Tageszeitung „The Times“ geführt. Demnach soll es eine Geheimvereinbarung geben, mit der die saudi-arabische Regierung einen Überflug israelischer Flugzeuge im Falle eines Militärschlags gegen den Iran tolerieren würde. Diese Meldung wurde inzwischen von der amtlichen saudi-arabischen Presseagentur dementiert. Das Land weise „die Verletzung seiner Souveränität und die Verwendung seines Luftraums durch Jedermann zum Angriff eines Landes zurück“, hieß es in der Erklärung. Die Presseagentur berief sich auf einen Angehörigen des Außenministeriums, benannte diese Person jedoch nicht. Weiter hieß es in der Erklärung, die britischen Medienberichte beruhten auf „Rufmord und falschen Anschuldigungen“.

Die „Times“ hatte am Samstag, dem 12. Juni, unter Berufung auf nicht näher identifizierte Quellen berichtet, Saudi-Arabien würde einem Überflug entlang seiner Nordgrenze zustimmen, falls Israel einen Angriff gegen iranische Atomanlagen fliege. Die entsprechenden Luftabwehrraktensysteme würden ausgeschaltet, solange die Israelis diesen Korridor durchflögen. „Die Saudis haben den Israelis ihre Einwilligung zum Überflug gegeben, und sie werden in die andere Richtung schauen“, zitierte die Zeitung eine Quelle in US-Militärkreisen aus der Region. Demnach sollen Tests durchgeführt worden sein um sicherzustellen, dass es zu keinen Missverständnissen mit saudischen Flugzeugen komme und keine Maschine abgeschossen werde. Auch das US-Außenministerium habe zugestimmt.

Die Zeitung schrieb weiter, dass saudische Verteidungskreise informiert seien, dass es eine Vereinbarung zwischen Saudi-Arabien und Israel gebe, falls sich dieses zum Angriff auf Iran entscheide. In dem Bericht werden vier primäre Ziele benannt, deren Bekämpfung Israel angeblich im Auge habe. Dabei soll es sich um den Schwerwasserreaktor in Arak, die Urananreicherungsanlagen in Natanz und Qom und eine Anlage in Isfahan handeln. Die genannten Ziele liegen rund 2.500 Kilometer von israelischem Gebiet entfernt, wodurch eine Luftbetankung erforderlich ist. Außerdem müsse der Irak überflogen werden, was eine Zustimmung zumindest von amerikanischer Seite erforderlich mache. Bislang verfolgt die Regierung Obamas jedoch noch eine diplomatische Lösung des Konflikts.

Militäranalysten sagen, dass sich Israel bislang nicht zum Angriff entschlossen habe, weil es noch keine Zustimmung durch die Vereinigten Staaten und die arabischen Staaten habe. Sollten jedoch die jüngst verschärften Sanktionen sich als nutzlos erweisen, werde der Druck auf die US-Regierung zunehmen, einer israelischen Militäraktion zuzustimmen, schrieb die Zeitung.

Saudi-Arabien unterhält mit Israel keine diplomatischen Beziehungen und begründet dies mit der Besetzung palästinensischer Gebiete. Der sunnitische Staat ist der größte regionale Konkurrent des überwiegend von Schiiten bewohnten Iran in Politik und Wirtschaft. Saudi-Arabien setzt sich für eine friedliche Lösung des Konfliktes um das iranische Atomprogramm ein.

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Quellen